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Dornen der Leidenschaft

Dornen der Leidenschaft

Titel: Dornen der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ma2
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Stolz ist nicht verletzt, denn ich bin noch ein größerer Narr als du gewesen.« Was schadete es, wenn sie ihm jetzt die Wahrheit sagte? Er konnte sie bestimmt nicht noch mehr quälen und erniedrigen, als er es bereits getan hatte. »Weißt du, ich habe mein Herz einem Mann geschenkt, der mich für eine unehrenhafte, verlogene Hure hält; einem Mann, der tatsächlich glaubt, daß ich ihn mit dem Ehemann meiner besten Freundin betrogen habe!«
    Dann warf sie sich zurück in ihre Kissen und schluchzte.
    Der Visconde war außer sich. War es möglich, daß seine Frau die Wahrheit sagte und nie eine Affäre mit Paul Van Klaas gehabt hatte? Großer Gott! Salvadors Herz tat einen Sprung. Aurora hatte ihm gerade gestanden, daß sie ihn liebte! Sie liebte ihn!
    »Aurora, querida, bitte hör auf zu weinen.« Er nahm sie in seine Arme, hin- und hergerissen zwischen Freude und quälender Reue. Gütiger Himmel, was mußte sie von ihm glauben! Kein Wunder, daß sie ihm seine Liebeserklärung nicht abgenommen hatte. »Du hast keine Ahnung, wie unendlich leid es mir tut, daß ich dich für untreu gehalten habe. Ich wußte ja nicht –«
    Es tat ihr nicht leid, daß sie ihm ihre Gefühle offenbart hatte. Es war ihr jetzt einerlei, was er von ihr dachte. Ihr Leben war sowieso zerstört, deshalb unterbrach sie ihn heftig. »In Spanien brauchte ich einen Mann nur einmal anzuschauen und wußte genau, daß er nicht für mich bestimmt war. Meine Familie war verzweifelt, aber ich wies viele reiche, gutaussehende junge caballeros zurück, die mir den Hof machten, ohne jemals eine Erklärung für mein Verhalten abzugeben. Ich konnte ihnen ja auch nicht sagen, daß ich immer von einem Mann träumte, einem Liebsten aus einem vergangenen Leben, der mich seit meiner Kindheit in meinen Träumen besucht hatte. Du hattest keine Ahnung, daß du eine abergläubische Ketzerin geheiratet hast, nicht wahr?
    An dem Tag, an dem du nach Esplendor kamst, wußte ich sofort, daß du mein Liebster aus der Vergangenheit warst, der Mann meiner Träume. Ich liebte dich vom ersten Augenblick an, und ich liebe dich noch immer. Der Gedanke, daß irgend ein anderer Mann, ganz besonders Paul Van Klaas, mich berühren könnte, macht mich geradezu krank. Es hat nie einen anderen Mann in meinem Leben gegeben, Salvador. Ich dachte – ich dachte, du könntest auch fühlen, daß wir zusammengehören, daß wir … seelenverwandt sind. Aber ich habe mich getäuscht. Laß mich bitte allein.«
    Salvador empfand eine so große Freude, wie er sie sein Leben lang nicht gekannt hatte. Er hatte das Gefühl zu schweben.
    »Ach, Aurora. Mi corazón. Mi vida. Mi alma. Wie konnte ich jemals an dir zweifeln? Was für ein Mißverständnis! Auch ich habe dich von Anfang an geliebt und werde dich bis zur Stunde meines Todes lieben. Aber ich – ich fürchtete, dir meine Liebe zu gestehen, weil – weil ich denke, daß ich verflucht bin. Jeder Mensch, den ich jemals geliebt habe, wurde mir genommen, und ich – ich wollte dich nicht noch einmal verlieren, wie in einem früheren Leben, muñeca mía. Du tust mir leid, denn deine Blindheit ist ein schwerer Schlag für dich. Aber mehr als das liebe ich dich. Ich liebe dich, hörst du mich? Ach, querida. Wir haben so lange gewartet, bis wir uns gefunden haben. Jetzt weise mich nicht ab. Du bist das Licht meines Lebens. Ohne dich wäre alles dunkel.«
    Er hatte so ernst gesprochen, daß Aurora seine Worte nicht anzweifeln konnte. Wäre sie doch nur nicht so stolz gewesen! Die Zeit war etwas so Wertvolles, und sie hatten soviel Zeit verschwendet.
    »Salvador«, flüsterte sie bewegt, »warum sagst du mir das jetzt, wo ich blind bin?« Sie wandte sich ab, weil sie sich plötzlich bewußt wurde, wie verwahrlost sie aussehen mußte, und sich schämte.
    Der Visconde wußte, daß es von den nächsten paar Minuten abhängen würde, ob er den Rest seines Lebens unglücklich oder glücklich sein würde.
    »Gib mir deine Hand«, bat er leise. Er führte sie auf den Balkon hinaus. »Es hat aufgehört zu regnen, querida« ,sagte er. »Der Himmel ist wieder blau, und weiße Wolken mit goldenen Rändern segeln darüber hinweg. In der Ferne streckt sich der Dschungel endlos in alle Richtungen aus, der Amazonas führt noch mehr Wasser als sonst und strömt lehmig gelb dahin. Die Zuckerrohrfelder sind abgeerntet und müssen gepflügt werden, die Blätter der Kaffeepflanzen glänzen nach dem vielen Regen im Sonnenlicht …« Er machte eine Pause und fragte dann:

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