Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Dornenliebe

Titel: Dornenliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feher
Vom Netzwerk:
Luna nieder, ihr ist schwindlig, seit Thores Tod passiert ihr das jedes Mal, wenn sie Blut sieht, aber sie will nicht vor Falk in Ohnmacht fallen, muss sich zusammenreißen, zu groß ist die Angst in ihr, er könnte sich in seinem Misstrauen bestätigt fühlen, wenn sie jetzt Schwäche zeigt. Wortlos nimmt Falk aus seinem Medizinschrank Mullverband, Schere und Pflaster, Luna schafft es irgendwie, die blutgetränkte
Strumpfhose abzustreifen und hinter sich in die Wanne zu werfen, verdeckt ihre Augen mit der Hand, während Falk sich an ihrem Fuß zu schaffen macht. Er geht geschickt und behutsam vor, handelt schnell, reinigt die Wunde, drückt blutstillende Watte darauf, tauscht sie zur richtigen Zeit gegen einen festen Mullverband aus, bindet den Fuß ein und fixiert alles mit Pflasterband. Das Badezimmerfenster ist gekippt, von draußen weht kalte Herbstluft herein, die bei Luna sofort eine Gänsehaut verursacht. Sobald das Schwindelgefühl verschwunden ist, steht sie auf, dreht am Waschbecken den Kaltwasserhahn auf und versucht, das Blut aus der Strumpfhose zu waschen. Ich muss Zeit gewinnen, überlegt sie; vielleicht verraucht Falks Wut wieder, vielleicht legt er mein Handy ab und ich kann es mir später nehmen, unauffällig, wer weiß, was Jaron noch alles geschrieben hat, es war nichts zwischen uns, absolut nichts, was über eine kleine unverfängliche Sympathie hinausgeht, die vielleicht zur Freundschaft werden könnte. Das sich mit Blut vermischende Wasser erinnert sie wieder an Thores Unfall, sie dreht den Wasserhahn weiter auf, mit kaltem Wasser löst sich frisches Blut schnell auf, bald darauf wringt sie die Strumpfhose aus und hängt sie über einen beheizten Handtuchhalter, den sie an der Wand entdeckt. Noch immer fällt zwischen ihr und Falk kein Wort. Luna weiß nicht, was sie tun soll, geht schließlich in die Küche zurück, um mit dem Kochen fortzufahren, sucht die Arbeitsplatte mit den Augen vergeblich nach ihrem Mobiltelefon ab. Ihre Hände zittern, als sie das Küchenmesser in die Hand nimmt, um Chilischoten und Zitronengras in dünne Streifen zu schneiden, die blutende Wunde hat sie in einen Schockzustand versetzt, Falk scheint es nicht zu merken oder aber er will es nicht bemerken.

    Rasch spült sie es ab und widmet sich ihrer Arbeit, konzentriert und ohne Falk anzusehen.
    »Willst du mehr hören?«, bohrt er erneut nach. » Luna, bitte melde dich, du fehlst mir, J.«
    Luna antwortet nicht, sucht in den Schubkästen nach Topf und Pfanne, findet dabei auch das Speiseöl zum Anbraten der frischen Zutaten. Er hat alles gelesen, denkt sie; es ist ganz egal, ob ich mein Telefon zurückbekomme oder nicht, Falk hat es gefilzt, nicht eine Nachricht und kein einziges Foto wird mehr darin gespeichert sein, das er nicht ganz genau kennt. Aber Jaron, er darf nichts von Jaron erfahren, Falk würde rasen vor Wut, wenn er von ihm wüsste, es genügt, dass er ein Mann ist. Sie muss Jaron schützen, und dazu muss sie ihm schreiben, dass er sich still verhalten, ihr keine SMS mehr schicken soll.
    » Du schweigst … hoffentlich ist nichts passiert. Bin jetzt zu Hause und muss immer an dich denken. Bis morgen? J. -
    Da läuft doch was, Luna. Mach mir nichts vor.«
    »Ich mache dir nichts vor. Die Nachrichten sind von Judith.« Sie stellt den Herd an und gibt die frischen Gewürze in die Pfanne, nicht, Jaron, fleht sie innerlich; bitte nicht noch mehr, bring uns nicht in Gefahr.
    »Es sind noch mehr Nachrichten drauf«, beharrt er. »Mit Jungs als Absender, Nachrichten älteren Datums.«
    »Das sind frühere Klassenkameraden, zu denen ich hier keinen Kontakt mehr habe. Also niemand von Bedeutung.«
    »Dann möchte ich, dass du ihre Telefonnummern aus deiner Kontaktliste löschst.«
    »Und wenn ich mal wieder in Remscheid bin und mit jemandem einfach mal eine Cola trinken will? Um mehr geht es doch gar nicht, Falk. Das sind einfach nur Kumpels aus meiner Vergangenheit.«

    »Vergangenheit. Wozu brauchst du sie dann noch?«
    »Ich brauche sie nicht.«
    »Dann lösche sie.«
    »Falk, das ist albern.«
    »Du willst sie also behalten. Wahrscheinlich, damit du noch oft Nachrichten bekommst wie diese hier: Danke für alles, es ist noch mal gut gegangen. Lieb dich, Till.«
    »Ach, der Till.« Luna lächelt in sich hinein. »Dem hab ich eine Zeit lang in Englisch geholfen, sonst hätte er sein Abi nicht geschafft. Er war mir wirklich dankbar, seine Freundin übrigens auch.«
    »Und deshalb schreibt er Lieb dich .«
    »Das

Weitere Kostenlose Bücher