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Dornenschwestern (German Edition)

Dornenschwestern (German Edition)

Titel: Dornenschwestern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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gehen lassen. Ich warte, dass sie das Wort ergreift, und sehne mich danach, dass sie sagt, sie müsse wegen ihrer Gesundheit nach London und wolle bei Isabel leben.
    «Es geht um das Dokument», sagt sie zu Richard.
    Er nickt. «Das dachte ich mir schon.»
    «Du konntest dir denken, dass es mir früher oder später zu Ohren kommt.»
    «Ich bin davon ausgegangen, dass dir jemand davon erzählt.»
    «Wovon sprecht ihr?», unterbreche ich sie und wende mich an Richard. «Was für ein Dokument?»
    «Wie ich sehe, lässt du deine Gemahlin in Unkenntnis über dein Treiben», bemerkt meine Mutter gehässig. «Hattest du Angst, sie würde dich daran hindern, ein Unrecht zu begehen? Das überrascht mich. Sie ist nicht meine Fürsprecherin. Hattest du Angst, dies würde sogar sie überfordern?»
    «Nein», entgegnet er kalt. «Ich habe keine Angst vor ihrem Urteil.» Er wendet sich mir zu: «George und ich haben uns darauf geeinigt, das Problem mit dem Grundbesitz deiner Mutter auf diese Weise zu lösen. Edward war einverstanden, und wir haben es vom Parlament als Gesetz verabschieden lassen. Die Anwälte haben lange gebraucht, um es als Gesetz zu formulieren. Es ist die einzige Lösung, die uns zufriedengestellt hat: Wir haben sie rechtlich für tot erklärt.»
    «Tot!» Ich starre meine Mutter an, die meinen Blick hochmütig erwidert. «Wie kannst du sie für tot erklären lassen?»
    Er tippt mit der Fußspitze auf die Binsen. «Eine rechtliche Formalie. Anders konnten wir den Grundbesitz nicht in unsere Hände bringen. Du und Isabel konntet sie nicht beerben, solange sie noch lebte. Also haben wir sie für tot erklären lassen, und du und Isabel seid ihre Erbinnen. Niemand stiehlt jemandem etwas. Sie ist tot: Ihr erbt. Als eure Ehemänner geht der Besitz auf George und mich über.»
    «Aber was ist mit ihr?»
    Er zeigt auf sie und lacht beinahe laut auf. «Wie du siehst, ist sie hier: lebendiger Beweis dafür, dass Verwünschungen nicht helfen. Man könnte den Glauben an die Hexerei verlieren. Wir haben sie für tot erklärt, doch hier ist sie, gesund und munter, sie frisst mir noch die Haare vom Kopf. Jemand sollte eine Predigt darüber schreiben.»
    «Es tut mir leid, wenn du mein kostspieliges Leben finanzieren musst», sagt meine Mutter beißend. «Aber du hast ja mein ganzes Vermögen an dich gerissen, um für meinen Unterhalt aufzukommen.»
    «Nur das halbe», verbessert Richard sie. «Deine andere Tochter und ihr Gemahl haben die zweite Hälfte genommen. Du musst nicht Anne allein Vorwürfe machen, auch Isabel hat dir den Rücken gekehrt. Doch uns entstehen Kosten für deine Beherbergung und Bewachung. Ich erwarte keine Dankbarkeit.»
    «Ich hatte auch nicht vor, mich zu bedanken.»
    «Möchtest du lieber in einem Kloster eingesperrt sein?», fragt er. «Denn das könnte ich erlauben. Ich kann dich nach Beaulieu zurückbringen, wenn du das wünschst.»
    «Ich würde es vorziehen, auf meinem Besitz in Freiheit zu leben, wenn du nicht Recht und Gesetz missbraucht hättest, um mich aus dem Weg zu schaffen. Was ist mein Leben denn noch wert, wenn ich für tot erklärt worden bin? Bin ich im Fegefeuer? Oder in der Hölle?»
    Er zuckt die Achseln. «Du hast ein schwieriges Problem dargestellt, das jetzt gelöst ist. Ich wollte nicht dabei ertappt werden, meine Schwiegermutter zu bestehlen, und die Ehre des Königs stand auf dem Spiel. Du warst eine wehrlose Frau im Kirchenasyl, und er hätte nicht gut dagestanden, wenn er dich deines Vermögens beraubt hätte. Wir haben das sehr hübsch gelöst. Der Parlamentsbeschluss erklärt dich für tot, folglich kannst du weder Land noch ein Haus besitzen und, wie ich annehme, auch nicht in Freiheit leben. Hier, Kloster oder Grab. Du hast die Wahl.»
    «Ich bleibe hier», sagt meine Mutter mit schwerer Stimme. «Aber ich werde dir das niemals verzeihen, Richard. Hier in dieser Burg habe ich mich um dich als kleinen Jungen gekümmert. Mein Gemahl hat dir alles beigebracht, was du über Kriegsführung und Geschäfte weißt. Wir waren dir und deinem Freund Francis Lovell gute und freundliche Vormünder. Und so vergiltst du es mir.»
    «Dein Gemahl hat mir beigebracht, schnell zu marschieren, unbarmherzig zu töten, nicht nur auf dem Schlachtfeld – und manchmal auch außerhalb des Gesetzes –, und mir zu nehmen, was ich will. Ich war ein guter Schüler. Wäre er an meiner Stelle, er würde genau dasselbe tun. Ja, sein Ehrgeiz war noch größer. Ich habe nur die Hälfte deiner

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