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Dornenkuss - Roman

Dornenkuss - Roman

Titel: Dornenkuss - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: script5
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abspielen würde. Doch ich wollte keine mythische Sagengestalt mehr sein. Ich wollte wieder Ellie sein.
    »Ah, ich verstehe. Klar, das machst du besser alleine.« Mit flinken Fingern räumte Gianna die Haarutensilien ins Regal. »Frühstücken wir draußen? Es ist dein Geburtstagsfrühstück. Ich hab frische Brötchen geholt.«
    Ich konnte mir plötzlich nichts Köstlicheres vorstellen als ein lauwarmes italienisches Ciabattabrötchen mit Butter und Honig. Ja, ich wollte draußen frühstücken. Vielleicht würde ich sogar schwimmen gehen, wenn Gianna neben mir blieb und aufpasste, dass das Meer mich nicht davontrug. Ich musste die letzten Sonnentage ausnutzen. In Deutschland begann bereits der Herbst.
    Ich nickte. »Okay, Frühstück auf der Terrasse.«
    Mit klappernden Pantoletten marschierte Gianna in die Küche, glücklich, für mich sorgen und trotz aller Frauenbefreiung ein Essen für uns herrichten zu dürfen.
    Niemals hätte ich sie vergessen dürfen. Niemals.

D ON ’ T DREAM IT ’ S OVER
    Nein. Das hier war mit meiner Fahrt nach Trischen nicht zu vergleichen. Auch vor Trischen hatte ich Angst gehabt, doch der Trip hatte einem Abenteuer geglichen, spektakulär und waghalsig, ich hatte mich ins eiskalte Nordmeer gestürzt und den Tod durch Ertrinken riskiert, um zu Colin zu gelangen. Und vorher hatte ich einem armen alten Krabbenfischer das Messer an die Kehle gesetzt, damit er mich auf die Sandbank brachte.
    Jetzt musste ich nur wenige Meter zurücklegen, ungefährdet und zu Fuß, während die Sonne schien und nichts mein Leben bedrohte, und doch bedeutete es eine viel, viel größere Überwindung. Auf Trischen hatte ich mich vor dem gefürchtet, was Colin in mir ausgelöst hatte. Nun fürchtete ich mich vor den Folgen dessen, was allein in mir geschehen war. In mir und durch mich. Es wog tausendmal schwerer.
    Noch immer marterte ich mich mit Vorwürfen, obwohl mir mit jeder verstreichenden Stunde klarer wurde, dass ich kaum eine Chance gehabt hatte, Angelos Intrigen zu entkommen. Wir hatten ihm alle dabei geholfen, ohne auch nur das Geringste davon zu ahnen. Trotzdem war ich weit entfernt davon, mit mir selbst im Reinen zu sein. Für Colin musste mein Verhalten wie Betrug ausgesehen haben.
    »Er spielt mit Louis, beeil dich«, hatte Gianna mir eben ins Ohr geflüstert, als wir uns im Flur begegnet waren. Ich war zum circa zehnten Mal aufs Klo gegangen, einerseits vor Nervosität, andererseits, weil ich hoffte, genau diese Nachricht zu bekommen, und sie gleichzeitig fürchtete wie das Jüngste Gericht. Vielleicht war es ja tatsächlich so etwas Ähnliches wie das Jüngste Gericht. Nun würde er mit mir abrechnen.
    Gianna hatte nicht übertrieben. Ich sah die beiden schon von Weitem miteinander herumtollen. Die Hitze hatte sich zurückgezogen, es war nur noch warm und der auffrischende Wind hatte mich dazu bewegt, mir eine dünne Jerseyjacke um die Hüften zu binden. Louis jedoch belebten die kühleren Temperaturen. Der Hengst hatte seine Scheu vor dem Wasser immer noch nicht vollständig abgelegt, das erkannte ich an der Art, wie er den Kopf zur Seite warf, wenn ihm eine neue Welle entgegenrollte und Colin ihn mit ausgebreiteten Armen auf sie zutrieb, doch wenn Pferde Freude ausdrücken konnten, war er ein Musterbeispiel dafür. Colin hatte Sattel und Zaumzeug in den Sand gelegt, sodass Louis frei wie der Wind war, an seinen Herrn gebunden nur durch eine jahrelange Partnerschaft und die tiefe Überzeugung, dass allein Colin derjenige war, der ihn leiten und führen konnte. Er reagierte auf die beiläufigste von Colins Bewegungen, die Sinne stets bei ihm – selbst wenn er auf den Hinterbeinen wendete und übermütig davonpreschte, stoppte er immer wieder, um einen Blick nach hinten zu werfen und zu prüfen, ob Colin noch da war.
    Ja, er war es, unübersehbar; bis zur Hüfte stand er im Wasser und rief Louis knappe Worte in Gälisch zu, wenn er geduckt auf ihn zustürmte und zu weiteren Galoppaden animierte, in denen das Pferd nach Herzenslust buckelte und die Beine warf, bis das Discoboot röhrend seinen Kurs über die Bucht nahm und ihn so sehr erschreckte, dass er die Flucht antrat, mit hoch aufgestellten Ohren und zuckendem Schweif. Colin winkte lachend ab und rief ihm etwas hinterher, eine liebkosende Beleidigung, die Louis mit einem sonoren Schnauben kommentierte.
    Das Boot fuhr nur noch abends vorbei und auch nicht mehr täglich; die Hauptsaison war vorüber, die Hotels leerten sich. Doch auch heute

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