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Dornenschwestern (German Edition)

Dornenschwestern (German Edition)

Titel: Dornenschwestern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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England. Aber was ist mit der Mutter des Königs? Herzogin Cecily? Sie wusste es. Sie hat uns von Sandwich abreisen sehen. Wird sie ihren Sohn nicht warnen?»
    «Sie weiß es seit Ewigkeiten», sagt Isabel grimmig. «Ich glaube, fast alle wissen es, außer dem König … und uns beiden. Herzogin Cecily hat die Königin von dem Augenblick an gehasst, da man ihr erzählt hat, Edward habe heimlich geheiratet. Jetzt wendet sie sich gegen die Königin und den König. Sie haben es seit Monaten geplant. Vater hat Männer bezahlt, damit sie sich im Norden und in den Midlands gegen den König auflehnen. Meine Hochzeit war das Signal für sie, sich zu erheben. Stell dir nur vor, er hat ihnen gesagt, an dem Tag, da ich das Ehegelübde ablege, sollen sie sich erheben. Jetzt haben sie einen Aufstand angezettelt, und es erweckt den Anschein, als hätten sie es aus eigenem Antrieb getan. Sie haben den König an der Nase herumgeführt, damit er denkt, es sei nur eine lokale Angelegenheit. Er marschiert von London nach Norden, um, wie er glaubt, einen kleinen Aufstand niederzuschlagen. So wird er weit fort von London sein, wenn Vater an der Küste landet. Er weiß nicht, dass meine Hochzeit keine Hochzeit war, sondern ein Ruf zu den Waffen. Er weiß nicht, dass die Hochzeitsgäste in See stechen und gegen ihn in den Krieg ziehen. Vater hat meinen Brautschleier über eine Invasion geworfen.»
    «Der König? König Edward?», frage ich töricht, als könnte unser alter Feind, der schlafende König, aufgewacht sein und sich von seinem Bett im Tower erhoben haben.
    «Natürlich König Edward.»
    «Aber Vater liebt ihn.»
    «Hat ihn geliebt», verbessert Isabel mich. «George hat es mir heute Morgen erzählt. Es ist alles anders. Vater kann dem König nicht vergeben, dass er die Rivers so bevorzugt. Niemand verdient mehr einen Penny, niemand bekommt mehr ein Stück Land, alles, was man an sich reißen kann, haben sie an sich gerissen, und alles, was in England entschieden wird, wird von ihnen entschieden. Besonders von ihr.»
    «Sie ist die Königin …», sage ich zögernd. «Sie ist eine wunderbare Königin …»
    «Sie hat nicht das Recht auf alles», versetzt Isabel.
    «Aber den König herausfordern?» Ich senke die Stimme. «Ist das nicht Hochverrat?»
    «Vater will den König nicht direkt herausfordern. Er wird verlangen, dass er ihm seine schlechten Ratgeber ausliefert – damit meint er ihre Familie, die Rivers. Er wird verlangen, dass der König wieder die Berater einsetzt, die ihn einst klug geleitet haben – damit meint er uns. Er wird das Amt des Lordkanzlers für unseren Onkel George Neville zurückgewinnen. Er wird dafür sorgen, dass der König in allen Angelegenheiten seinen Rat sucht, und dann wird Vater wieder über ausländische Heiratsbünde entscheiden. Wir bekommen alles zurück, und wir werden wieder da sein, wo wir vorher waren, Ratgeber und Herrscher im Hintergrund. Aber eines weiß ich nicht …» Auf einmal zittert ihre resolute Stimme, als hätte sie plötzlich der Mut verlassen. «Eines weiß ich wirklich nicht …» Sie atmet durch. «Ich weiß nicht …»
    Am Kai lassen sie gerade eine große Kanone an einer Schlinge in den Laderaum eines Schiffes herunter.
    «Was? Was weißt du nicht?»
    Sie macht ein bestürztes Gesicht, wie am Vorabend, als wir sie im Ehebett zurückgelassen haben und sie geflüstert hat: «Geh nicht, Annie.»
    «Was, wenn es eine List ist?», fragt sie so leise, dass ich den Kopf ihr zuneigen muss, um sie zu verstehen. «Was, wenn es eine Falle ist, wie sie sie dem schlafenden König und der bösen Königin gestellt haben? Du bist zu jung, um dich daran zu erinnern, aber König Edwards Vater und unser Vater haben den schlafenden König niemals direkt herausgefordert. Sie haben nie offen gegen ihn rebelliert. Sie haben nur gesagt, er solle sich bessere Ratgeber suchen. Auch als sie die Armeen von England gegen ihn ins Feld geführt haben. Das erzählt Vater immer.»
    «Und als sie ihn in der Schlacht geschlagen haben …»
    «Haben sie ihn in den Tower gesteckt und gesagt, sie würden ihn für immer dort festhalten», beendet sie meinen Satz. «Sie haben ihm die Krone weggenommen, obwohl sie immer gesagt haben, sie wollten ihm nur beim Regieren helfen. Was ist, wenn Vater und George mit König Edward dasselbe wie mit dem schlafenden König vorhaben? Wenn Vater zum Verräter an Edward geworden ist und ihn zu Henry in den Tower steckt?»
    Ich denke an die schöne Königin, die so

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