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Dornenschwestern (German Edition)

Dornenschwestern (German Edition)

Titel: Dornenschwestern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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Sänfte. Ihre Hofdamen ziehen die Vorhänge auf, und ich helfe ihr, sich in den weichen Kissen niederzulassen. Die Zofen legen heiße Ziegelsteine unter ihre Füße, und der Küchenjunge kommt mit einer Messingschale mit heißen Kohlen.
    «Ja», sage ich. Ich versuche, meine Angst um sie zu unterdrücken. So kurz vor der Geburt soll sie auf aufgeweichten Straßen durch das halbe Land reisen. Schon einmal musste sie kurz vor der Niederkunft eine Reise antreten, die Tod und Leid und den Verlust eines Sohnes zur Folge hatte. Ich beuge mich in die Sänfte und flüstere: «Der König und die Königin wollen sich an Weihnachten vergnügen und mit ihren neuen Kleidern und ihren unzähligen Kindern prahlen. Sie sind trunken vor Eitelkeit und Luxus. Weder wir noch unsere Ehemänner sind in Gefahr. Sie sind die Brüder des Königs, sie sind Herzöge von königlichem Geblüt. Der König liebt sie.»
    Ihr Gesicht ist kalkweiß vor Anspannung. «Ein Schoßhund hat ein Stück Hühnchen von einer Speise, die für mich bestimmt war, stibitzt, und jetzt ist er tot. Ich sage dir, die Königin will, dass wir beide sterben.»
    Ich bin so entsetzt, dass ich nichts entgegne. Immer noch halte ich ihre Hand. «Iz, geh nicht.»
    «George ist sich sicher. Jemand aus ihrem Hofstaat hat ihn gewarnt. Sie wird George und Richard verhaften und hinrichten lassen.»
    Ich küsse ihre Hände und ihre Wange. «Liebste Iz …»
    Sie legt mir die Arme um den Hals und drückt mich. «Geh nach Middleham», flüstert sie. «Tu es für mich, weil ich dich darum bitte. Zu deiner Sicherheit. Für deinen Jungen, pass auf ihn auf. Geh fort von hier, Annie. Ich schwöre, sie werden uns alle töten lassen. Sie wird nicht eher ruhen, bis dein Gemahl und mein Gemahl und wir beide tot sind.»

    Während die Tage immer kälter und dunkler werden, warte ich auf Nachrichten von Isabel und male mir aus, wie sie in den Gastgemächern von Tewkesbury Abbey auf die Niederkunft wartet. George hat die besten Hebammen für sie holen lassen, ein Arzt ist in der Nähe und Gefährtinnen sind zur Stelle, die sie aufmuntern. Außerdem steht eine Amme bereit. Ich wäre so gern bei ihr. Die Geburt des Kindes eines Herzogs von königlichem Geblüt ist ein bedeutsames Ereignis, und George wird nichts dem Zufall überlassen. Wenn es ein Junge ist, hat er zwei Erben und steht seinem Bruder, dem König, in nichts nach.
    Ich suche Richard in seinem Privatgemach auf und bitte ihn, mich zu Isabel nach Tewkesbury gehen zu lassen. Er lehnt rundweg ab.
    «Georges Haushalt ist inzwischen ein Zentrum verräterischer Machenschaften. Ich habe einige Predigten und Balladenbücher gesehen, die unter seiner Gönnerschaft geschrieben wurden. Sie stellen die Legitimität meines Bruders in Frage, sie nennen meine Mutter eine Hure und meinen Vater einen Hahnrei. Sie deuten an, seine Heirat mit der Königin sei nicht rechtsgültig und seine Söhne seien Bastarde. George verbreitet schändliche Gerüchte. Ich kann es ihm nicht verzeihen, Edward kann Georges Treiben nicht mehr länger ignorieren. Er wird gegen ihn vorgehen müssen.»
    «Würde er Isabel etwas antun?»
    «Natürlich nicht», versetzt er ungeduldig. «Was hat sie damit zu tun?»
    «Und doch kann ich nicht zu ihr?»
    «Wir dürfen keinen Umgang mit ihnen pflegen», erwidert Richard nachdrücklich. «George hat sich unmöglich gemacht. Wir dürfen nicht mit ihm gesehen werden.»
    «Sie ist meine Schwester! Sie hat nichts getan.»
    «Vielleicht nach Weihnachten. Wenn Edward ihn bis dahin nicht festgesetzt hat.»
    Ich gehe zur Tür und lege die Hand auf den Messingring. «Können wir nach Hause nach Middleham?»
    «Nicht vor dem Weihnachtsfest, es wäre ein Affront gegen den König und die Königin. Es reicht schon, dass George die Stadt so plötzlich verlassen hat. Ich möchte die Sache nicht noch schlimmer machen.» Er zögert, der Federkiel zum Unterzeichnen schwebt über einem Dokument. «Was ist? Vermisst du Edward?»
    «Ich habe Angst», flüstere ich. «Isabel hat mir etwas erzählt, sie hat mich gewarnt …»
    Er unternimmt nicht den Versuch, mich zu beschwichtigen, und fragt mich nicht, wovor Isabel mich gewarnt hat. Als ich später darüber nachdenke, beunruhigt mich das am meisten. Er nickt nur. «Du hast nichts zu fürchten. Ich beschütze uns. Wenn wir gingen, würden wir nur zeigen, dass wir auch Angst haben.»

    Im November erhalte ich eine Nachricht von Isabel. Er hat eine lange Reise hinter sich und ist voller Flecken. Und weil die

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