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Dornenkuss - Roman

Dornenkuss - Roman

Titel: Dornenkuss - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: script5
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Anschluss gelandet sind … Leider war ständig besetzt.« Gianna bedachte mich mit einem mütterlichen Blick, der ihr gar nicht schlecht stand.
    »Italienische Flughäfen«, klärte ich sie auf.
    »Das dachten wir uns. Irgendwann kriegten wir heraus, dass du eine Maschine nach Santorin genommen hattest, und standen an der Rolltreppe, um dir nachzufliegen, als Tillmann Paul auf dem Handy anrief und sagte, dass du schon wieder da seist und wir dringend kommen sollten. Er war es auch, der Dr.   Sand herbeigeordert hat, mit dem wir vorher quasi eine Standleitung hatten, weil wir ihn wegen dir um Rat fragten. Warte, ich muss mich mal setzen, mein Kreuz tut weh.«
    Gianna klappte den Klodeckel um und ließ sich darauf nieder. »Außerdem hat Tillmann Colin Bescheid gesagt und der wiederum hat Morpheus geholt. Und irgendwie hat es geklappt.«
    Dr.   Sand … Stimmt, der hatte ja mit mir sprechen wollen am Telefon, kurz bevor sie mir den Film gezeigt hatten. Doch es hatte eine Funkstörung gegeben. Vielleicht meinetwegen? War zu diesem Zeitpunkt bereits so viel auf mich übergegangen, dass ich selbst die Technik irritieren konnte? Oder hatte ich diese Störung hören wollen?
    Ich griff selbst nach dem Kamm, damit Gianna ein Päuschen einlegen und ich mich von diesen unguten Gedanken ablenken konnte, und versuchte an einer besonders verfilzten Strähne mein Glück, bis ich kurzerhand eine Schere nahm und das Ende abschnitt. Ich hatte wahrlich genug Haare, es würde nicht weiter auffallen.
    »Gianna … ich sag das nicht, weil ich es dir vorwerfe, ich versuche nur, die vergangenen Wochen zu rekonstruieren und zu verstehen, was alles geschehen ist und warum. Ihr wart auch vorher weg, oder? Ich hatte das Gefühl, dass das Haus leer war.«
    »Na ja, okay, ich gebe es zu …« Gianna lehnte sich zurück und schloss die Augen. »Ich wollte nicht mehr in diesem Haus schlafen, aber nicht nur wegen dir, sondern auch wegen Colin. Mir war in eurer Nähe dauernd schlecht, ich hab mich elend gefühlt, ein penetrantes Unwohlsein, ich kann es gar nicht erklären. Irgendwas trieb mich fort von euch. Ich hab Paul angebettelt, mich wegzubringen, und schließlich hat er uns ein Hotel gesucht. Aber tagsüber war meistens jemand in deiner Nähe. Wir haben uns abgewechselt. Du hast uns nur nicht mehr gesehen. Denn wenn du nicht draußen am Meer warst, hast du dich in deinem Zimmer oder oben auf dem Balkon verkrochen. Trotzdem, auch ich war da, ich hab jeden Morgen den Kühlschrank aufgefüllt und das Chaos in der Küche beseitigt.«
    »Was für ein Chaos?«, fragte ich beunruhigt. Ich hatte doch gar nichts mehr gegessen oder gekocht. Deshalb wunderte es mich umso mehr, dass ich nicht ausgemergelt wirkte. Ich war ein wenig zu dünn, aber magersüchtig sah ich nicht aus. Po und Busen waren rund geblieben.
    »Das Chaos, das du nachts angerichtet hast, wenn du deine somnambulen Fressanfälle hattest.« Gianna erhob sich stöhnend und wandte sich wieder meinem Kopf zu.
    »Ich hab nicht geschlafen.«
    »Hast du auch nicht. Du hast schlafgewandelt und ich bin seitdem hundertprozentig davon überzeugt, dass Schlafwandler nicht schlafen. Sie sind nur … in einer anderen Sphäre. Es ist gut, dass du diese Anfälle hattest, sonst wärst du uns verhungert. Ich fand es nur äußerst lästig, dass du nie etwas weggeräumt hast und morgens das Ungeziefer in der Küche war. Termiten, Kellerasseln, Schaben … das ganze vielfüßige Arsenal an Widerlichkeiten. Puh.«
    »Ja, und genau so etwas machen richtige Heldinnen nicht«, erwiderte ich unglücklich. »Heldinnen fallen erst gar nicht auf einen solchen Schwindel herein. Es ist noch viel abgründiger, als du denkst, Gianna.«
    »Noch abgründiger?« Ihre Hand erstarrte in der Luft. »Nicht heulen, Elisa, nicht! Du hast es gerade geschafft, damit aufzuhören!« Doch es war schon zu spät. Die Tränen kullerten dick und salzig über meine Wangen und wie immer verfärbten sich meine Augen dabei grünlich.
    »Es war schön!«, rief ich aufschluchzend. »Ich fand es schön. Ich war glücklich. Alles war so schön … dieses Land, das Meer, die Sonne …«
    »Aber es ist ja auch schön!«, fiel Gianna enthusiastisch dazwischen. »Es ist ein schönes Land und das wird es bleiben, selbst für dich. Ganz bestimmt.«
    Ich schüttelte störrisch den Kopf. »Ich werde es nie wieder so sehen und in mich aufnehmen können wie in diesen Wochen. Angelo hat auch kein dummes Zeug geredet oder rumgeschleimt, er hat

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