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Dornenschwestern (German Edition)

Dornenschwestern (German Edition)

Titel: Dornenschwestern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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ihre eigene Sicherheit, getrennt von ihrem Gemahl, voller Furcht, sie könnte zur Waise werden, verbarrikadiert sich mit ihren kleinen Mädchen im Tower of London und schickt nach ihrer Mutter.
    Sie kann sie nicht erreichen. Denn die Mutter der Königin, die die jungen Gäste beim Krönungsessen an einen Tisch gesetzt und mir ein Lächeln geschenkt hat, befindet sich in der Gewalt meines Vaters in Warwick Castle. Vater beruft ein Gericht ein, um sie anzuklagen, und ruft Zeugen gegen sie auf. Einer nach dem anderen kommt mit Berichten, dass in der Nacht in ihrer Speisekammer Licht zu sehen ist, dass sie dem Fluss in der Nähe ihres Hauses etwas zuflüstert, dass es Gerüchte gibt, sie könne Stimmen hören, und wenn einer aus ihrer Familie sterbe, werde sie durch Gesang vorgewarnt, durch geisterhafte Erscheinungen am Nachthimmel.
    Schließlich durchsuchen sie ihr Haus in Grafton und kommen mit den Werkzeugen der Geisterbeschwörung zurück: zwei kleinen Figuren aus Blei, mit Golddraht zu einer teuflischen Vereinigung zusammengebunden. Eine stellt eindeutig den König dar, die andere Jacquettas Tochter, Elizabeth Woodville. Ihre heimliche Ehe kam durch Hexenwerk zustande, und König Edward, der sich verhält wie ein Umnachteter, seit er das erste Mal einen Blick auf die Witwe aus Northampton geworfen hat, hat die ganze Zeit unter einem Zauberbann gestanden. Die Mutter der Königin ist eine Hexe, die die Ehe durch Magie herbeigeführt hat, und die Königin ist die Tochter einer Hexe und bedient sich ebenfalls der Hexenkunst. Vater wird sicher der Aufforderung in der Bibel Folge leisten –
die Zauberinnen sollst du nicht leben lassen
– und sie richten und damit Gottes und sein eigenes Werk tun.
    Das schreibt er in einem Brief an Mutter, während wir in Calais warten, und sie liest es mit bedächtiger Stimme vor, während die Hofdamen um sie herumsitzen und vor Schreck die Münder aufreißen und das Nähen vergessen. Sicher möchte ich, dass Midnight mit großen, weit ausholenden Schritten durch das Königreich zieht, doch kann ich nicht frohlocken bei dem Gedanken an den Kopf des schönen jungen John auf dem Richtblock. Ich erinnere mich, dass er beim Krönungsfest, Hand in Hand mit seiner ältlichen Braut, aussah wie ein Opferlamm, das zum Schlachter geführt wird – doch jetzt ist er tatsächlich ein geschlachtetes Lamm und hat noch vor der alten Lady den Tod gefunden. Mein Vater lehnt sich gegen die Gesetze der Natur auf wie gegen die des Königtums. Die Mutter der Königin, Jacquetta, die mich am Abend des Krönungsfestes so freundlich angelächelt hat, wurde durch den Scharfrichter meines Vaters zur Witwe. Untergehakt bei ihrem Gemahl, ging sie zum Abendessen, und sie strahlten Stolz und Freude aus wie Kerzenschein. Mein Vater hat ihren Sohn getötet und ihren Gemahl. Die Königin ist vaterlos. Wird sie auch ihre Mutter verlieren? Wird Vater Jacquetta, Lady Rivers, auf dem Scheiterhaufen verbrennen?
    «Sie ist unsere Feindin», sagt Isabel nüchtern. «Ich weiß, dass die Königin wunderschön ist und nett zu sein scheint, doch ihre Familie ist habgierig, sie sind schlechte Ratgeber, und Vater muss sie niederschlagen. Sie sind jetzt unsere Feinde. Du musst sie als unsere Feinde betrachten.»
    «Tue ich doch», entgegne ich, aber insgeheim denke ich an sie in ihrem weißen Kleid und ihrem hohen Hennin mit dem Schleier aus Spitze und weiß, dass ich das nicht kann.
    Fast den ganzen Sommer verbringen wir in einem Zustand der Aufregung, denn aus England kommen Berichte, dass Edward, der einstige König, als unser erzwungener Gast in Warwick Castle lebt, dass Vater das Reich durch ihn regiert und es ihm gelungen ist, den Ruf der Rivers-Sippe zu zerstören. Vater erklärt allen, die Beweise aus dem Prozess gegen die Mutter der Königin zeigten eindeutig, dass die königliche Heirat durch Hexenwerk herbeigeführt wurde und dass der König unter einem bösen Zauberbann stand. Vater hat ihn errettet und sorgt jetzt für seine Sicherheit. Er wird die Hexe töten und den Bann brechen.
    Meine Mutter hat auch früher schon in Calais auf Nachrichten gewartet; wir haben hier ausgeharrt, als mein Vater zur Verteidigung des Königs eine glorreiche Schlacht nach der anderen schlug. Es ist, als würden wir diese Tage des Sieges noch einmal durchleben und Vater wäre auch diesmal nicht aufzuhalten. Jetzt hat er einen zweiten König in seinem Gewahrsam und wird eine neue Marionette auf den Thron setzen. Die französischen Diener,

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