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Dornenschwestern (German Edition)

Dornenschwestern (German Edition)

Titel: Dornenschwestern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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einen Verlust erlitten», sagt sie voller Würde. «Aber meine Schwester tröstet mich.»
    Lady Sutcliffe verneigt sich. «Ich gehe zu Eurem Gemahl und warne auch ihn. Der Herzog muss sich und Euch vor der lancastrianischen Königin Margarete retten. Erwähnt meinen Besuch Eurem Vater gegenüber nicht. Er wäre aufgebracht, wenn er erfahren würde, dass Ihr mich empfangen habt und Ihr jetzt wisst, dass er treulos ist.»
    Beherzt will ich erklären, dass Vater niemals treulos ist und wir keine Geheimnisse vor ihm haben. Doch dann geht mir auf, dass ich weder weiß, wo er gerade ist in seinen neuen französischen Kleidern, noch, was er tut.

Angers, Frankreich

Juli 1470
    V ater befiehlt uns, zu ihm nach Angers zu kommen, und schickt einen Wachtrupp in hübscher Livree für den langen Ritt. Er gibt keine Erklärung ab, warum er uns sehen will, und auch nicht, wo wir wohnen werden. Als wir nach fünf langen Tagen auf staubigen Straßen ankommen, sind wir überrascht, dass er in Begleitung einer berittenen Wache vor der Stadt auf uns wartet. Stattlich und stolz sitzt er auf Midnight und geleitet uns durch das Stadttor und die Straßen, wo Menschen den Hut ziehen, als wir vorbeireiten, in den Hof eines prächtigen Herrenhauses am ausgedehnten Hauptplatz, das er beschlagnahmt hat. Isabel ist kreidebleich vor Erschöpfung, doch er erlaubt ihr nicht, sich in ihr Schlafgemach zurückzuziehen, sondern befiehlt uns, unser Abendessen einzunehmen.
    In der großen Halle erwartet uns unsere Mutter an einem rechteckigen, mit Speisen überhäuften Tisch. Es ist wie ein Bankett. Sie begrüßt Isabel und mich mit einem Kuss, segnet uns und sieht dann meinen Vater an. Er setzt Isabel an eine Seite des Tisches, da kommt George herein, murmelt einen Gruß und nimmt den Platz neben ihr ein. Wir senken die Köpfe zum Tischgebet. Dann lächelt Vater uns an und fordert uns auf zuzugreifen. Er dankt Isabel nicht dafür, dass sie die lange Reise auf sich genommen hat, noch lobt er sie gegenüber ihrem Gemahl für ihre Tapferkeit.
    Mich rühmt er für mein gutes Aussehen und bemerkt, dass ich in Frankreich aufblühe. Warum haben die zurückliegenden Erlebnisse meine Schwester so entkräftet, mich hingegen zu einer hübschen jungen Frau heranwachsen lassen? Er schenkt mir den besten Wein ein und weist mir den Platz zwischen Mutter und ihm zu. Dann schneidet er mir vom Braten ab, und der Diener bedient mich noch vor Isabel und meiner Mutter. Ich betrachte das Essen auf meinem Teller und wage nicht, es zu probieren. Was hat es zu bedeuten, wenn mir das beste Stück Fleisch serviert wird, vor allen anderen? Mein ganzes Leben lang habe ich sämtliche Räume nach Isabel und meiner Mutter betreten, und jetzt komme ich plötzlich als Erste dran?
    «Werter Vater?»
    Er lächelt, und ob seines warmen Blickes erwidere ich sein Lächeln.
    «Ah, du bist ein kluges Mädchen», sagt er zärtlich. «Du warst immer die Klügste und Gelehrigste. Du fragst dich, was für Pläne ich für dich habe.»
    Ich wage es weder, Isabel anzusehen, die gewiss gehört hat, dass er mich die Klügste und Gelehrigste genannt hat, noch den Blick auf George zu richten. Meine Mutter sehe ich sowieso nie an. Ich weiß, dass George sich heimlich mit Lady Sutcliffe getroffen hat; er fürchtet wohl, dass Vater es erfahren hat. Mit dieser plötzlichen Bevorzugung könnte Vater George warnen, dass er uns nicht täuschen kann. Isabels Hände zittern, und sie schiebt sie unter den Tisch.
    «Ich habe deine Hochzeit arrangiert», sagt mein Vater ruhig.
    «Was?»
    Dies ist das Letzte, was ich erwartet habe. Ich bin so schockiert, dass ich mich an meine Mutter wende. Sie erwidert meinen Blick ernst; gewiss ist sie in die Pläne eingeweiht.
    «Eine große Hochzeit», fährt er fort. Ich höre die Aufregung, die in seinem ruhigen Tonfall mitschwingt. «Die beste Verbindung, die für dich zu haben war. Die einzige. Ich könnte mir denken, dass du errätst, wen ich meine?»
    Weil ich verdutzt schweige, lacht er fröhlich – lacht in unsere sprachlosen Gesichter. «Rate!», sagt er.
    Ich sehe Isabel an. Für einen Augenblick denke ich: Vielleicht gehen wir nach Hause und versöhnen uns mit dem Hause York, und ich kann Richard heiraten. Dann bemerke ich Georges mürrisches Gesicht und bin mir sicher, dass es nicht sein kann.
    «Vater, ich kann es nicht erraten.»
    «Meine Tochter, du wirst Prinz Edward of Lancaster heiraten, und du wirst die nächste Königin von England.»
    Unter lautem Geklapper

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