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Dornen der Leidenschaft

Dornen der Leidenschaft

Titel: Dornen der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ma2
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sagte die alte, schwerkranke Dame zu ihrem Sohn – »schicke Don Timoteo Yerbabuena und seiner Frau eine Nachricht. Wir brauchen ihre Hilfe.«
    »Aber – aber Doña Gitana!« protestierte Doña Ynez, die neben ihrem Mann saß, entsetzt. »Wir wissen doch nicht einmal, ob wir den beiden trauen können! Das einzige, was wir wissen, ist, daß die Frau Aurora besucht und ihr eine traurige Geschichte erzählt hat.«
    Doña Gitana winkte ab. »Ich bin fest davon überzeugt, daß sie vertrauenswürdig ist. Felipe, tu, worum ich dich gebeten habe.«
    Kurz darauf befand sich Aurora auf dem Weg nach Cádiz, um dort auf einem von Don Timoteos Schiffen die Reise nach Peru anzutreten. Neben ihr saß in der gutgefederten Kutsche ihr jüngerer Bruder Nicolas. Der Junge war erst elf Jahre alt. Vom Weinen hatte er rotgeränderte Augen, verständlicherweise hatte er seine Heimat nicht verlassen wollen, um seine Schwester zu begleiten. Aber die Eltern hatten darauf bestanden. Aurora konnte nicht allein reisen, ohne einen Mann, der sie beschützt. Und Nicolas war der einzige männliche Verwandte. Felipe mußte in Spanien bleiben, um seine Frau und seine Mutter zu beschützen, die zu krank war, um reisen zu können.
    Besonders schwer war Aurora der Abschied von ihrer Großmutter gefallen, denn ihr war klar gewesen, daß sie sie nie wiedersehen würde. Doña Gitana war sich dessen auch bewußt gewesen.
    »Weine nicht um mich, niña« ,hatte die alte Dame gesagt, als sie liebevoll Auroras Kopf gestreichelt hatte. »Ich bin alt, ich habe ein langes und glückliches Leben hinter mir, ich bin bereit, meinem Schöpfer entgegenzutreten.«
    »Ach nein, abuela, nein!«
    »Sí, Aurora. Es ist ganz einfach so. Wenn du so lange gelebt hast wie ich, dann wirst du den Tod auch nicht mehr fürchten, niña. Ich sehne mich nach meinem Mann – und nach all meinen Freunden, die mir vorangegangen sind. Ich bin sicher, daß sie im Himmel schon auf mich warten. Das einzige, was mir schwerfällt, ist, dich hier zurücklassen zu müssen. Aurora, du warst der Stolz und die Freude meiner späten Jahre. Ich liebe dich, ich habe dich immer geliebt, das sollst du wissen. Vaya con Dios, Aurora.«
    Aurora fühlte sich entsetzlich leer und verlassen. Sie hoffte, daß sich ihre Eltern und abuela gegen ihren Feind wehren konnten. Don Timoteo und Doña Catalina hatten fest versprochen, dem Haus Montalbán beizustehen. Seit seiner Hochzeit mit Catalina hatte Timoteo Kontakt mit all den Familien aufgenommen, die schon unter Juan gelitten hatten. Diese Familien wollten jetzt Schritte gegen seinen teuflischen Stiefsohn unternehmen. Gemeinsam würde es ihnen gelingen, den Marqués zu bekämpfen. Timoteo hatte ihr auch versprochen, Lupe, Auroras Mädchen, nach Cádiz nachzuschicken, sobald sie in Madrid ankäme.
    Alles war gutgegangen. Jetzt standen Nicolas, Lupe und sie auf dem Segelschiff, das gerade den Hafen verließ. Sie war froh, die kluge und treue Lupe bei sich zu haben. Als sie sich in die Passagierliste der San Pablo eintragen sollten, hatte Lupe geschickt das Tintenfaß umgeworfen und damit ihre Namen unleserlich gemacht.
    Langsam verschwand die Küste von Spanien in der Ferne. Die Aussicht, Basilio wiederzusehen, tröstete Aurora nur wenig. Irgendeine Stimme in ihr sagte ihr, daß sie ihr Heimatland niemals wiedersehen würde.

ZWEITES BUCHS EHNSUCHT

15. KAPITEL
Am Amazonas in Peru, 1848
    Es wäre Spätherbst in Spanien gewesen, fast schon Winter. Deshalb war Aurora, die nichts über die Jahreszeiten in diesem Teil der Welt wußte, überrascht, daß am Amazonas Frühling herrschte, der fast schon in den Sommer überging.
    Das Wetter war heiß und feucht. Aurora, die die trockene Hitze Spaniens gewöhnt war, machte die hohe Luftfeuchtigkeit sehr zu schaffen. Ihr Haar klebte am Kopf. Sie fächelte sich Luft zu, aber das nützte nur wenig. Wieder und wieder wischte sie sich mit dem Taschentuch die Stirn ab und dachte sehnsüchtig an ein großes Glas mit kühlem Saft.
    »Es ist entsetzlich – diese Hitze«, klagte Nicolas, der neben ihr an der Reling stand und die Küste Brasiliens näher kommen sah.
    »Es ist noch viel schlimmer dort, wo Sie hinwollen«, sagte der Kapitän der San Pablo, der die Bemerkung des Jungen gehört hatte. Dann erklärte er: »Man kann der Feuchtigkeit in den Tropen nicht entkommen, weil es fast immer regnet. Dadurch schimmelt alles – Briefe, Bücher, Kleidung, Stiefel, Sättel –, und bald ist alles, was man besitzt,

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