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Dornen der Leidenschaft

Dornen der Leidenschaft

Titel: Dornen der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ma2
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verrottet.«
    Natürlich freuten sich weder Aurora noch Nicolas über diese Information. Aurora biß sich auf die Lippen und überlegte sich, warum sich Basilio nicht einen angenehmeren Ort als neue Heimat ausgesucht hatte. Bestimmt war der Vorbesitzer froh, daß ihr Bruder die heruntergekommene Plantage gekauft hatte! Sie fürchtete sich vor der langen, gefährlichen Reise auf dem Amazonas. Sie wäre froh gewesen, wenn sie in Belém hätten bleiben können, einer alten Stadt, in deren Hafen sie jetzt einliefen. Im Lauf der Zeit war Belém durch seine günstige Lage zur größten Handelsstadt im Amazonasdelta geworden. Es war eine lebendige, produktive Stadt, in die es Menschen aus aller Herren Länder verschlagen hatte.
    Ja, Aurora wäre gerne hiergeblieben, denn Beléms schöne Plätze, Gärten und baumgesäumte Straßen erinnerten sie an Spanien. Sie, Nicolas und Lupe warteten am Kai, bis ihr Gepäck gebracht wurde. Und nachdem sie ein angenehmes Hotel gefunden hatten, in dem sie bis zu ihrer Weiterfahrt nach Peru bleiben wollten, konnte Aurora endlich ihren Durst löschen. Sie saß auf der großen, schattigen Veranda des Hotels und nippte langsam an dem seltsamen Getränk, das ihr serviert worden war und das anders als alles schmeckte, was sie jemals getrunken hatte. Sie war froh, als Lupe ausgepackt und dafür gesorgt hatte, daß die Badewanne mit warmem Wasser gefüllt wurde. Zum erstenmal seit vielen Wochen konnte sie sich richtig waschen, zum erstenmal war sie wieder in Sicherheit auf festem Land! Aurora hatte die lange Reise über den Ozean nicht genossen, ihre Erste-Klasse-Kabinen waren klein und eng gewesen. Sie seufzte. Sie war müde, sehr müde. Sie war zwar erst sechzehn Jahre alt, hatte aber das Gefühl, daß sie schon ein langes Leben hinter sich hatte. Und dabei war erst die Hälfte der Reise überstanden!
    Basilio hatte sich im östlichen Peru niedergelassen. Sie hatte sich darüber gewundert, bis ihr der Kapitän der San Pablo erzählt hatte, daß sich der Boden dort gut für den Anbau von Zuckerrohr und Kaffee eigne. Außerdem war das Land im östlichen Peru sehr billig, weil es so isoliert lag. Nicht viele Menschen wollten sich so tief im Landesinneren niederlassen. Aber Basilio hatte sich dazu entschlossen. Wahrscheinlich hatte er befürchtet, daß Don Juan sogar die Küstenstädte der Neuen Welt nach ihm absuchen würde.
    Deshalb würden Aurora und die anderen den Amazonas hinauffahren müssen, und sie ängstigte sich jetzt schon davor. Sie würde, wie alle Reisenden es schon seit Jahrhunderten taten, in primitiven, von Indianern gelenkten Einbäumen fahren.
    Im Hafen hatte sie ein paar dieser schwerbeladenen Einbäume gesehen. Sie fürchtete sich davor, eines dieser unsicher wirkenden Boote besteigen zu müssen, hatte aber keine Wahl. Sie konnte nicht in Belém bleiben, wo nur ihr elfjähriger Bruder und Lupe sie beschützen konnten. Sie mußte zu Basilio und Francisca gelangen, Basilio war ihr älterer Bruder und erwachsen. Außerdem mußte sie ihm das sorgfältig im Koffer versteckte Gold bringen, das er so dringend brauchte.
    Ja, sie würde nach Peru reisen, zu der abgelegenen Plantage Esplendor, die Basilio gekauft hatte. Ihr blieb keine andere Wahl. Dafür hatten Don Juan und Sor Patrocinio gesorgt.
     
    Er war unter vielen Namen bekannt – Amazonas, Solimoes, Maranon, Maranhao –, aber wie immer er auch genannt wurde, er war in jedem Fall der größte Fluß der Welt. Aurora konnte sich kaum vorstellen, daß sich schon vor Jahrhunderten mutige Männer freiwillig durch den feuchten Dschungel von Südamerika geschlagen hatten – unter den allerprimitivsten Bedingungen. Alle hatten nach Reichtümern gesucht, in erster Linie nach Gold. Und fast alle waren auf der Suche nach El Dorado – der Vergoldeten –, einer vergessenen Stadt, gewesen, die so reich gewesen sein sollte, daß selbst die Straßen mit Gold gepflastert waren. Die Indianer erzählten sich, daß El Dorado einmal von einem jungen Spanier, Don Santiago Roque y Avilés, gefunden worden war. Die Götter hatten ihn dafür gestraft, daß er die Stadt geplündert hatte, und er war dem Wahnsinn anheimgefallen. Als er starb, nahm er das Geheimnis, wo El Dorado lag, mit sich ins Grab.
    Diese und andere Geschichten erzählten die Indianer Aurora während der langen Fahrt im Einbaum. Zu ihrer Überraschung hatte Aurora entdeckt, daß die kleinen Boote, die ihr zuerst als äußerst unsicher erschienen waren, sich als sehr bequem und

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