Dornen um mich (German Edition)
wollte ebenfalls gestalten, lenken und seine Fantasie mit mir teilen. Er war so begierig darauf, bildgebende Magie anzuwenden, dass er mich mit seiner intensiven Ausstrahlung augenblicklich in den Bann zog.
Er spielte nicht etwa mit Feuer, nur weil ich das bei einem Halbdämon automatisch erwartet hatte. Nein, er wählte für uns das Element Wasser, ließ es sanft um unsere Körper tanzen und streichelte jeden Körperteil mit prickelnder Leichtigkeit. Es war erfrischend und sinnlich und es war ein wahrer Augenschmaus. Feuchte Spuren zeichneten sich auf unserer Haut ab, waren teils kühl, dann wieder warm. Sie neckten und bildeten lustvolle Perlen, die manchmal regungslos verharrten, dann wieder in unterschiedlichste Richtungen vorwärts strebten, um Mulden und Vertiefungen zu erkunden. Die eine oder andere Perle tanzte sogar durch die Luft, verharrte wie in Zeitlupe und vereinigte sich dann mit anderen zu wunderschönen Bildern.
Himmel, war das göttlich! Wärme, Feuchtigkeit, schöne Bilder und eine sinnliche Leidenschaft, die unbeschreiblich war. Was brauchte unsere Liebe in dem Moment mehr? Nie wieder wollte ich diesen Genuss missen, nie wieder etwas anderes als Lust und Liebe empfinden und das mit einem schönen Dämon, der kein bisschen „unfertig oder halb“ wirkte. Nein, er war ein ganzer Mann und vor allem war er so ganz meins!
Ein dunkler Schrei durchbrach die Idylle und ließ uns erschrocken auseinander fahren. Dabei waren wir gerade kurz vor der Vereinigung und so begierig auf Erfüllung, dass es die reinste Qual war zu verharren, um nach dem Rechten zu sehen.
„Was ... war das?“, fragte ich keuchend, aber auch Tadeos wusste nicht, wer oder was geschrieen hatte.
„Ich glaube fast es war ein Hilferuf!“, stöhnte ich verärgert und löste mich von Tadeos herrlichem Körper. Der Verlust seiner Nähe war jedoch wie die Sünde selbst und so verdammenswert, dass ich kurz überlegte, doch einfach weiter zu machen. Aber da durchbrach ein zweiter Schrei die Stille und wirkte in seiner Intension so unpassend, wie ein Hilfeschrei nun einmal sein musste, wenn man sich im perfekten Himmel auf Erden befand.
4
„Sie ist tot, mein Gott, sie ist tot!“, jammerte Berek noch leise vor sich hin, während ein teuflischer Halbdämon und eine hübsche Frau Hand in Hand zu ihm gelaufen kamen – splitterfasernackt und, wie es schien, recht unbefriedigt. Beide erfassten die Situation sofort mit einem Blick und hockten sich zu Berek auf den Boden.
Anne lag tot auf der Erde und hatte, seltsamer Weise, durchsichtige Flügel auf dem Rücken.
„Anne!“, schrie ich entsetzt, als ich sie erkannte und strich ihr ratlos über das bleiche Gesicht. Automatisch vermutete ich in dem nackten Mann neben ihr die Ursache allen Übels. Tadeos musste mich daher mit aller Kraft zurückhalten, damit ich dem Kerl nicht an die Gurgel ging.
„Du Teufel! Was hast du ihr angetan?“, fragte ich den nackten, unglaublich schönen Mann, der mir in dem Moment jedoch wie der schlimmste Alptraum vorkam. Anne hatte es irgendwie zu uns ins Paradies geschafft, doch sie war tot! T-O-T! Aber wie konnte das nur sein?
NEIN! dröhnte es in meinem Kopf. Nicht Anne, nicht meine liebe Freundin und schon gar nicht hier im Paradies! Und ehe ich diesen Gedanken noch ganz zu Ende gedacht hatte, ging bereits ein heftiger Ruck durch Annes Körper und sie schlug doch tatsächlich wieder die Augen auf.
„Anne?“, fragte ich fassungslos, weil ich gerade noch vergebens nach ihrem Puls gesucht hatte.
„Ja-a-a?“, fragte sie lähmend langsam und mit einem eigentümlichen Glitzern in den Augen, das an viele kleine Sternchen erinnerte. „Was ist denn nur passiert?“
„Du warst wohl ohnmächtig, mein Liebling!“, erwiderte Berek und streichelte ihr so fürsorglich über die Wangen, dass ich meine anfängliche Schuldzuweisung und meinen Groll gegen diesen Traum von einem Mann beiseite schob. Offenbar war er nicht schuld an ihrem Zustand und zudem über die Maßen besorgt um sie.
Nachdem sich also der erste Trubel und auch meine Freude über Annes Wiedergeburt gelegt hatten, konnte ich mich nur noch wundern. Ja, ich war verwirrt. Ziemlich sogar. Die Existenz des Paradieses hatte ich irgendwie schneller akzeptiert, als die unwillkommene Störung darin. Was sollte das aber auch für ein Paradies sein, wo Leute zu Tode kommen konnten, nur um dann eh wieder – einfach so hops , mit nur einem Gedanken – unter den Lebenden zu weilen? In
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