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Dornen der Leidenschaft

Dornen der Leidenschaft

Titel: Dornen der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ma2
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vorgerückt, und der Weg war kaum mehr zu erkennen. Deshalb war Aurora völlig unvorbereitet, als das Haus plötzlich vor ihr stand. Es schien ihr, als ob sie eine Ewigkeit dort stünde, so schockiert war sie. Nicht etwa, weil das Herrenhaus eine Ruine war, sondern weil sie sich sofort daran erinnerte, daß abuela dieses Haus vor sich gesehen hatte, als sie ihr die Zukunft aus den Karten gelesen hatte. Aurora hatte irgendwie das Gefühl, als ob sie endlich nach Hause käme, als ob das Haus extra für sie gebaut worden sei …
    Ich gehe weg … Nach Südamerika …
    »Nein, das kann nicht sein«, flüsterte sie, als sie sich an die Worte ihres Geliebten erinnerte. »Das kann einfach nicht sein.«
    Dann warf sie den Ast weg, den sie als Waffe hatte benützen wollen und lief auf das Haus ihres Bruders zu.
    »Basilio! Basilio!« rief sie, als sie bei der Treppe ankam, die zur Veranda führte.
    Aber niemand antwortete. Es herrschte eine merkwürdige Stille, und Aurora vernahm nur das Echo ihrer eigenen Stimme.
    Hier stimmt etwas nicht, dachte sie. Hier ist irgend etwas Schlimmes passiert.
    Sie atmete tief ein und öffnete mit zitternden Händen die schwere hölzerne Eingangstür des Hauses.
    »Basilio?« rief sie zögernd. »Basilio?«
    Niemand antwortete. Aurora blieb stehen und schaute sich in der verfallenen Eingangshalle um. Man sah noch, daß sie früher einmal wunderschön gewesen sein mußte. Sie wußte nicht, wo sie sich hinwenden sollte. Das Haus wirkte leer, leer und leblos. War es möglich, daß die Indianer sich geirrt hatten, und dies hier gar nicht Basilios Plantage war? Sie zog aus der Kleidertasche den Brief ihres Bruders, der vom häufigen Lesen schon angeschmutzt und zerrissen war.
    Wir haben eine kleine Plantage namens Esplendor gekauft. Nein, das mußte stimmen. Dies hier war Esplendor. Das hatte, zwar schwer zu lesen, aber doch eindeutig, auf dem hölzernen Schild am Bootssteg gestanden.
    »Kann ich Ihnen behilflich sein?«
    Aurora schaute überrascht auf, sie hatte niemanden hereinkommen hören.
    Eine hochgewachsene, dunkelhäutige Frau stand vor ihr. Eine Mestizin, dachte Aurora, die Frau sah spanisch und indianisch zugleich aus, und das gab ihr ein stolzes, sehr attraktives Aussehen. Aurora wurde rot, denn sie hatte das Gefühl, unerlaubt in das Haus eingedrungen zu sein. Dann erinnerte sie sich daran, wer sie war und daß sie ein Recht hatte, hier zu sein. Und sie richtete sich stolz auf.
    »Ich suche Don Basilio Mon … toya«, stotterte Aurora, »und seine Frau, Doña Francisca. Ich bin Don Basilios Schwester, Doña Aurora. Würden Sie mich bitte sofort zu ihm führen.«
    Kurz flackerten die Augen der Frau ängstlich und bösartig auf, aber gleich darauf war ihr Gesicht wieder wie eine Maske.
    »Ich bin Ijada«, sagte sie ruhig. »Ich wußte nicht, daß Don Basilio Verwandte hat. Aber das macht nichts. Ich fürchte, Señorita, daß Sie sich eine ungünstige Zeit für Ihren Besuch ausgesucht haben.« Es schien, als ob sie das Wort ›Besuch‹ besonders langsam ausspräche. »Wenn ich gewußt hätte, daß Sie planen herzukommen, hätte ich versucht, Sie davon abzuhalten. Don Basilio ist sehr krank. Er hat hohes Fieber und kann niemanden empfangen. Die Krankheit ist ansteckend. Es wäre besser, Sie würden nach Hause zurückfahren, bevor er von Ihrer Gegenwart erfährt und sich unnötig aufregt.«
    »Das werde ich selbstverständlich nicht tun!« erklärte Aurora, die jetzt sehr besorgt war. Sie hatte recht gehabt – irgend etwas stimmte hier nicht. In seinem Brief hatte Basilio geschrieben, daß es ihm und Francisca gutging. »Wo ist Doña Francisca? Ich möchte sofort mit ihr sprechen.«
    »Es tut mir leid, aber das wird unmöglich sein, Señorita«, informierte Ijada sie kühl. »Doña Francisca ist tot. Sie ist vor drei Tagen gestorben – an der gleichen Krankheit, die Ihren Bruder quält.«
    Aurora wurde blaß. Francisca tot? Wie konnte das sein? Das konnte doch nicht möglich sein.
    »Dann muß ich darauf bestehen, Madam, daß Sie mich sofort zu meinem Bruder führen. Ich habe keine Angst davor, mich anzustecken.«
    Sie schaute Ijada furchtlos an. Schließlich nickte die Frau.
    »Wenn Sie darauf bestehen, Señorita, bitte sehr. Aber sagen Sie mir hinterher nicht, daß ich Sie nicht gewarnt hätte.«
     
    Der Mann, der in dem schmutzigen, ungemachten Bett lag, war nicht Auroras Bruder. Dieser abgemagerte, gelbhäutige Mann konnte unmöglich ihr gutaussehender Bruder sein. Starr vor

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