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Dornen der Leidenschaft

Dornen der Leidenschaft

Titel: Dornen der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ma2
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ihren Mann sah. Wie gut sah er heute morgen aus, mit seinem schwarzen frischgewaschenen Haar. Er ließ seinen Blick stolz über die Felder schweifen, und lachte über eine Bemerkung, die einer der Arbeiter machte.
    Immer wenn er vorbeikam, hörten die Männer auf den Feldern zu arbeiten auf, zogen ihre Hüte und riefen el patron einen Gruß zu. Und er lächelte, nickte und ging weiter. Auf der ganzen Plantage gab es keinen Mann, keine Frau und kein Kind, dessen Name der Visconde nicht kannte. Aurora bewunderte das gute Gedächtnis ihres Mannes. Seit es sich herumgesprochen hatte, wie gepflegt die Plantage jetzt war, suchten mehr und mehr Menschen dort nach Arbeit. Salvador studierte die Gesichter gründlich, bevor er die Arbeitssuchenden anstellte oder ablehnte. Er war beliebt, denn er war ein fairer, gerechter Dienstherr.
    Aurora seufzte. Sie konnte sich nichts vormachen. Nach den vielen Wochen, die sie schon mit dem Visconde verheiratet war, war sie sicher, daß sie ihn mehr als alles auf der Welt liebte.
    Zuerst war sie bitter und wütend gewesen, kam sich gedemütigt und betrogen vor, weil sie mit einem Mann verheiratet war, der sie auch beschützt hätte, wenn sie ihn nicht um die Ehe gebeten hätte. Es machte ihr inzwischen nichts mehr aus, daß Salvador sie nicht liebte. Er mochte und respektierte und begehrte sie. Aurora wußte, daß viele Ehen mit weniger begonnen hatten und doch gutgegangen waren. Sie baute darauf, daß sie im Lauf der Zeit das Herz ihres Mannes erobern könnte und daß er sie zu lieben lernte wie sie ihn. Bis dahin würde sie zufrieden sein mit dem, was er ihr bot. Sie war stolz, ihn an ihrer Seite zu haben, stolz darauf, was sie gemeinsam aus Esplendor gemacht hatten.
    Die erste Ernte war für einen guten Preis verkauft worden. Der kühle Keller, in dem das Fleisch aufbewahrt wurde, war nicht mehr leer. Salvador ging mit seinen Männern oft zur Jagd und erlegte viel Wild. Es wurde sofort getrocknet, gesalzen und in Fässern im Keller aufgehoben. Frisches Fleisch mußte sofort verwendet werden, denn bei der Hitze setzte schon nach wenigen Stunden die Verwesung ein.
    Einmal fingen der Visconde und seine Männer ein Rudel mutterloser Wildschweine. Die Tiere wurden in einem Stall gemästet. Heidi Van Klaas versprach Aurora, ihr bei der Verarbeitung des Fleisches behilflich zu sein.
    Aurora konnte Heidi, Paul Van Klaas’ Frau, gut leiden. Sie war eine der wenigen Freundinnen, die sie in der abgelegenen Gegend gefunden hatte.
    Manchmal kamen die Van Klaas’ zum Abendessen herüber, und Aurora und Heidi unterhielten sich den ganzen Abend lang. Aber Paul kam auch oft allein von Capricho herübergeritten. Er schien sehr am Fortschritt auf Esplendor interessiert zu sein. Als Aurora ihn einmal fragte, was ihn eigentlich so faszinierte, zuckte er mit den Achseln und antwortete, daß er von Salvador viel für seine Plantage lernen könne. Danach hatte sich Aurora nicht mehr über seine Neugier gewundert.
    Sie konnte aber nie den ersten Eindruck vergessen, den sie von ihm gewonnen hatte: daß seine großen, starken Hände wirkten, als könne er jemanden damit ermorden. Immer, wenn sie daran dachte, zuckte sie zusammen und dachte an Ijada, und dann überlegte sie, ob die Mestizin Basilio tatsächlich getötet hatte. Zu ihrem Bedauern hatte Aurora nie die Wahrheit herausgefunden. Ijada arbeitete immer noch auf der Plantage und sprach sehr wenig.
     
    Ein paar Monate später passierte eine Katastrophe.
    Der Morgen begann so wie viele andere. Ein leichter Wind wehte und kündigte das Herannahen eines sommerlichen Gewitters an. Aurora freute sich auf den Regen, denn es herrschte drückende Hitze.
    Sie tupfte mit einem parfümierten Taschentuch die Schläfen ab und ordnete sich das Haar, bevor sie nach unten ging, um mit den anderen zu frühstücken.
    Nicolas sagte: »Es ist irgend etwas los im Dschungel«, nachdem er in ein warmes Butterbrötchen gebissen hatte.
    »Sprich nicht mit vollem Mund, Nicolito«, mahnte Aurora, die immer wieder versuchte, den Jungen in Abwesenheit ihrer Mutter zu erziehen. »Und wie oft habe ich dir schon gesagt, daß du nicht in den Dschungel gehen sollst? Es ist einfach zu gefährlich, Nicolito. Selbst die Indianer gehen nur in die Wildnis, wenn es unbedingt sein muß.«
    »Ich habe aber keine Angst, Aurora«, behauptete der Junge fröhlich.
    »Ich habe meinen Pfeil und Bogen – und mein Blasrohr.« Er fühlte sich sicher mit den Waffen, die einer der Indianer für ihn

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