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Dornenschwestern (German Edition)

Dornenschwestern (German Edition)

Titel: Dornenschwestern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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Lebens auf dem Thron sitzt. Sie betet für die Vernichtung ihrer Feinde. Und sie tut mehr als beten. George macht ohne seine Männer keinen Schritt mehr. Sie beobachtet mich, ich weiß, dass sie jemanden auf mich angesetzt hat. Sie hat auch in deiner Nähe jemanden.»
    «Ach, Iz, ehrlich, du hörst dich an wie George!»
    «Weil er recht hat», sagt sie ernst. «Er tut recht daran, dem König auf die Finger zu schauen und die Königin zu fürchten. Du wirst sehen. Eines Tages erfährst du, dass ich plötzlich ohne ersichtlichen Grund verstorben bin, weil sie mich verwünscht hat.»
    Ich bekreuzige mich. «Sag so etwas nicht!»
    Dann schaue ich zum hohen Tisch. Die Königin tunkt ihre Finger in eine Schale mit Rosenwasser und wischt sie an einem Leinenhandtuch ab, das ihr ein kniender Diener darreicht. Sie sieht nicht aus, als hätte sie etwas zu befürchten und müsste für ihre Sicherheit sorgen und Spione in die Haushalte ihrer Schwägerinnen schicken und Nadeln in Bildnisse stechen.
    «Iz», sage ich sanft. «Wir fürchten sie, weil wir wissen, was unser Vater ihrem Vater angetan hat und dass es falsch war. Seine Sünde belastet unser Gewissen, und wir haben Angst vor seinen Opfern. Wir fürchten sie, weil sie weiß, dass wir beide einmal gehofft haben, ihr den Thron zu stehlen, und wir waren beide mit Männern verheiratet, die ihre Standarten gegen die ihres Gemahls erhoben haben. Sie weiß, dass sowohl George als auch der Prinz, mein erster Gemahl, Edward umgebracht und sie in den Tower gesteckt hätten. Doch als wir geschlagen wurden, hat sie uns empfangen und nicht einsperren lassen. Sie hat uns nicht des Verrats angeklagt und ins Gefängnis werfen lassen. Sie hat sich uns gegenüber stets höflich verhalten.»
    «Das stimmt», entgegnet sie. «Sie hat uns gegenüber keinerlei menschliche Gefühle gezeigt. Kein einziges Mal ist sie zornig gewesen oder wollte sich rächen oder hat sich besonders warmherzig gegeben. Hat sie je etwas zu dir gesagt als Schwägerin, von Frau zu Frau?»
    Unwillig schüttele ich den Kopf.
    «Zu mir auch nicht. Meinst du nicht, dass das beweist, dass ihre Bosheit kalt in ihr verschlossen ist wie Eis in einem Eishaus? Sie sieht uns an, als wäre sie Melusine, das Emblem ihres Hauses, halb Frau, halb Fisch. In meinen Augen ist sie kalt wie ein Fisch, und ich schwöre dir, dass sie meinen Tod plant.»
    Ich bedenke den Diener, der uns eine Speise anbietet, mit einem Kopfschütteln.
    «Nimm», drängt Isabel ängstlich. «Sie hat es uns vom hohen Tisch geschickt. Schlag es nicht aus.»
    Ich nehme einen Löffel von der Feldhasenpastete. «Hast du etwa Angst, es ist vergiftet?» Lachend will ich ihre Ängste beiseitewischen.
    «Lach ruhig, wenn du willst; aber eine ihrer Hofdamen hat mir erzählt, sie besitze eine geheime Emaildose, und in der Dose sei ein Zettel mit zwei Namen darauf. Zwei Namen, in Blut geschrieben. Und sie habe geschworen, die beiden Genannten würden nicht mehr lange leben.»
    «Was für Namen?», flüstere ich und lasse den Löffel in die Schüssel fallen. Ich habe keinen Appetit mehr. Ich kann nicht weiterhin so tun, als würde ich Isabel nicht glauben, als hätte ich keine Angst vor der Königin. «Welche Namen hat sie heimlich niedergeschrieben?»
    «Ich weiß es nicht», sagt sie. «Die Hofdame wusste es nicht. Sie hat nur den Zettel gesehen, nicht, was darauf steht. Doch was ist, wenn es unsere Namen sind‚ Anne und Isabel?»

    Isabel und ich verbringen eine Woche zusammen in Fotheringhay, bevor wir mit dem Hof nach London gehen. Ihr nächstes Kind will Isabel in ihrem Londoner Haus L’Erber zur Welt bringen, und diesmal hat Richard nichts dagegen, dass ich Isabel in dem Londoner Palast Gesellschaft leiste, solange ich ab und zu mit ihm den Hof besuche, um mit der Königin weiterhin auf gutem Fuß zu stehen, und dafür sorge, dass nicht schlecht über die königliche Familie gesprochen wird.
    «Ich freue mich so, dass wir wieder Zeit zusammen verbringen», sagt Isabel. «Mir ist es am liebsten, wenn du bei mir bist.»
    «Richard sagt, ich kann nur die letzten Wochen vor der Niederkunft bei dir bleiben», erinnere ich sie. «Er will nicht, dass ich zu lange unter Georges Schutz stehe. George redet schlecht über den König, und er will nicht, dass ich mich verdächtig mache.»
    «Was befürchtet der König? Was befürchtet sie?»
    Ich zucke die Achseln. «Ich weiß es nicht. Aber George ist offen unhöflich zu ihr, Iz. Und seit den Beisetzungen ist es viel

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