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Dornenkuss - Roman

Dornenkuss - Roman

Titel: Dornenkuss - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: script5
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Colins Miene verdüsterte sich. »Die Formel hatte etwas mit Liebe zu tun. Liebe war die Grundlage dafür. Das wusste ich früher schon und weiß es jetzt noch. Mehr allerdings nicht mehr. Sie ist mir entglitten.«
    Weil du mich noch liebtest … Ja, er erinnerte sich richtig. Nun entsann auch ich mich wieder. Nicht an alles, aber an diesen ersten Teil. Es kann nur töten, wer dich liebt. Aber wie? Wie musste er es tun? Ich versuchte, meine Erkenntnis vor Colin zu verbergen, doch er sprach bereits weiter, ohne mich dabei anzusehen.
    »Sobald du aufhörtest, mich zu lieben, würdest du es nicht mehr tun können. Dann würde es niemand mehr tun können. Sie war weg. Nur du kanntest sie noch. Auch Paul, Gianna und Tillmann hatten sie vergessen. Ich glaube sogar, du hast sie ihnen geraubt, weil du sie niemals gegen mich anwenden wolltest. Kann das sein?«
    Ich antwortete nicht. Ja, mir war wohl alles zuzutrauen, selbst solche Dinge. Ich hatte bereits mahrische Züge angenommen, die sich in Kleinigkeiten gezeigt hatten. In einem war ich mir ohnehin sicher: Ich hatte den Zettel vernichtet, auf dem ich die Formel notiert hatte. Und ich hatte in Grischas Träume sehen, ihn sogar beeinflussen können. Wie ein Dämon war ich in sein Zimmer getreten. Es lag nahe, dass ich Paul, Gianna und Tillmann derart unter Stress gesetzt hatte, dass sie gewisse Dinge vergessen hatten. Auch die Formel.
    Colin wusste inzwischen also, dass ich ein Archetypus war; Morpheus musste es ihm gesagt haben. Vielleicht hatte er es sogar schon immer gespürt. Doch reden wollte ich darüber nicht. Es ergab keinen Sinn. Ich hatte mich für das Menschsein entschieden, nicht für die Welt der Mahre.
    »Hörst du mir noch zu?«, fragte Colin behutsam. Ich nickte. Seitdem ich wieder zuhören konnte, tat ich es aufmerksamer denn je. »Ich weiß, dass meine Haltung für dich schwierig nachzuvollziehen ist, aber der Gedanke an die Ewigkeit war unerträglich für mich. Ich hätte dich damit nicht unter Druck setzen dürfen. Es war der falsche Augenblick, es war zu viel verlangt, zu … zu hart für dich.«
    »Wie kommt es denn zu dieser späten Erkenntnis?«, fragte ich süffisant und nun blitzte auch in Colins kantigen Zügen ein wehmütiges Grinsen auf. Er zeigte mit dem Daumen hinter sich, wo Louis wie abgeknallt, aber laut schnaufend im Sand lag und den lieben Gott einen guten Mann sein ließ.
    »Er hat mich zu ihr geleitet. An dem Abend, als ich dich aus dem brennenden Wald gerettet habe und genau wusste, dass du zurück zu Angelo gehst …« Colin hielt inne und schlug seine langen Wimpern nieder. Als er wieder aufsah, waren seine Augen rabenschwarz – nicht wegen der Dunkelheit, die sich wie ein anthrazitfarbener Seidenschleier über dem Meer ausbreitete, sondern aus Schmerz. »Du wolltest, dass ich dir noch einmal wehtue, wahrscheinlich als letzten Beweis für meine Untauglichkeit als Mann, und – nein, lass mich ausreden, Lassie. Ich bin wieder zurück in den Wald geritten und wollte Louis dazu bringen, mitten in die Flammen zu galoppieren, damit wir beide verbrennen, denn … ich hatte plötzlich diese fixe Idee, dass es funktionieren könnte, wenn er mich hineinträgt und wir beide in Flammen aufgehen. Aber er hat sich geweigert. Er hat gebuckelt wie ein Rodeohengst, sich im Kreis gedreht, ist gestiegen, immer wieder umgekehrt, obwohl ich ihn anschrie und auf ihn einschlug. Bis ich begriff, dass er das niemals tun würde. Weil er es nicht kann. Es geht gegen seine Instinkte … Er ist eben ein lebendiges, fühlendes Wesen. Er hatte Angst.«
    Ich versuchte, Colin böse und strafend anzusehen, doch meine Augen schwammen in Tränen.
    »Du bist wirklich ein selten dämlicher Hornochse …« Nicht nur das. Er hatte mir gerade, ohne es zu ahnen oder gar zu beabsichtigen, den Rest der Formel verraten. Schmerz öffnet die Seele. Das war der zweite Teil. Mich mit Angelo zu sehen, hatte ihm die Basis für seinen eigenen Tod geschaffen. Louis hatte ich es zu verdanken, dass es nicht geglückt war, diesem riesigen schwarzen Prachtross, vor dem ich mich so sehr fürchtete. Louis liebte Colin.
    »Ja, vielleicht bin ich das. Aber ich wollte nicht länger dabei zusehen, wie du dich in einen anderen verliebst, ich hatte alles getan, was ich tun konnte …«
    »Ich habe mir meine eigene Rippe angebrochen, damit ich Schmerz fühlte, wenn ich atmete, Colin! Nicht, damit ich dich guten Gewissens abschreiben kann.« Plötzlich fiel er mir wieder ein: mein Wunsch,

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