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Dornen der Leidenschaft

Dornen der Leidenschaft

Titel: Dornen der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ma2
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Entsetzen schob Aurora das schmutzige Moskitonetz beiseite und beugte sich zu dem Mann hinab.
    »Basilio?« fragte sie leise, und das Herz tat ihr weh. »Basilio?« Beim Klang ihrer Stimme bewegte sich der Mann. Seine Augen öffneten sich, und er schaute sie lange Zeit an, bevor er sich erinnerte.
    »Niña«, flüsterte Basilio mit schwacher Stimme. Er versuchte, ihr eine Hand entgegenzustrecken, schaffte es aber nicht. »Niña.«
    »Si, Basilio, ich bin es«, antwortete Aurora. »Nein, sag jetzt nichts. Ruh dich aus. Wir können uns später unterhalten, wenn es dir bessergeht. Ich bin gekommen, um dich gesund zu pflegen. Schlaf jetzt weiter, mi hermano querido. Ich werde mich um alles kümmern.«
    Basilio nickte und schloß die Augen. Aurora war sich nicht einmal sicher, ob er sie verstanden hatte. Leise verließ sie den Raum und schloß die Tür hinter sich. Was war aus Don Basilio Enrique Montalbán y Torregato, Visconde Jerez, geworden! Ein junger Adeliger aus einer der besten spanischen Familien lag in dem schmutzigsten Bett, das Aurora jemals gesehen hatte!
    »Señora«, sagte Aurora eisig zu Ijada – »da ich nicht weiß, welche Stellung Sie im Hause meines Bruders bekleiden, kann ich nicht ermessen, was Sie sich dabei gedacht haben, meinen hilflosen Bruder in einem so schmutzigen Bett liegen zu lassen. Hiermit sind Sie fristlos entlassen, und ich fordere Sie auf, das Haus sofort zu verlassen!«
    »Nein, das werde ich nicht tun, Señorita«, sagte die ältere Frau ungerührt. »Don Basilio hat mich angestellt. Er muß mich fortschicken – nicht Sie.«
    »Sie unverschämte, unerträgliche Person! Hinaus! Gehen Sie sofort, sage ich.«
    »Und wer zwingt mich zu gehen, wenn ich keine Lust dazu habe?« fragte Ijada und lachte kehlig. »Sie, Señorita? Das kann ich nicht glauben.«
    Dann wandte sie sich um und verließ den Raum.
    Es dauerte lange, bevor Aurora die hufeisenförmige Treppe wiederfand, die in die Eingangshalle führte. Von Ijada sah sie keine Spur. Aurora seufzte und ging zum Landungssteg, um Nicolas und Lupe zu holen und sie von dem entsetzlichen Zustand ihres Bruders und seiner Plantage zu unterrichten.

16. KAPITEL
    Ijada war nicht weggegangen. Wie eine schlaue Katze tauchte sie lautlos wieder auf, als Aurora mit Nicolas und Lupe zurückkam. Sie verzog ihr Gesicht vor mühsam unterdrücktem Ärger.
    »Señorita«, fragte sie eisig, »was soll das heißen? Sie haben doch gesehen, daß Don Basilio nicht in der Lage ist, Gäste zu empfangen.«
    »Achte nicht auf diese Frau«, befahl Aurora Nicolas. »Wir sprechen nicht mit ihr, zahlen ihr keinen Lohn, sie kann hier weder wohnen noch essen. Ich habe sie entlassen, was immer ihre Stellung in diesem Haus auch gewesen sein mag. Verstehst du mich, Nicolito?«
    »Si, Aurora.« Der Junge nickte entschlossen.
    »Wer glauben Sie, daß Sie sind?« zischte die Frau Aurora wütend an. »Ich habe seit der Ankunft Ihres Bruders den Haushalt in Esplendor geführt. Ich warne Sie: Sie mischen sich in etwas ein, was Sie nichts angeht, Señorita. Ich habe Ihnen geraten, nach Hause zurückzufahren. Ich muß darauf bestehen, daß Sie dieses Haus sofort verlassen.«
    Aurora zitterte innerlich vor Wut, sagte aber ruhig: »Sie können es sich gar nicht leisten, auf irgend etwas zu bestehen. Nicolas und ich sind nicht hier, um unseren Bruder zu besuchen. Wir sind auch keine Gäste in diesem Haus. Wir sind hierhergekommen, um hier zu leben.«
    Ijada war verwirrt. Ihr war bis zu diesem Augenblick nicht klar gewesen, daß Nicolas auch mit Don Basilio verwandt war. Die Situation war jetzt schwieriger, als sie es sich vorgestellt hatte. Sie leckte sich die Lippen.
    »Ich – ich … Don Basilio ist sehr krank, Señorita«, sagte sie etwas respektvoller. »Und es sind nur ein paar Hausangestellte hier, die mir helfen können, Don Basilio konnte sich nicht mehr Leute leisten. Und ich – ich hatte das Gefühl, daß ich el patron nicht richtig pflegen und gleichzeitig seine Familie im Haus haben könnte. Außerdem befürchtete ich, daß Sie das tropische Fieber auch bekommen würden. Das ist alles. Mir war nicht klar, daß Sie bleiben wollen.«
    Aurora starrte die Frau mißtrauisch an, fand aber an ihrem Gehabe nichts mehr von dem ursprünglich aufsässigen Verhalten. Sie konnte Ijada weder leiden, noch traute sie ihr, aber vielleicht konnte sie ihnen doch nützlich sein.
    »Nun gut«, sagte Aurora schließlich, »wir wollen das Mißverständnis vergessen. Mein Mädchen ist noch am

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