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Dornenkuss - Roman

Dornenkuss - Roman

Titel: Dornenkuss - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: script5
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verharrte, ohne zu atmen, die Hand an der Verriegelung, voller Furcht, dass die geringste Regung mich verraten könnte. Dabei wusste er doch, dass ich hier war … Er wusste es ganz genau.
    Was jetzt? Um Hilfe rufen? Weglaufen? Nach oben, zu Tillmann, oder zu Paul und Gianna? Das würde keinen Sinn machen, er war schneller, und wenn nicht, würde er sie mit hineinziehen …
    Mein Körper wehrte sich gegen meine erzwungene Atemlosigkeit und wollte sich Sauerstoff zuführen, ungeachtet der grauenvollen Tatsache, dass ich Schritte nahen hörte, schwere Schritte, tapp, tapp, tapp, die Treppe hinauf auf die Terrasse, jetzt sah ich ihn auch, ein markanter Schemen, in unzählige Streifen geteilt durch die Holzlamellen vor meinen Augen. Er wurde größer, kam direkt auf mich zu, wurde immer schwärzer und mächtiger. Mit einem keuchenden Atemzug erkämpften sich meine Lungen ihre Luft zurück, obwohl ich es hatte verhindern wollen, und ich roch – Schweiß. Schweiß? Ja, das war herber Männerschweiß, vermischt mit Rasierwasser. Hatte Angelo so gerochen? Nein, nicht ein einziges Mal. Er hatte nach gar nichts gerochen. Dieser Duft hier kam mir dennoch bekannt vor, beinahe vertraut …
    »Hey! Sssst!«, zischte es hinter den Lamellen. »Aufwachen, Sturm! Schieb deinen Hintern zu mir raus, du Schlafmütze!«
    Ich ließ meine Hand sinken und hob sie sofort wieder, um mir an die Stirn zu greifen, wo mein Angstschweiß sich in einem warmen Schauer der Erleichterung löste und brennend in meine Augen sickerte. Das war nicht Angelo. Auch nicht ein geblendeter Angelo.
    »Stürmchen, hallo!«, zischte es erneut hinter den Läden, dicht vor mir. Ein scharfes Pfefferminzbonbonaroma stieg in meine Nase. Sind sie zu stark, bist du zu schwach – Fisherman’s Friends, konzipiert für Machos und Möchtegernhelden. Im Frühjahr hatte ich diese Geruchskombi aus Schweiß, zu viel Aftershave und künstlicher Minze jeden Abend um 17   Uhr zwei Stunden lang ertragen müssen.
    »Jemand zu Hause? Ich seh dich doch! Lass deinen guten alten Lars nicht warten …«
    Lars, vermeldete mein Hirn endlich entwarnend. Es ist Lars. Nur Lars. Motorik wieder aktiviert, atmen erlaubt. Ich konnte nicht sagen, ob ich ihn verdrängt oder vergessen hatte. Jetzt erst erinnerte ich mich an seine Anwesenheit. Ja, er war dabei gewesen. Mein verhasster Hamburger Karatetrainer, den Colin mir im Frühjahr organisiert hatte, um mich auf den Kampf vorzubereiten (zwecklos, wie ich fand) und meinen Zorn weiter zu schüren. Letzteres hatte vortrefflich funktioniert, denn Lars war ein frauenfeindlicher Proll, wie er im Buche stand. Und er hatte mich gestalkt. Offenbar tat er es immer noch.
    Ich öffnete fahrig die Verriegelung und trat mit vor dem Bauch verschränkten Armen und weichen Knien zu ihm auf die Terrasse. Mein Zittern konnte ich nicht unterdrücken; sobald ich vor ihm stand, wurde es noch schlimmer, was mir gar nicht passte. Zeichen der Schwäche nutzte Lars sofort aus. Trotzdem ging ich ihm voraus die Treppe hinunter auf die Straße und einige Meter weit weg, bis wir frei sprechen konnten, ohne die anderen zu wecken.
    »Mann, erschreck mich doch nicht so!«
    »Sorry, war ’ne spontane Aktion. Ich fahr morgen ab. Ich wollte dich schon die ganze Zeit sehen, aber deine Mutti meinte, du wärst noch nicht so weit und ich solle dich in Ruhe lassen und …« Ein heftiges Frösteln, das mich für eine Millisekunde packte und schüttelte, ließ ihn innehalten. »Was ’n los, Sturm?«
    »Ich dachte, dass … dass … Mach so was nie wieder, Lars, ehrlich! Du kannst mir doch nicht auflauern!«
    »Du dachtest, dass es die blonde Drecksau ist? Sturm, du hast einen schlechten Männergeschmack, das muss ich dir mal sagen. Was hast du an dieser Lusche gefunden? Der hat ja nicht mal Haare auf der Brust.«
    »Das haben die –« Das haben die Mahre allgemein nicht, hatte ich entgegnen wollen. Aber wusste Lars überhaupt alles über sie? »Hör mal, Lars, ist dir eigentlich klar, was da oben in der Sila passiert ist? Was das Ganze bedeutete?«
    »Logen weiß ich das.« Logen. Lars’ Variante für logisch. Er fand es cool, ich nicht. »Der war von so ’ner Art Sekte und wollte dich kapern, stimmt’s? Totale Gehirnwäsche. Hab ich mal im Fernsehen gesehen, da gibt’s doch diese … äh …. Scientology oder wie sie heißen, ach, egal, es gibt auch noch andere …« Er räusperte sich und spuckte neben meinen Füßen auf den Boden.
    Ich machte einen Schritt zur

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