Dornenliebe
ihrem Telefon zu greifen, hindert sich jedoch selbst daran. Wenn Falk kein Misstrauen zeigt, muss sie es auch nicht tun. Wenn sie wieder nach Hause oder morgen früh zur Uni geht, wird sie es einfach mitnehmen. Mit einem kleinen Seufzer lehnt sie ihren Kopf an seine Schulter und schließt die Augen. Eine ganze Weile sitzen sie so und reden, das Gespräch zwischen ihnen hat etwas
Leichtes, Vertrautes, plätschert vor sich hin, zwischendurch stellen sie ihre Tassen ab, um sich zu küssen. Dann wieder schweigen sie, Falks Finger fahren durch ihr Haar, sanft streicht er sie hinter ihren Ohren zurück. Er ist einfach bei ihr und sie bei ihm, keiner von ihnen scheint mehr zu brauchen als dies hier, sie genügen einander.
Beinahe wäre Luna eingeschlafen, noch immer fehlen ihr einige Stunden Schlaf, als Falk sich räuspert.
»Erzähl doch mal«, beginnt er. »Wie war der Abend so, waren die anderen nett zu dir?«
Luna wiegt ihren Kopf hin und her.
»Geht so«, antwortet sie schließlich. »Wenn du dabei gewesen wärst, hätte ich mich noch wohler gefühlt. Ich hab dich vermisst.«
»Jetzt sind wir ja wieder beieinander. Warum hast du dich unwohl gefühlt? War jemand dabei, der dir nicht gutgetan hat?«
Luna sieht Katharina vor sich, ihren genervten Blick, sobald Luna den Mund aufgemacht hat oder Jaron etwas zu ihr sagte. Jarons Umarmung ganz zum Schluss, warum hat er das nur getan, Luna hat das Gefühl, Falk würde ihr ansehen, woran sie denkt, wessen Augen sie unsichtbar betrachten. Vielleicht denkt Jaron auch an sie.
»Ich kenne sie alle noch nicht richtig«, weicht sie aus. »Mit manchen wird man schneller warm, mit anderen dauert es länger. Wirklich befreundet bin ich noch mit niemandem.«
Falk krault ihren Nacken.
»Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass jemand lange brauchen könnte, um mit dir warm zu werden«, meint er.
»Sag das nicht. Dann wäre das mit uns doch nichts Besonderes mehr.«
»Jeder, der dich sieht, muss spüren, dass du jemand Besonderes bist.«
»Bin ich nicht. Und wenn, dann will ich das nur für dich sein.«
Luna spürt, wie sich Falks Brust ganz leicht strafft.
»Ich meinte damit nicht nur Männer«, bemerkt er. »Du wirst hoffentlich vor allem jede Menge guter Freundinnen finden. Ich staune, dass du dabei an Männer denkst.«
»Tu ich doch nicht«, beeilt sich Luna zu sagen. »Das war … einfach nur so, es tut mir leid.« Verflixt, denkt sie; ich hätte aufpassen sollen, darauf achten, was ich sage, es war dumm, auf mögliche Gefühle anderer Jungs anzuspielen, auch wenn es eigentlich nicht so gemeint war. Ihr Hals fühlt sich heiß an und ihre Handflächen beginnen zu schwitzen, so unauffällig wie möglich reibt sie sie an ihrer Baumwollstrumpfhose ab, die sie heute zu ihrem wollenen Minirock trägt.
»Bestimmt finde ich Freundinnen«, fährt sie rasch fort. »Mädchen untereinander achten nicht so sehr darauf, ob die andere irgendwie speziell ist. Man muss sich sympathisch sein, ähnliche Einstellungen haben, ein paar gemeinsame Interessen. Dann freundet man sich meist schnell an, hat einfach Spaß miteinander und kann auch mal Probleme wälzen, ohne dass die Freundin das nervt. Andernfalls kratzt man sich entweder gegenseitig die Augen aus oder geht sich aus dem Weg. Gestern waren vier Mädchen aus meinem Semester dabei, die ganz nett zu sein scheinen, aber auch etwas schüchtern, und ich bin auch nicht die große Betriebsnudel. Aber das wird schon noch.«
Falks Augen verraten, dass er ihren Worten nicht gefolgt ist, nicht zugehört hat, was sie sagte. Mit schmalen Pupillen fixiert er sie, ein Blick, der in ihren Magen sticht und sich festsetzt wie ein Dorn.
»Wer war außer Sarah und den vier Mädchen noch dabei?«
»Eine Judith, eine Katharina … und die Jungs hießen Ole, Parviz und … einer war da noch, dessen Namen ich immer nicht verstanden habe.«
»Du hast nicht nachgefragt?«
»Wozu?« Luna spürt die Hitze jetzt auch in ihrem Gesicht aufsteigen, sie beugt sich herunter, um sich am Knöchel zu reiben, zum Glück habe ich Jarons Namen nicht verraten, denkt sie, wenigstens das war geschickt, wer weiß, was Falk sonst eingefallen wäre. »Die meiste Zeit war es einfach zu laut und er hat genuschelt. Irgendwann werde ich in der Uni schon mitbekommen, wie er heißt, und wenn nicht, geht die Welt davon auch nicht unter. Du kennst ihn vielleicht, er war auch auf der Party, wo wir uns zum ersten Mal getroffen haben.« Sie lehnt sich wieder an seine Brust, lässt
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