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Dornen der Leidenschaft

Dornen der Leidenschaft

Titel: Dornen der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ma2
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angefertigt hatte. »Ich kann jetzt richtig gut damit umgehen und mich verteidigen. Ißt du die?« fragte er und deutete auf eine Banane, die auf Salvadors Teller lag.
    »Nein, Nicolas«, antwortete der Visconde.
    »Ob du dich verteidigen kannst oder nicht, darum geht es gar nicht«, entgegnete Aurora genervt. »Der Dschungel ist selbst für erfahrene Männer gefährlich. Nicolito! Füttere den Affen nicht bei Tisch!«
    »Es war nur eine Banane, und Salvador wollte sie nicht essen.«
    »Ich wußte nicht, daß du dieses schlecht erzogene Tier damit füttern willst«, knurrte der Visconde. »Man soll Tiere nie bei Tisch füttern. Das weißt du genausogut wie ich, sonst hättest du den Affen ja nicht unter dem Tisch versteckt. Bring ihn weg, und komm dann sofort zurück, um fertig zu essen.«
    »Sí, Señor«, sagte der Junge, der den Visconde sehr gut leiden konnte und sich alles von ihm sagen ließ, ohne wütend zu werden.
    Als der Junge wieder am Tisch saß, fragte ihn Salvador, was ihm denn im Dschungel aufgefallen sei.
    »Nichts«, antwortete Nicolas.
    »Aber du hast doch gesagt, daß dort etwas Merkwürdiges vorgeht«, meinte Aurora leicht verärgert, weil sie glaubte, daß sich ihr Bruder wieder einen Scherz mit ihnen erlaubte.
    »Das stimmt genau«, beharrte der Junge. »Dort passiert absolut nichts. Alle Tiere sind verschwunden, der Dschungel wirkt so tot wie ein Grab.«
    In der darauffolgenden Stille hörte man ein leises Dröhnen, das wie ein entfernter Donner klang.
    »Vielleicht kommt wirklich ein schlimmes Gewitter«, meinte Aurora, »und die Tiere haben das gespürt und sich zurückgezogen.«
    »Vielleicht«, stimmte Salvador zu. »Ich werde trotzdem einmal nachschauen.«
    Aber das war nicht notwendig. Gerade als der Visconde sein Pferd besteigen wollte, kam Miguel Sanchez vom militärischen Außenposten angaloppiert, als wäre der Teufel hinter ihm her. Er zügelte sein Pferd, stieg nicht ab und rief in großer Aufregung: »Wanderameisen sind auf dem Weg hierher. Wenn Sie Glück haben, haben Sie noch ein paar Tage Zeit. Bereiten Sie alles für eine Evakuierung vor. Ich muß weiter und die anderen Plantagenbesitzer warnen.«
    Zuerst beeindruckten die Worte des Offiziers Aurora überhaupt nicht. Sie begriff nicht, daß das Geräusch, das wie entfernter Donner klang, von Millionen von hungrigen Insekten hervorgerufen wurde, die auf Esplendor zumarschierten. Ihrer Meinung nach waren Ameisen zwar unangenehme, aber ungefährliche Tierchen, mit denen man es bei Picknicks zu tun hatte.
    Alle Indianer waren bereits verschwunden. Sie hatten das Geräusch richtig gedeutet und waren entsetzt geflohen. Nur die Tatsache, daß Salvador Autorität ausstrahlte, verhinderte, daß Panik ausbrach. Inzwischen wußte jeder, daß die Ameisen alles bei lebendigem Leib fressen würden, was sie auf ihrem Weg anträfen.
    »Aber das ist doch Unsinn!« rief Aurora aus, als eine Frau diese Nachricht ausplauderte und dann auf die Knie fiel und zu beten begann.
    Salvador war überrascht über die Gefühllosigkeit seiner Frau, bis er begriff, daß sie die Gefahr ganz und gar nicht erkannt hatte, in der sie alle schwebten.
    Taktvoll zog er sie zur Seite und sagte leise: »Querida, ich möchte dich nicht ängstigen, aber es ist wirklich gefährlich. Zwar bewegen sich die Ameisen ziemlich langsam voran, und wir haben genug Zeit, um zu fliehen. Aber wenn zum Beispiel ein verletzter Mann hilflos im Weg der Insekten läge, dann würden sie ihn tatsächlich innerhalb weniger Stunden bei lebendigem Leib auffressen – bis auf die Knochen. Deshalb müssen wir Esplendor verlassen – sobald wie möglich. Niemand darf zurückbleiben, der dann vielleicht in Panik gerät, stolpert und hinfällt und von diesen Wanderameisen gefressen wird.«
    »Ach, Salvador!« rief Aurora entsetzt aus, als sie die schreckliche Bedeutung seiner Worte verstand. »Es tut mir so leid. Ich wußte ja nicht, daß …«
    »Nein, muñeca, das konntest du auch nicht wissen.« Er schaute sie liebevoll an. »Nun … Jetzt müssen wir uns beeilen, es gibt noch viel zu tun.«
    »Salvador«, rief Aurora wieder, als ihr ein anderer Gedanke kam. »Das Zuckerrohr!«
    »Dem passiert nichts«, versicherte er ihr. »Diese Kreaturen sind reine Fleischfresser.«
    Salvador drückte ihr zärtlich die Hand und wandte sich dann ab, um die nötigen Anordnungen zu geben.
    Obwohl die grollenden Geräusche nicht mehr zu hören waren – die Wanderameisen gingen anscheinend tagsüber, wenn es

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