Dornen um mich (German Edition)
Magie des Wortspiels und die Worte KLEIN und KRIEG waren seit der Verwandlung beständig in seinem Kopf. Er fühlte sich wahrlich in einem kämpferischen Ausnahmezustand und ... er wünschte sich nichts sehnlicher als wieder etwas kleiner zu sein. Schließlich hatte er Höhenangst und diese riesengroße Gestalt verunsicherte ihn bei jedem Schritt.
Nach drei Stunden mühsamer Wanderung gelangte er in die Stadt. Der Umgang mit seinem neuen Körper war nicht gerade einfach, denn mal wackelte der obere Teil vor und zurück, dann brach wieder eine der muskelbepackten Seiten aus dem Gleichgewicht. So ein Riesenfleischberg war für einen ehemaligen Faun kaum zu bändigen! Barfuss zu gehen war dann auch so eine Sache. Die Haut auf dem neuen Körper war einfach viel zu weich und glatt. Schon nach nur zwei Stunden hatte er tiefe Abschürfungen und mächtige Blasen am Fußballen.
Ärgerlich schmollend erreichte Berek den Stadtrand.
„So haben wir nicht gewettet!“, zischte er gen Himmel und fiel mit eben diesem Zischlaut in den erstbesten Laden ein, der sich auf der Hauptstraße befand. Dort blickte er sich gar nicht erst lange um, sondern bestellte mit energisch lauter Stimme etwas zum Anziehen. Die darauf folgenden Stille zeigte ihm sofort, dass er im falschen Laden sein musste. Und ja! Das war er auch, denn es war ein Bäckerladen und die Verwunderung der Anwesenden sehr groß. Einem Faun wäre der himmlische Geruch von Brot und Semmeln, Kipferln und diversen Mehlspeisen vermutlich sofort aufgefallen, doch Berek musste sich erst an die neuen Gegebenheiten gewöhnen und vor allem lernen, seine Wut zu kontrollieren. Wut vernebelte die Sinne, ob als Faun oder als Mensch war da ganz egal.
Die anderen Kunden im Laden staunten freilich nicht schlecht über den großen, ungehobelten Klotz. Sie schüttelten den Kopf, tuschelten über seine seltsame Aufmachung und über seine nackten Füße. Aber Berek war flexibel, besann sich auf ein paar seiner wesentlichsten Charakterzüge, dämmte seinen Ärger und brachte alsbald ein leichtes Lächeln zustande. Ganz nach Faun-Art versprühte er seinen nonverbalen Charme ... und änderte damit plötzlich alles! Die ganze Atmosphäre im Laden schien sich zu wandeln, wie unter einem Zauber zu stehen. Die Menschen begannen zu lächeln und sahen nicht länger nur die seltsame Kleidung, die nackten Füße oder einen ungehobelten Klotz. Nein, sie erkannten sein wahres, schönes Ich, wurden freundlich und zuvorkommend.
Berek bemerkte die Veränderung mit Wohlwollen und sah auch die heimlichen, begehrlichen Blicke der Frauen. Er lächelte weiter und zwinkerte der einen oder anderen sogar zu, obwohl er keine der Frauen besonders reizvoll fand. Der menschliche Frauenschlag war für einen Faun nun einmal nicht so ansprechend, wie die zarten Nymphen aus seinen eigenen Reihen.
Er kaufte ein paar gute Mehlspeisen, ließ sich Tipps für das richtige Geschäft geben und verließ den Laden mit dem Wissen, hier jede Frau haben zu können, die er nur wollte. So hässlich er selbst seinen neuen Körper fand, so bemerkenswert gut reagierte die Damenwelt darauf.
Er ging in das feinste Herrenmodengeschäft der Stadt, fackelte nicht lange herum und kam, nach nur einer Stunde, bereits als vollkommen neuer MENSCH wieder heraus. Sogar Schuhe hatte er bekommen. Er wirkte wie ein Geschäftsmann und war mit Anzug eine wahre Augenweide für das hiesige Weibsvolk. Gestählter Köper, Muskel bepackt und mittlerweile so gut im Griff, dass er mit geschmeidigen Bewegungen durch die Straßen ging. Berek hatte dann doch recht schnell gelernt mit dem „monströsen Körper“ umzugehen. Er war gut zwei Meter groß, dunkelhaarig und hatte grünblaue Augen. Klar, dass die Reaktionen auf der Straße nicht ausblieben. Berek fühlte sich dadurch wieder ansatzweise wie ein Gott, legte jeden Groll ab und wirkte in schlichter Eleganz und Finesse. Durch dieses Hochgefühl konnte er sich noch viel besser auf die neuen Gegebenheiten einlassen, sich entspannen und seinen überdurchschnittlich guten Geruchsinn aktivieren.
Berek atmete tief durch und schnupperte. Als einzige Hilfestellung hatte ihm das Gericht den Duft seiner zukünftigen Braut mitgegeben. Berek wusste also wie sie roch und er fand ihren Duft mittlerweile sinnlich und betörend.
Doch hier auf der Straße gab es nicht viel zu erschnüffeln. Abfälle und Abgase vereitelten seinen Plan, rasch eine Fährte zu finden. Dazu lenkte der ständige Lärm der Straße und
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