Dornen um mich (German Edition)
lebendig, als ihn die Finger Gremaldos wie mit tausend spitzen Nadeln piesackten. Doch er gab keinen weiteren Laut von sich, hielt sich tapfer und hoffte auf Gremaldos Gnade. Der ließ nach ein paar Minuten tatsächlich von ihm ab, zog die blutigen Finger aus dem Schädel und ließ Tadeos Wunden mit einem seiner grollenden Urlaute wieder heilen.
„Es wurden wesentliche Gesetzte missachtet und unser Plan verraten!“, keifte Gremaldo wütend und reichte seinem unschuldigen Dämon die Hand. Er hatte schon immer eine Schwäche für das Halbgöttliche gehabt, weil es gar so unberechenbar emotional sein konnte und zeitweise eine Stärke bewies, die selbst Dämonen gefährlich werden konnte. Andere wären schlicht tot umgefallen, aber sein kleiner Halbdämon bewies Ausdauer, Ehrgeiz und einen Drang zur Macht, der einem Vollblut-Dämon würdig gewesen wäre.
„Ich gebe dir noch eine Chance! Bringe mir dieses verfluchte Weib ... lebend . Dann kümmere ich mich um den Verräter in unseren eigenen Reihen. Wer auch immer es sein mag, er wird es bereuen, unser Vorhaben Raxos zugeflüstert zu haben.“
„Euer Vertrauen ehrt mich, Meister, und ich werde Euch nicht enttäuschen. Aber sagt ... wisst Ihr denn schon, wer uns verraten hat?“ Tadeos konnte nicht recht glauben, dass ein Untergebener Gremaldos einen derartigen Frevel wagen würde. Die Strafen seines Meisters waren legendär und extrem grausam.
„Nein.“, antwortete Gremaldo giftig. „Aber glaube mir, DAS ist unser geringstes Problem.“
04. Kapitel Der Faun
Frederik verschwand lachend hinter dem göttlichen Portal und Berek fluchte. Er befand sich mitten im schmerzhaften Prozess der Umwandlung und blickte angeekelt an sich herunter. Sein Körper veränderte sich derart hässlich, dass er sich beinahe übergeben musste. Bei allen Göttern! Warum nur hatten sie ihn derart hart bestraft? All seine Haare fielen ihm aus und sein schöner, bulliger Körper wurde viel zu lang und dünn. Seine Nase stob in unaufhörlicher Neugier vorwärts, wurde länger und so hässlich kantig, dass er sie mit seinen neuen, klobigen Händen umfasste und zu heulen begann, wie ein kleines Kind.
„Gott, ich bin ein Ungeheuer!“, rief er und verdammte sowohl den gehörnten Richter als auch seine hartherzige Frau, die nicht ein gutes Wort für ihn eingelegt hatte. Ohne diese beiden hätte er das schönste Leben, das sich ein Faun nur vorstellen konnte. Ständig würde er durch die herrlichen Wälder des göttlichen Reiches ziehen, die Wiesen betrachten, die Städte besuchen ... und die eine oder andere Nymphe vernaschen. Stattdessen aber mutierte er gerade zu einem unansehnlichen Monster und hatte die ewig unterschätzte, schwere Aufgabe, eine Sterbliche zu heiraten.
Eine Sterbliche! Ekelhaft! Und welch ein Frevel an der wollüstigen Freiheit!
Als die Verwandlung abgeschlossen war, bediente er sich seiner Kleider und musste feststellen, dass sie ihm viel zu klein geworden waren. Auf eine derart krasse Verwandlung war er nicht vorbereitet gewesen. Er war wirklich riesig geworden und so verrückt ... haarlos.
„Wobei am Kopf habe ich ja wenigstens noch einen kleinen Flaum!“, meckerte er und zog sich die Hosen an, die er nicht einmal ordentlich schließen konnte. Das Hemd blieb ebenfalls offen, die Ärmel wurden hochgekrempelt. Die Schuhe aber, warf er ins nächste Gebüsch. Die hätte er wohl nur zerstören können, um hineinzupassen. Wenigstens hatte er sich in kluger Voraussicht Geld besorgt, um nicht vollkommen mittellos da zu stehen. Selbst im königlich göttlichen Himmelreich gab es so etwas wie einen Schwarzmarkt und dort bekam man schlicht und ergreifend alles ... vorausgesetzt man wusste, was . Mit dem Geld sollte es also ein Leichtes sein, ein menschliches Leben aufzubauen, neue Kleidung zu besorgen und eine Unterkunft zu wählen. Berek war stolz auf sich, ein paar wesentliche Vorbereitungen getroffen und sogar die richtige Währung erwischt zu haben. Informationen waren im göttlichen Reich nämlich gar nicht so leicht zu bekommen. Computer kannte man nicht und eine ähnliche Informationsplattform gab es nicht. Götter hatten so etwas nicht nötig oder waren schlicht zu blöd für die Technik. Berek konnte also durchaus zufrieden sein mit seiner Leistung.
„Wäre doch gelacht, wenn ich die Kleine nicht klein kriege. So ein verflucht hartes Urteil! Aber sollen sie ihn ruhig haben, ihren Kleinkrieg. Die werden sich noch alle wundern!“ Berek liebte die
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