Dornenliebe
dass seine Arme schlaff an seinem Körper hängen, weicht auch sie entmutigt zurück. Warum bewacht Falk sie nur so, warum nur wagt sie es nicht, sich ihr Telefon zu nehmen, es gehört doch ihr, er hat kein Recht darauf, und doch weiß sie, was auf sie zukommt, wenn sie jetzt einfach danach greift. Sie versucht es noch einmal.
»Wir essen zusammen, und dann machen wir es uns gemütlich, ich habe mich so auf dich gefreut. Hast du Chilischoten im Haus? Damit bekommt das Gericht eine schöne exotische Schärfe, genau das Richtige für uns.« Sie will ihn küssen, doch er stemmt seine Arme gegen ihre Schultern, verhindert, dass sie sich an ihn schmiegen kann.
»Dein Telefon hat vibriert«, sagt er. »Willst du nicht nachsehen, von wem da was gekommen ist?«
Luna schüttelt den Kopf. Also hat er es doch gemerkt. »Das hat Zeit bis später«, bekräftigt sie. »Jetzt ist erst mal Genuss angesagt. Also - hast du Chilischoten? Oder Zitronengras?«
Ohne zu antworten, schiebt Falk den Papierstapel beiseite, nimmt Lunas Handy und schiebt es auf.
»Willst du es wirklich nicht wissen?«, fragt er.
»Ich sehe nachher nach«, wiederholt sie und ist schon auf dem Weg in die Küche, hört von hinten, dass Falk ihr nachkommt. Ein wenig kennt sich Luna hier schon aus, sie findet den Schubkasten mit der Pfanne, einen Topf für
die Nudeln, nimmt ein Schneidebrett vom Haken, zieht ein Messer aus dem hölzernen Block. Sie spürt Falks Körper dicht hinter sich, die ganze Zeit; jeden ihrer Schritte in der Küche geht er nach, erst als sie im Kühlschrank die richtigen Kräuter gefunden hat, diese auf dem Brett auslegt und sie zu hacken beginnt, lehnt er sich gegen das Fensterbrett und drückt weiter auf der Tastatur ihres Handys herum.
»Du scheinst zu glauben, du könntest warten, bis du allein bist, damit du ohne mich deine Nachrichten lesen kannst«, sagt er. »Aber ich werde dir zeigen, was alles eingegangen ist«, verkündet er. »Nicht nur gestern Abend - nein, heute ging es weiter, den ganzen Vormittag lang in großem Stil. Eine Kurznachricht nach der anderen. Willst du sie hören?«
Nicht Jaron, fleht Luna innerlich, bitte nicht er, ich hab ihm zwar gestern meine Nummer gegeben, aber er muss doch wissen, dass Falk möglicherweise noch immer Lunas Handy hat. Falk räuspert sich.
» Hey, Luna, bist du noch da ?«, liest er vor. » Warte hier mit einem heißen Cappuccino auf dich, der wird dir guttun. J .« Er blickt sie kalt an, dann tritt er auf Luna zu und packt sie an den Oberarmen, ihr fällt das Messer aus der Hand und landet auf ihrem Fuß, dunkelrotes Blut quillt aus dem Spann, es tut nicht sehr weh, nur der Schreck lässt sie leise aufschreien. Sie hebt das Messer auf, um es auf die Arbeitsplatte zu legen, ihre blickdichte Strumpfhose ist am rechten Fuß durchgeblutet, sie braucht ein Pflaster. Falk gibt sich ungerührt, mit verzerrtem Gesicht starrt er sie an.
»Heißer Cappuccino«, wiederholt er. »Was war da noch alles heiß, hm? Sicher nicht nur der Kaffee. Du verrätst mir jetzt augenblicklich, wer J. ist.«
Luna starrt weiter auf ihre blutende Wunde, ihr Kopf
fühlt sich an wie aus Watte, gut, dass Jaron seinen Namen nicht ausgeschrieben hat, denkt sie; trotzdem, was sage ich jetzt, mir muss etwas einfallen. Etwas, das ihn beruhigt.
»Judith«, entfährt es ihr plötzlich, sie sieht ihm ins Gesicht und erzählt von dem Gedränge an der Bar im Hard-Rock-Café, nur mit Judith statt Jaron an ihrer Seite. »Habe ich dir doch erzählt, dass wir ein bisschen geredet haben. Hast du ein Pflaster im Haus?«
Falk überhört erneut, was sie sagt.
»Judith«, bemerkt er mit einem zynischen Unterton. »Dann hat sie wohl auch das hier geschrieben, gleich heute früh: Mache mir Sorgen, weil du so plötzlich weg warst. Melde dich bitte oder sei um 12h in der Mensa, muss dir was sagen. J. «
»Falk.« Luna strafft ihren Körper, obwohl sie spürt, dass sie zu zittern beginnt, das Blut pulsiert aus der Wunde, nicht mehr lange wird der Stoff ihrer Strumpfhose es aufsaugen können, ein wenig hat sie schon auf dem gefliesten Boden verschmiert. Zudem macht es ihr Angst, Angst auch vor Falk, vor diesem Auf und Ab der Gefühle, eben ist er noch so zärtlich gewesen, das kann doch nicht nur gespielt gewesen sein.
»Ich hatte mein Telefon nicht dabei, das hat sie nicht gewusst, deshalb hat sie so oft geschrieben. Hilfst du mir jetzt bitte?«
Falk nimmt sie beim Arm und führt sie ins Badezimmer, auf dem Wannenrand lässt sich
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