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Dornenkuss - Roman

Dornenkuss - Roman

Titel: Dornenkuss - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: script5
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Strähnen, gebleicht von der Sonne, die sich mit sich selbst verknotet hatten, kein Scheitel mehr, nur noch Wirbel und Wellen – ich hatte ein Schlangenhaupt bekommen. Es hätte mich nicht gewundert, wenn die Babyvipern immer noch darin lebten, obwohl ich mich gut daran erinnerte, wie ich sie in einen Garten neben dem Krankenhaus gesetzt hatte, in das Paul uns gebracht hatte. Wir hatten uns alle leichte Rauchvergiftungen und Brandblasen zugezogen, die dringend versorgt werden mussten. Nur Gianna war ohne eine einzige Verletzung oder Schramme davongekommen. Dafür war sie diejenige gewesen, die auf der Rückfahrt dreimal in die Büsche gekotzt hatte.
    »Waren die schon immer so?«, fragte ich und deutete auf meine Augen.
    »Eigentlich schon. Du warst nur noch nie so braun gebrannt, seit ich dich kenne … Dadurch strahlen sie stärker als sonst aus deinem Gesicht heraus. Eine optische Täuschung.«
    »Das ist alles?« Ich konnte es nicht glauben. Ja, ich war dunkel geworden und trotz meines Eremitendaseins in den vergangenen Tagen war ich es auch geblieben, ein schöner, sanfter Bronzeton, unterbrochen nur von den Abdrücken meines Bikinis. Trotzdem hatten meine Augen noch nie einen solch intensiven Schimmer gehabt. Allerdings hatte ich mich auch noch nie so lange nicht angesehen. Ich entdeckte mich gerade neu und es war weniger erschreckend, als ich gedacht hatte, abgesehen von dem Wildwuchs zwischen meinen Schenkeln und dem Chaos meiner Haare. Bald hätte ich eine Karriere als Reggaesängerin starten können. Oder als Voodoo-Priesterin?
    »Ich hab dir schon mal gesagt, dass du einen irre angucken kannst, Ellie. Ich hab aber nie gedacht, dass du irre bist.«
    »Sicher? Das glaube ich dir nicht, Gianna. Du musst es gedacht haben in den letzten Wochen, oder? Hab ich denn … hab ich gestunken?« Plötzlich war das meine größte Befürchtung. Dass ich gestunken hatte. Ich hasste es, wenn Menschen stanken.
    »Ach, woher denn …« Gianna schnaubte amüsiert. »Du bist doch kaum mehr aus dem Wasser rausgekommen.« Ihr Lächeln verschwand, als sie sich erinnerte. »Du warst oft stundenlang im Meer, weit draußen, und dann ist dein Kopf verschwunden und wir dachten, du wärst ertrunken … bis er plötzlich wieder zu sehen war. Ich hab solche Angst gehabt.«
    »Um mich oder vor mir?«
    »Beides.« Gianna nahm eine Strähne, sprühte sie ein und begann sie zu bearbeiten. »Meistens um dich, aber auch vor dir, weil du … Du warst weg. Ich hab versucht, mit dir zu reden, aber du hast nicht zugehört, ich kam nicht mehr an dich heran, deine Augen waren immer woanders, als würden sie Dinge erkennen, die wir nicht sehen oder nachvollziehen konnten. Es war gruselig.«
    »Ich war gruselig«, verbesserte ich sie mit zusammengebissenen Zähnen, denn ihre Kämmversuche zerrten an meiner Kopfhaut.
    »Nein, du warst …« Gianna dachte nach, während sie konzentriert einen Knoten aus meinen Haaren löste. »Du hast mich an antike Sagengeschichten erinnert, an irgendwelche Halbgöttinnen oder Fabelwesen, du warst schön, wirklich schön, aber auf eine Furcht einflößende Art. Du bist aus dem Meer gestiegen wie die Königin von Saba …«
    »Kenne ich nicht.«
    »Elisa, man kann es nicht beschreiben, ob du die Königin von Saba kennst oder nicht. Ich werde es jedenfalls nie vergessen. Du warst ein Anblick, wie ihn Künstler oder Bildhauer festhalten würden. Ein mythisches Weib aus uralten Büchern, das plötzlich lebendig geworden ist. Und als du dann den Berg hochgelaufen bist, nackt, mit dem Skorpion um den Hals und den Schlangen im Haar – das hätte man filmen müssen. Echt. Filmen, cutten, ab nach Hollywood und noch einen Helden dazu. Nicht Angelo. Einen echten Helden.«
    »Wir hatten einen Helden. Sogar zwei«, erinnerte ich sie. Ich dachte wie so oft an den Augenblick zurück, in dem Colin und Tillmann mir die Fackeln zugeworfen hatten und ich plötzlich wusste, was ich zu tun hatte.
    »Nein. Die Heldin warst du. Basta.« Zwei Strähnen hatte Gianna schon befreien können. Mit finsterer Entschlossenheit nahm sie sich die nächste vor.
    »Was für eine beschissene Heldin muss ich gewesen sein, wenn man sich vorher vor ihr fürchten musste … Ihr habt sogar das Haus verlassen, weil ihr mich nicht mehr ertragen konntet. Ihr wart nicht mehr hier!«
    »Wir sind nach Rom gefahren, meine Liebe, und haben dich dort gesucht, weil Tillmann die Anrufe auf seinem Handy zurückverfolgt hat und wir bei einem römischen

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