Dornen der Leidenschaft
Bauern – keine spanischen caballeros. «
»Sie haben nur Spaß gemacht, Salvador«, protestierte Aurora.
»Einen Spaß nennst du das? Ich habe es genau gehört. Und du hast auch noch mitgelacht! Was für eine Dame bist du denn?«
»Offensichtlich eine dumme«, gab Aurora jetzt ärgerlich zurück, »weil ich einen eifersüchtigen Narren geheiratet habe!«
»Treib es nicht zu weit, querida« ,warnte der Visconde. »Ich will dich nur vor Schaden bewahren, aber du machst mir jedesmal einen Strich durch die Rechnung. Warum?«
»Weil ich nicht wie ein Kind behandelt werden will. Ich bin eine Frau, verdammt noch mal! Wann begreifst du das endlich? Alle anderen wissen es, nur du nicht!«
Sie maßen sich mit wütenden Blicken, dann drehte sich Aurora um und ließ ihn stehen. Salvador schaute ihr nach und ging dann zurück in die Mühle, um den Arbeitern noch etwas zu sagen. Danach verließ er die Scheune.
Überrascht, daß sie auf ihn gewartet hatte, kehrte der Visconde mit seiner Frau zum Mittagessen nach Hause zurück. Nach ein paar Stunden der mittäglichen Ruhe ritt er an ihrer Seite wieder auf die Felder hinaus. So ging es während der ganzen Erntezeit. Jeden Tag wurde Auroras Verlangen nach ihrem Mann größer. Aber Salvador war abends so erschöpft, daß er ins Bett fiel und sofort einschlief und sie nicht einmal berührte. Dadurch wurde ihr Verlangen nur noch größer. Als die Ernte fast eingebracht war, glaubte Aurora, es nicht länger aushalten zu können. In ihren wildesten Träumen hätte sie es bis dahin nicht für möglich gehalten, daß sie sich so sehr nach einem Mann verzehren könnte.
Am Abend, bevor das letzte Zuckerrohr geschnitten werden sollte, hielt sie es nicht mehr aus. Sie wollte es um jeden Preis versuchen. Als sie mit ihrem Mann zurück zum Haus ritt, zügelte sie plötzlich ihr Pferd.
»Ich muß noch einmal zurück«, sagte sie und errötete, als Salvador seinen Hengst ebenfalls zügelte. »Ich – ich habe meine Reitpeitsche auf dem Feld vergessen.«
Das klang selbst in ihren Ohren wie eine schwache Ausrede.
»Ach laß es, querida« ,sagte der Visconde. »Es wird schon dunkel. Wir finden deine Peitsche morgen früh.«
»Nein!« rief Aurora erregt. »Ich glaube, Deleite lahmt ein wenig. Morgen muß ich Incendio reiten, und – bei ihm brauche ich meine Peitsche. Reit du nur weiter heim. Ich komme gleich nach.«
Natürlich hatte sie nicht vor, das zu tun. Sie rechnete damit, daß ihr Mann nach ihr suchen würde.
Aurora riß ihr Pferd herum und galoppierte davon, bevor der Visconde Einwände erheben konnte. Irgend etwas hatte sie vor, das war ihm klar. Ihr Pferd lahmte ganz und gar nicht. Sie hatte versucht, ihn zu täuschen. Aber warum nur?
Ich hin eine Frau, verdammt noch mal! Wann begreifst du das endlich? Alle anderen wissen es, nur du nicht!
Als ihm diese Worte wieder einfielen, kam ihm plötzlich ein entsetzlicher Verdacht. Was ist denn los? Hast du Angst, daß ich mit einem anderen Mann durchbrenne?
Wer war dieser andere Mann? Ihr Liebhaber? Hatte sie deshalb diese Bemerkung gemacht? Großer Gott! Obwohl er es ihr ausdrücklich verboten hatte, war sie heute wieder in die Zuckermühle gegangen und hatte mit den Arbeitern gescherzt. War es möglich, daß Aurora an einem von ihnen interessiert war?
Unmöglich! Er konnte sich einfach nicht vorstellen, daß sie ein Verhältnis mit einem seiner Arbeiter hatte, und sie hatten nur wenige Bekannte in der Gegend.
Pater Guillermo kam wirklich nicht in Frage. Er war schon ziemlich alt und außerdem ein Priester. Aurora war eine gläubige Katholikin. Sie wäre lieber gestorben, als eine solche Sünde zu begehen. Colonel Xavier de la Palma war fünfundsechzig Jahre alt, Aurora konnte sich doch unmöglich für so einen alten Mann interessieren! Oder doch? Nein, bestimmt nicht. Der junge Offizier, Miguel Sanchez, war ein hübscher Bursche. Salvador war aber fest davon überzeugt, daß er zuviel Ehre und Pflichtgefühl im Leib hatte, um mit der Frau eines anderen Mannes anzubändeln.
Wen kannten sie noch?
Paul Van Klaas. Der großgewachsene, gutausehende Paul Van Klaas mit seiner blonden Löwenmähne und den himmelblauen Augen. Paul Van Klaas, der sehr viel öfter nach Esplendor ritt, als man es selbst von einem guten Nachbarn erwarten konnte. Paul Van Klaas, den der Visconde verdächtigte, ihn in der Nacht, als die Wanderameisen gekommen waren, niedergeschlagen zu haben.
Durch vorsichtige Fragen hatte Salvador herausgefunden, daß der
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