Dornen der Leidenschaft
Holländer von dem Schatz besessen war, der auf Esplendor vergraben sein sollte. Er war es, der nachts danach suchte, der Visconde hatte ihn einmal dabei beobachtet.
Aber was war, wenn der Holländer in Wirklichkeit nicht von dem Schatz besessen war, sondern sich nur diesen Anschein gab, um sein wahres Interesse besser verbergen zu können? Wenn er nachts mit einer Schaufel erwischt würde, würde niemand vermuten, daß er ein heimliches Verhältnis mit Salvadors Frau hatte! War Aurora noch einmal zurück auf die Felder geritten, um sich mit dem Holländer zu treffen? Der Visconde dachte an die Sturmnacht zurück, als er ihr gefolgt war und sie Unterschlupf in einem hohlen Baum gefunden hatten. Sangre de Cristo! War sie auch damals auf dem Weg zu ihrem Liebhaber gewesen?
Aurora hatte ihn gebeten, sie zu heiraten, damit sie vor seinem Halbbruder in Sicherheit war. Aber vielleicht hatte sie ihn nur deshalb gefragt, weil Paul Van Klaas schon verheiratet war. Vielleicht war es der Holländer, den sie wirklich begehrte. Vielleicht hatte Paul Van Klaas deshalb versucht, ihn zu töten! Nicht wegen des vergrabenen Schatzes, sondern weil der Holländer den Gedanken, daß seine Geliebte in den Armen eines anderen Mannes lag, nicht länger ertragen konnte.
Aber sie war noch Jungfrau gewesen in ihrer ersten gemeinsamen Nacht. Stimmte das wirklich? In derlei Dingen konnten Frauen Männer leicht täuschen, das wußte Salvador. Nun, er würde nicht länger wie ein Idiot dasitzen und abwarten. Er mußte jetzt seiner Frau folgen und die Wahrheit herausfinden – selbst wenn er sie aus ihr herausprügeln müßte!
Inzwischen war es dunkel geworden. Aurora hatte schon lange ihre Reitpeitsche gefunden, die sie zuvor absichtlich zu Boden hatte fallen lassen. Jetzt stand sie versteckt zwischen den letzten hohen Zuckerrohrpflanzen, die am nächsten Morgen geschnitten werden sollten.
Sie fürchtete sich nicht vor irgendwelchen Tieren. Aber sie ängstigte sich vor ihrem Mann, wenn er sie zurückwies, würde sie nie mehr den Mut aufbringen, sein Herz zu erobern.
Sie war sicher, daß er bald kam, um sie zu suchen. Es war seine Pflicht, sie vor Gefahren zu beschützen. Und Aurora wußte, daß er das auf jeden Fall tun würde.
Sie biß sich auf die Unterlippe, denn sie kam sich dumm vor, wie sie so im Zuckerrohr versteckt dastand und darauf hoffte, ihren Mann verführen zu können. Vorhin hatte sie die Jacke ausgezogen und die obersten Knöpfe ihrer Bluse geöffnet, damit der Ansatz ihrer schwellenden Brust zu sehen war. Vielleicht war sie zu frivol? Vielleicht sollte sie ihr Haar doch besser wieder aufstecken und ihre Bluse schließen? Aber sie konnte die Haarnadel nicht mehr finden, die sie achtlos auf den Boden geworfen hatte. Und ihre Finger zitterten so vor Angst und Erregung, daß sie die kleinen Perlenknöpfe an ihrer Bluse nicht schließen konnte.
Es war sowieso zu spät. Denn der Visconde galoppierte schon heran.
Zögernd trat Aurora aus dem Zuckerrohrfeld.
Der Mond ging gerade am dunklen Himmel auf und beleuchtete die Landschaft mit seinem silbernen Licht. Salvador wirkte wütend, und Aurora vermutete, daß er sich Sorgen um sie gemacht hatte.
»Ich – ich habe meine Reitpeitsche gefunden«, verkündete sie, hielt sie hoch und lächelte ihn so unbefangen wie möglich an.
»Das sehe ich«, antwortete der Visconde kalt, bemerkte ihr offenes Haar, die Jacke, die sie in einer Hand hielt und die halbgeöffnete Bluse.
Es war also so, wie Salvador vermutet hatte! Seine Frau hatte sich tatsächlich mit ihrem Liebhaber getroffen! Der Visconde schaute sich um, konnte aber niemanden entdecken. Bestimmt war der Mann bei Salvadores Herannahen geflohen, seine Frau sah ganz so aus, als hätte er sie zu Beginn des Liebesspiels erwischt …
»Es tut mir leid – daß es so lang gedauert hat«, stotterte Aurora nervös. Er war zornig, das konnte sie sehen. Vielleicht sollte sie ihren Plan, ihn zu verführen, vergessen. Sí, das wäre das beste. Sie schluckte. »Es hat lang gedauert, bis ich die Peitsche gefunden habe«, fuhr sie fort. »Ich wollte gerade nach Hause zurückreiten, als du kamst. Es tut mir leid, daß du so wütend bist. Kannst du mir beim Aufsitzen helfen?«
Sein Gesicht wirkte wie eine gefühllose Maske, und er sprang ab.
»Ich dachte, dein Pferd lahmt«, sagte er eiskalt.
»Ach, ein Stein im rechten Vorderhuf hat es gequält, ich habe ihn herausbekommen, jetzt ist alles wieder in Ordnung … Eine wunderbare Nacht,
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