Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dornen der Leidenschaft

Dornen der Leidenschaft

Titel: Dornen der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ma2
Vom Netzwerk:
Visconde ging rastlos im Nebenzimmer auf und ab, in das er hatte ziehen müssen, nachdem ihm Aurora deutlich zu verstehen gegeben hatte, daß sie seine Anwesenheit nicht wünschte. Er zermarterte sich unaufhörlich das Gehirn, was das unverständliche Verhalten seiner Frau zu bedeuten hatte. Es mußte einen Weg geben, um ihr helfen zu können. Was nur machte er falsch?
    Obwohl Salvador die Verzweiflung seiner Frau nachempfinden konnte, hielt er sie doch für feige, weil sie es nicht einmal versuchte, sich ihrem schweren Schicksal zu stellen. Über einen Monat lang hatte er nun versucht, freundlich und geduldig mit ihr zu sein, und war immer nur wieder aus dem Zimmer geschickt worden. Heute wollte der Visconde etwas anderes versuchen.
    Er öffnete ihre Tür und trat ein. Wie immer versuchte Aurora mit äußerst verletzenden Worten, ihn sofort wieder zum Gehen zu bewegen. Diesmal aber antwortete der Visconde: »Nein, ich gehe nicht, jetzt nicht und nie wieder. Ich habe dein kindisches Betragen und dein Selbstmitleid satt und werde es keine Minute länger ertragen. Du hast mich und alle Hausangestellten lang genug zur Verzweiflung gebracht.«
    »Die Hausangestellten zur Verzweiflung gebracht! Was verstehen sie denn davon?« schrie Aurora unbeherrscht. »Sie sind doch nicht blind. Blind, verstehst du? B-1-i-n-d!«
    Obwohl sich sein Herz vor Mitleid zusammenzog, antwortete er mit fester Stimme: »Dieser Sarkasmus steht dir schlecht, Aurora. Wir können alle genausogut buchstabieren wie du. Sí, du bist blind, vielleicht für immer. Das wissen wir alle. Aber du bist nicht tot, und ich werde nicht erlauben, daß du dich bei lebendigem Leib in diesem Zimmer begräbst, nur weil du keinen Mut zum Weiterleben hast!«
    Selbst wenn ihr Mann ihr eine Ohrfeige gegeben hätte, hätte Aurora nicht überraschter sein können. Sie hatte es nicht für möglich gehalten, daß er so grausam sein könnte.
    »Ach! Wie kannst du es wagen, mir so etwas zu sagen?« weinte sie so tief verletzt. Daß er selbst Höllenqualen litt, weil er so grausam sein mußte, konnte sie natürlich nicht erkennen.
    In diesem Augenblick entschied Salvador, ihr die Wahrheit über seine Gefühle für sie zu sagen. Über seine Angst, verflucht zu sein und alle, die er liebte, ins Unglück zu reißen. Aber schlimmer konnte es nicht werden, das Unglück war ja schon da. Jetzt konnte die Gewißheit seiner Liebe sie vielleicht stärken, vielleicht würden sie es schaffen, gemeinsam die Tragödie zu überwinden.
    »Ich sage das nur, weil ich dich liebe, querida« ,gestand der Visconde leise, »und wenn du mich so von dir stößt wie in den letzten Wochen, dann bringst du mich um.«
    Aurora fühlte, wie ihr Herz aussetzte … Einen Augenblick zweifeite sie, ob sie richtig verstanden hatte. Großer Gott! Dieser Mann war ein Monster! Er nutzte ihre Hilflosigkeit aus, um sich lustig über sie zu machen! Was hätte sie einst darum gegeben, diese Worte aus seinem Munde zu hören! Salvador liebte sie? Nein, das konnte nicht sein. Diese Behauptung verletzte und demütigte sie. Er fühlte nur Mitleid mit ihr – und sie konnte sein Mitleid nicht ertragen.
    »Warum quälst du mich so?« fragte sie verzweifelt. »Verlaß dieses Zimmer, laß mich allein. Ich hasse dich!«
    Salvador hielt die Luft an. Es war so, wie er befürchtet hatte. Seine Frau liebte ihn nicht. Sie hatte ihn niemals geliebt.
    »Ich – ich weiß, daß du mir keine Gefühle entgegenbringst, Aurora«, sagte der Visconde so ruhig wie möglich, um nicht preiszugeben, wie sehr sie ihn verletzt hatte. »Ich weiß, daß du den Holländer Paul Van Klaas liebst. Wenn du – wenn du mit ihm zusammenleben willst, dann entbinde ich dich von deinem Eheversprechen. Ich werde alles tun, was du willst, wenn du nur dieses Bett verläßt und wieder zu leben beginnst.«
    Aurora konnte es nicht fassen. Madre de Dios. Er glaubte wirklich, daß sie einen Liebhaber hatte. Den Holländer, Paul Van Klaas. Den Mann, der ihr schon immer grausam erschienen war. Der Gedanke, daß seine großen Hände jemals ihren Körper liebkosen würden, kam ihr so verrückt vor, daß sie zu Salvadors Überraschung gleichzeitig zu lachen und zu weinen begann.
    »Du Narr«, rief sie bitter. »Du dummer, dummer Narr«.
    Der Visconde hätte alles andere als diese Worte erwartet.
    »Wenn ich einen Fehler begangen habe –« stammelte er, und Aurora unterbrach ihn.
    »Sí, das hast du tatsächlich«, rief sie aus, »aber keine Angst, Salvador. Dein kostbarer

Weitere Kostenlose Bücher