Dornen der Leidenschaft
dachte sie bitter. Die drei Männer aber verstanden es anders.
»So jung und so verliebt«, lachte der Colonel und erinnerte sich wehmütig an seine eigene Eheschließung vor langer Zeit.
»Ich finde, Aurora, daß du genug Wein getrunken hast«, sagte Salvador, nahm ihr das Glas aus der Hand und stellte es auf den Tisch zurück. »Ich habe lange genug gewartet, muñeca mía. Jetzt ist es schon spät, und ich werde allmählich ungeduldig. Es ist Zeit, zu Bett zu gehen.«
Er streckte die Hand nach ihr aus.
»Venga« ,sagte er.
Sie hatte gehofft, daß Lupe ihr beim Auskleiden helfen würde, aber offensichtlich hatte er ihrem Mädchen Anweisungen gegeben, sich zurückzuziehen. Das Schlafzimmer war angefüllt mit Hunderten von bunten Blumen. Aurora starrte die herrlichen Sträuße an und wußte nicht, was sie davon halten sollte. In der Badewanne dampfte das Wasser, und ihr Umhängetuch lag neben dem Nachthemd auf dem Bett. Salvador sah das alles mit einem Blick.
»Ich warte draußen auf der Veranda«, sagte er, »aber bitte stell meine Geduld nicht auf die Probe, querida. «
Als er das Zimmer verlassen hatte, zog sie sich langsam aus und stieg in die Badewanne aus Messing, in der zarte Seerosen schwammen.
Aurora konnte ihrem Mädchen nicht böse sein, denn Lupe hatte keine Ahnung von den wahren Gründen für die Eheschließung ihrer Herrin.
Das Wasser war warm und beruhigend. Es roch angenehm nach Jasmin. Lupe mußte etwas von ihrem Lieblingsparfüm in das Badewasser gegeben haben. Aurora lehnte sich zurück und schloß die Augen. Wenn sie sich nur etwas ausruhen könnte! Aber dafür war jetzt keine Zeit. Ihr Mann erwartete sie. Seufzend öffnete sie die Augen, nahm Seife und Schwamm und seifte sich kräftig ein.
Nachdem sie sich abgetrocknet hatte, spähte sie auf die Veranda. Der Visconde stand immer noch dort und hatte ihr den Rücken zugedreht. Er hob den Arm, und sie sah, wie seine schwarze Zigarre aufglühte. Sie streifte das Nachthemd über, wickelte sich in das Umhängetuch ein und zog die Hausschuhe an. Salvador kam herein.
Er betrachtete sie, und als sie nach der silbernen Haarbürste griff, die Lupe auf dem Tisch zurechtgelegt hatte, trat er hinter sie.
»Laß mich das machen«, bat er.
Wortlos reichte Aurora ihrem Mann die Bürste. Als er ihr vorsichtig die lange, seidige Mähne bürstete, beruhigte sie sich und genoß die zarte Berührung. Ein Mann, der ihr so liebevoll die Haare bürstete, konnte nicht wirklich böse sein. Vielleicht ginge er genauso vorsichtig mit ihrem Körper um.
Sie biß sich auf die Lippen und betete, daß es so sein möge, als der Visconde die Bürste beiseite legte und sie zum Bett führte. Aurora war sich bewußt, daß er sie anschaute, streifte zögernd das Umhängetuch und die Hausschuhe ab und schlüpfte unter die Decke. Salvador löschte die Öllampe, zog seine Kleider aus, schlüpfte zu ihr ins Bett und zog das Moskitonetz zu.
Einen Augenblick lang herrschte ein angespanntes Schweigen. Dann streichelte ihr Mann ihre Wange, als wolle er sich versichern, daß sie tatsächlich neben ihm lag.
Nach einer Ewigkeit fuhr er ihr mit der Hand durch den schimmernden Wasserfall ihrer blauschwarzen Haare und hob ihr Gesicht zu seinem hoch.
»Querida« ,flüsterte er mit rauher Stimme. »Muñeca mía. «
Dann fing er an, sie leidenschaftlich zu küssen.
Aurora, die nicht auf diesen plötzlichen Angriff gefaßt gewesen war, wehrte sich und versuchte, sich aus seiner Umarmung zu winden. Aber er war zu stark, sie mußte sich ergeben.
»Ich bin dein Mann«, sagte er leise, »und du darfst mich nicht zurückweisen.«
»Ich muß es. Ich kann nicht!« protestierte sie verzweifelt. »Bitte, laß mich.«
Aber Salvador hörte nicht auf sie. Sie gehörte ihm, und er wollte sie …
Wieder fing sie an, sich zur Wehr zu setzen, aber alles war umsonst. Er preßte seinen Mund auf ihren, und Aurora war außer sich, aber sie konnte nichts tun. Er wollte und würde sie zu seiner Frau machen.
Ach, wenn er sie nur liebte, wie gern hätte sie sich ihm hingegeben! Aber er liebte sie nicht. Er begehrte sie nur – genauso wie er hundert andere Frauen in der Vergangenheit begehrt hatte. Dieser Gedanke quälte sie. Er empfand keine Liebe für sie.
Aber es machte nichts, letzten Endes machte es nichts: Es war, als ob ihr Körper einen eigenen Willen besäße und auf die Küsse und Zärtlichkeiten ihres Mannes antworten mußte. Schließlich erwiderte sie fast gegen ihren Willen seine
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