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Dornenschwestern (German Edition)

Dornenschwestern (German Edition)

Titel: Dornenschwestern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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Besitzungen genommen, doch er hätte ganz England an sich gerissen.»
    Dem kann sie nicht widersprechen.
    «Ich bin müde.» Sie steht auf. «Anne, reich mir deinen Arm und bring mich in meine Gemächer.»
    «Glaub nicht, du könntest sie anstiften», warnt Richard sie. «Anne weiß, wo ihre Loyalitäten liegen. Du hast sie im Stich gelassen, der Niederlage preisgegeben, ich habe sie errettet und sie zu einer Erbin und Herzogin gemacht.»
    Ich reiche meiner Mutter den Arm, und sie stützt sich darauf. Widerwillig geleite ich sie aus dem Audienzzimmer, die Treppe hinunter, durch die große Halle, wo die Diener die Tische fürs Abendessen aufstellen, und weiter zur Brücke, die zu den äußeren Mauern und zu ihren Gemächern führt.
    Im Bogengang zum Turm bleibt sie plötzlich stehen. «Eines Tages wird er dich verraten, und du wirst dich genauso fühlen wie ich. Du wirst einsam sein und durchs Fegefeuer gehen und dich fragen, ob du in der Hölle bist.»
    Mich schaudert, und ich möchte mich von ihr abwenden, doch sie hält meinen Arm fest und stützt sich schwer darauf.
    «Er wird mich nicht verraten», versetze ich. «Er ist mein Gemahl, wir verfolgen dieselben Interessen. Wir haben aus Liebe geheiratet und lieben uns immer noch.»
    «Ah, dann weißt du es nicht», sagt sie mit leiser Befriedigung. Sie seufzt, als hätte ihr jemand ein Geschenk von großem Wert gemacht. «Ich dachte, du wüsstest es.»
    Es ist deutlich, dass sie keinen weiteren Schritt tun wird, und ich bleibe mit ihr stehen. Plötzlich geht mir auf, dass ich sie genau deshalb begleiten sollte. Sie wollte nicht einen Augenblick allein mit ihrer Tochter sein, sie hat nicht auf Versöhnung gehofft. Nein, sie wollte mir etwas Schreckliches erzählen, was ich nicht weiß und auch gar nicht wissen will.
    «Komm», sage ich. Doch sie rührt sich nicht vom Fleck.
    «Das Gesetz, das mich für tot erklärt, benennt dich als seine Metze.»
    Ich starre sie schockiert an. «Was sagst du da? Was ist das für ein Unsinn?»
    «Es ist geltendes Recht.» Sie gackert wie eine Hexe. «Ein neues Gesetz. Und du hast es nicht gewusst.»
    «Was?»
    «Das Gesetz, das festlegt, dass ich tot bin und du erbst, erlaubt, dass dein Gemahl, wenn ihr euch scheiden lasst, die Besitzungen behält.»
    «Scheiden?» Ich wiederhole das seltsame Wort.
    «Er behält die Ländereien, die Besitzungen, die Schiffe und den Inhalt der Schatzkammern, die Bergwerke und Steinbrüche und Getreidespeicher, alles.»
    «Er hat für unsere Scheidung vorgesorgt?» Ich stolpere über meine Worte.
    «Wie konnte so etwas geschehen? Wieso solltet ihr euch scheiden lassen?», frohlockt sie hämisch. «Die Ehe wurde vollzogen, du hast bewiesen, dass du fruchtbar bist, du hast ihm einen Sohn geschenkt. Es kann doch keine Gründe für eine Scheidung geben? Doch in diesem Parlamentsbeschluss trifft Richard Vorkehrungen für eine Scheidung. Warum?»
    In meinem Kopf dreht sich alles. «Werte Mutter, wenn du schon sprechen musst, dann sprich offen.»
    Sie strahlt mich an, als hätte sie gute Neuigkeiten. «Er sorgt für den Fall vor, dass er eure Eheschließung aufheben will. Wenn die Ehe rechtmäßig wäre, könnte sie nicht aufgehoben werden. Also vermute ich Folgendes: Du hast keinen gültigen päpstlichen Dispens erhalten, sondern ohne einen solchen geheiratet. Habe ich recht, meine abtrünnige Tochter? Ihr seid Cousin und Cousine, ihr seid Schwager und Schwägerin, ich bin seine Patin. Richard ist sogar ein Verwandter deines ersten Gemahls. Um zu heiraten, hättet ihr aus vielen Gründen einen päpstlichen Dispens gebraucht. Doch dafür hattet ihr keine Zeit, stimmt’s? Richard hat dich vermutlich zur Heirat gedrängt und gesagt, den Dispens könntet ihr später noch bekommen. Habe ich recht? Ich glaube, ich habe recht, denn in diesem Beschluss, in dem er offenlegt, warum er dich geheiratet hat – nämlich wegen deines Vermögens –, erwirkt er auch eine Entscheidung, die es ihm ermöglicht, deinen Besitz zu behalten, wenn er sich deiner entledigt. Er kann dich leicht loswerden!»
    «So ein Beschluss wird eben so formuliert», sage ich erregt. «Für George und Isabel gilt bestimmt dasselbe.»
    «Nein», versetzt sie. «Wenn für George und Isabel dieselben Bedingungen gelten würden, könntest du beruhigt sein. Doch es gibt keinerlei Vorkehrungen für die Annullierung ihrer Ehe. George weiß, dass er seine Heirat mit Isabel nicht annullieren lassen kann. Sie haben die päpstliche Erlaubnis bekommen, und

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