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Dornenschwestern (German Edition)

Dornenschwestern (German Edition)

Titel: Dornenschwestern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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wirft mir einen vielsagenden Blick zu, sie denkt wohl, dass ich zu jung sei, um zu hören, was sie zu berichten hat. «Vielleicht sollte Lady Anne in ihr Gemach gehen, während ich mit Euch rede?»
    Isabel nimmt meine Hand. «Anne bleibt bei mir. Und Ihr solltet gar nicht hier sein.»
    «Ich bin den ganzen Weg von London gekommen, um Euch als Freundin zu warnen, Euch beide. Der König weiß nicht, dass ich hier bin. Eure Schwiegermutter, Herzogin Cecily, hat mich geschickt, um mit Euch zu sprechen, um Euretwillen. Sie möchte, dass ich Euch warne. Ihr wisst, dass ihr sehr viel an Euch und Eurem Gemahl liegt, George, ihrem Lieblingssohn. Sie hat mich gebeten, Euch zu sagen, dass Euer Vater mit einem Feind Englands verhandelt, mit König Ludwig von Frankreich.» Sie achtet nicht auf unsere schockierten Gesichter. «Es kommt noch schlimmer: Er schmiedet ein Bündnis mit Margarete von Anjou. Er will einen Krieg führen gegen den wahren König, Edward, und König Henry wieder auf den Thron setzen.»
    Ich schüttele den Kopf. Ausgeschlossen. «Niemals.»
    Die Geschichten von Vaters Siegen über die böse Königin Margarete von Anjou und den schlafenden König Henry haben meine ganze Kindheit geprägt. Vaters Hass und Verachtung für sie waren meine Wiegenlieder. Er hat eine Schlacht nach der anderen geschlagen, um sie vom Thron zu werfen und sie durch das Haus York zu ersetzen. Niemals, niemals würde er eine Allianz mit ihnen schließen. Sein Vater schon hat gegen sie gekämpft, und Margarete von Anjou hat die Köpfe meines Großvaters und meines Onkels auf den Mauern von York aufgespießt, als wären sie Verräter. Das werden wir ihr niemals vergeben, selbst wenn wir ihr alle anderen Verderbtheiten verzeihen würden. Danach wird Vater keine Allianz mit ihr schmieden. Sie war der Albtraum meiner Kindheit – sie ist unsere Feindin bis in den Tod.
    «Er würde sich niemals mit ihr verbünden.»
    «O doch.» Sie wendet sich an Isabel. «Ich komme in Freundschaft, um Euren Gemahl George, Duke of Clarence, zu warnen. Und ihm zu versichern, dass er nach England zurückkehren kann. Sein Bruder, der König, wird ihn empfangen. Seine Mutter hat dies arrangiert und würde auch Euch gern willkommen heißen. Das Haus York liebt Euch beide sehr, jetzt und immer. George ist der Nächste in der englischen Thronfolge, er ist immer noch der Thronerbe. Wenn dem König und der Königin kein Sohn geschenkt wird, könnt Ihr eines Tages Königin sein. Denkt gut darüber nach. Wenn Euer Vater den alten König wieder auf den Thron setzt, seid Ihr nichts, und Ihr habt umsonst gelitten.»
    «Wir können uns unmöglich Lancaster anschließen», sage ich fast wie zu mir selbst. «Auf so eine Idee würde Vater niemals kommen.»
    «Nein», pflichtet sie mir kurz bei, «das könnt Ihr nicht. Die Vorstellung ist aberwitzig. Das wissen wir alle, jeder weiß das, nur Euer Vater nicht. Deswegen bin ich zu Euch gekommen, nicht zu ihm, und Ihr müsst Euch mit Eurem Gemahl besprechen und sehen, wo Eure wahren Interessen liegen. Herzogin Cecily – Eure Schwiegermutter – möchte, dass Ihr wisst, dass Ihr jederzeit nach Hause kommen könnt; sie wird wie eine Mutter zu Euch sein, auch wenn Euer Vater der Feind des Hauses York und von ganz England ist. Kommt nach Hause, und sie wird dafür sorgen, dass man sich gut um Euch kümmert. Sie war entsetzt – wir alle waren entsetzt, als wir von Eurem Martyrium auf See gehört haben. Wir waren schockiert, dass Euer Vater Euch einer solchen Gefahr ausgesetzt hat. Die Herzogin trauert mit Euch und ist untröstlich über den Tod ihres Enkels. Es wäre ihr erster Enkel gewesen. Sie ist in ihr Gemach gegangen und hat die ganze Nacht für seine kleine Seele gebetet. Ihr müsst zurück zu uns nach Hause kommen und uns erlauben, uns um Euch zu kümmern.»
    Bei dem Gedanken, dass Herzogin Cecily für die Seele des Kindes gebetet hat, treten Isabel Tränen in die Augen.
    «Ich würde gern nach Hause kommen», flüstert sie.
    «Das geht nicht», sage ich sofort. «Wir müssen bei Vater bleiben.»
    «Bitte, sagt Ihrer Gnaden, dass ich ihr danke», stammelt Isabel. «Ich bin froh über ihre Gebete. Aber natürlich … ich weiß nicht, was … ich muss tun, was mein Va… Ich muss tun, was mein Gemahl mir befiehlt.»
    «Wir fürchten, dass Ihr unglücklich seid», sagt die Frau zärtlich. «Unglücklich und allein.»
    Isabel blinzelt die Tränen fort, die ihr in diesen Tagen so häufig in die Augen treten. «Natürlich habe ich

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