Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dornen um mich (German Edition)

Dornen um mich (German Edition)

Titel: Dornen um mich (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Berger
Vom Netzwerk:
Vielfaches gestiegen ... doch eigentlich beschrieb das nicht die Veränderung, die ich meinte. Ich fühlte mich wie neu geboren, war auf einen anderen Planeten gebeamt worden, halluzinierte oder war schlicht verzaubert. Unser Höhenflug hatte etwas vollkommen Neues erschaffen, wie vor einer Ewigkeit der Urknall das Universum. Oder wir waren schlicht und ergreifend gestorben, im Augenblick höchster Ekstase. Auch kein schlechter Tod.
    Es war jedenfalls eine so krasse Veränderung, dass sie nicht ausreichend in Worte zu fassen war. Die Schnelligkeit und Oberflächlichkeit meines bisherigen Lebens schien mit einem Schlag fort. Ich spürte keine innere Getriebenheit mehr, keinen Männerhass und keine Dornen um mich. Die hatte ich mir im Laufe der Jahre nur zugelegt, um mich vor Enttäuschungen zu schützen, dabei hatten die Dornen zeitweise mehr geschmerzt als irgendeine mögliche Zurückweisung.
    Jetzt aber war ich Zuhause und konnte mich wirklich sehen und spüren – ich meine so richtig und ganz – und diese Entdeckung war derart beglückend, dass ich zu weinen anfing.
    Das war ich? So wunderschön konnte ein Mensch sein, so einzigartig und ... göttlich? Ich war wie erschlagen von meiner Erkenntnis, meiner Vielfalt und meinem Licht. Einen Großteil davon schrieb ich meiner neuen Liebe zu, aber vor allem auch diesem wunderbaren, himmlischen Ort.
    Für den Fall, dass es nur ein Traum war, wollte ich nie wieder erwachen. Hier lagen wir inmitten herrlichster Natur, völlig frei und irgendwie ... unschuldig. S elbst mein Dämon konnte unschuldig sein und den Frieden und das Glück genießen. Ich hatte ja schon den einen oder anderen glücklichen Moment erlebt, aber Tadeos? Für ihn mussten diese Empfindungen unbegreiflich und vollkommen neu sein. Sein verwundertes Staunen bestätigte mir das auch stets aufs Neue und alleine für diese kindliche Faszination, liebte ich ihn.
    „Ich habe uns in den Himmel gefickt!“, meinte er dann so urplötzlich und ohne Vorwarnung, dass mir für einen Moment die Spucke wegblieb, ehe ich zu lachen begann ... und das mit der „kindlichen Faszination“ und der „Unschuld eines Dämons“ gleich wieder einmal abhakte.

2
     
     
    Schon beim Eintritt in den Baum hatte er bemerkt, dass etwas nicht so war, wie er sich das vorgestellt hatte. Der verfluchte Kobold mochte vielleicht durch die hohe Bezahlung an die Richtigkeit seiner Worte gebunden sein (altes göttliches Gesetz, blabla), aber vielleicht hatte der hässliche Wicht eine solch geschickte Formulierung gewählt, dass Berek den Betrug gar nicht bemerkt hatte. Der Baum war der Beschreibung nach zwar der Richtige, aber wer wusste schon, ob es auch das richtige Tor war?
    Berek war jedenfalls ganz korrekt und nach Anweisung vorgegangen. Respektvoll hatte er sich vor dem natürlichen Portal verbeugt und seinen Wunsch kund getan – laut und in guter Aussprache.
    Er wolle seine „womöglich andere Auserwählte“ bei dem Dämon finden, der sie gefangen hält und selbst natürlich möglichst unbehelligt und in einem Stück wieder nach Hause gelangen.
    Diese Formulierung hatte er sich gut überlegt, weil oft Kleinigkeiten, wie Fallfehler oder falsche Worte, Probleme verursachen konnten. Den ganzen Weg bis zum Portal hatte er die beste aller Formulierungen gesucht und sich für diese eine entschieden. Er musste zugeben, nicht gerade der Hellste zu sein, doch für einen ehemaligen Faun war er zumindest hoch motiviert.
    Nachdem er seinen Wunsch also korrekt vorgebracht hatte und in das matschige Braun des Baumes eingetreten war, hätte er eigentlich faulige Finsternis und die Anwesenheit der Dämonenbrut spüren und erleben müssen. Doch von Untiefen und Hölle konnte mittlerweile keine Rede mehr sein! Im Gegenteil!
     
    Auf höchst spektakuläre Weise wurde er von grellem Licht geblendet und sogar eingehüllt von einem Duft, der Natur und absolute Vollkommenheit versprach. Verwirrt ging er in das Innere des Baumes vor und verspürte plötzlich eine Weite und Lebendigkeit, die ihn noch mehr verstörte.
    Herrschaftszeiten! Er hatte doch alles richtig gemacht, um in die Unterwelt zu gelangen – in die „andere“ Göttlichkeit, dem Gegenteil von Schönheit, Harmonie ... und Lust. Doch das, was er hier witterte, war so anders, so unerwartet und vollkommen, dass er einmal mehr an den himmlisch-göttlichen Predigten, Gesetzen und diversen (Schein-)Heiligen zweifelte.
    Die allseits bekannten Geschichten über Dämonen und ihre finstere

Weitere Kostenlose Bücher