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Dornen um mich (German Edition)

Dornen um mich (German Edition)

Titel: Dornen um mich (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Berger
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aufging und eine tiefe Stimme meinte:
    „Darf ich kurz stören?“ In einem Anflug von Panik dachte ich, Raxos wäre doch noch erschienen, weil die Stimmlage so ähnlich war, doch nachdem der Mann eingetreten war, erkannte ich, dass es sich nur um den diensthabenden Arzt handelte. Von einem Dämon keine Spur! Im Gegenteil, er war sehr freundlich und teilte mir auf schonende Weise den ganzen medizinischen Schmähfuh über meine Verletzungen mit. Die Schwellung im Hirn hatte demnach das größte Problem dargestellt und zeigte vielleicht noch ein paar Tage Nachwirkungen. Jedenfalls war er höchst erfreut über meine so rasche Genesung, weil die offenbar gar nicht so selbstverständlich war bei dem Grad der Verletzung.
    „Siehst du, ich habe es dir doch gesagt! Aber du Dickschädel hörst ja nie richtig zu.“
    „Dickschädel trifft es wohl gerade besser denn je.“, grinste ich und zuckte leicht zusammen, weil ich versuchte meine linke Hand zu bewegen.
    „Einfache Fraktur am Arm, etwas komplizierter am Bein.“, erläuterte der Arzt mechanisch und ich wollte gerade nachfragen, als es erneut klopfte.
    Der Typ, der dann jedoch ohne ein „Herein“ von mir ins Zimmer kam, war kein geringerer als Gremaldo selbst. Zumindest dachte ich das in der ersten Schrecksekunde, weil der Mann eklatante Ähnlichkeit mit dem Dämonenmeister hatte. Er schwebte zwar nicht über dem Boden oder war besonders hässlich, aber es gab viele, viele Kleinigkeiten, die ich wieder erkannte. Meine Hände verkrampften sich unter der Decke und meine Unterlippe begann zu zittern, doch ansonsten hatte ich mich ganz gut im Griff. Dabei sah der Mann wirklich wie die menschliche Variante des bösen Meisters aus.
    „Darf ich vorstellen...“, meinte der freundliche Arzt und zeigte auf den neuen Besucher. „Das ist Doktor Gremin, unser Chirurg – er hat ihren Beinbruch operiert.“
    „Aha!“, hauchte ich heiser und versuchte meine Gänsehaut wieder unter Kontrolle zu bringen. Gremaldo, alias Doktor Gremin, hatte mich aufgeschnitten und diverses Metall in mich versenkt. Kein Wunder also, dass mein Unterbewusstsein ausgerechnet diesen „blutigen Aufschneider“ in meinem Traum zum Dämonenmeister erkoren hatte.
     
    Aber egal wie unsinnig der Vergleich eines guten Arztes mit einer Traumgestalt auch sein mochte, ich war heilfroh, als die beiden wieder gegangen waren.
    „Puh, endlich sind sie weg!“, zischte ich und erzählte Anne, wie sehr Doktor Gremin dem besiegten Bösen in meiner Fantasie glich.
    „Hm, die waren doch süß!“, meinte sie lächelnd, weil Anne schon immer einen Faible für Ärzte und Arztromane gehabt hatte. „Aber interessant ist es schon, was du sagst. Vielleicht gibt es dazu sogar ein paar Statistiken. Ich meine von Menschen, die ihre eigene Operation miterleben konnten.“
    „Du meinst ich hätte während der Operation und trotz Vollnarkose sein Gesicht gesehen?“
    „Ja, wieso nicht. Davon habe ich schon öfter gehört.“
    „So, so ... schon öfter. Ach, komm’!“
    „Doch! So etwas gibt es. Ich habe über Menschen gelesen, die von der Operation fast alles mitbekommen haben. Im ungünstigsten Fall sogar die Schmerzen.“
    „Du meinst so eine Außerhalb-des-Körpers-Geschichte knapp vorm Exitus?“
    „Ja oder nein. Manchmal nutzt schlicht das Anästhetikum nicht oder der Patient ist sehr sensibel oder ...“
    Ich wollte gerade lachen, weil Anne so witzig die Augen verdrehte und wahrscheinlich noch einige Erklärungen aus dem Hut gezaubert hätte, als wir beide von einer tiefen Stimme unterbrochen wurden. Ein Klopfen hatten wir nicht gehört, das Eintreten eines neuen Besuchers ebenso wenig mitbekommen.
    „Das stimmt! Davon habe ich auch schon gehört.“, meinte der Fremde hinter Anne und ich ärgerte mich, weil ich mir langsam wie in einem Durchhaus vorkam.
    „Und wer sind sie?“, fragte ich daher genervt, ehe ich in ... puh ... ziemlich teuflisch gut aussehende Augen blickte.
    „Ich heiße Thomas und ich ... äh ... habe sie angefahren.“
     
     
    ENDE
     
     
     

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