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Dornentöchter

Dornentöchter

Titel: Dornentöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josephine Pennicott
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zeigte außerdem, wie sehr Pearls Verlag sie schätzte, auch wenn sie es tragischerweise nie erfahren würde.
    Auf ihrem wunderschönen weißen Sarg türmten sich mehr Blumen, als ich je zuvor gesehen hatte. Es schien, als würden alle Rosen Tasmaniens an diesem Tag mit Pearl beerdigt, und ich werde den intensiven Duft nie vergessen. Alles war wie eine bezaubernde Märchenbestattung, und es schien unmöglich, dass Pearl wirklich tot in diesem Sarg lag. Sicher schlief sie nur in ihrem Grab aus Blumen, bis ihr Prinz sie wachküsste – mal abgesehen davon, dass Pearl eher jener grausamen, narzisstischen Königin glich, die einem Holzfäller befahl, ihre Stieftochter zu töten und mit dem Herzen als Beweis zurückzukehren, aus Angst, dass eine andere ihre Schönheit ausstach.
    Die Leute diskutierten ungehemmt über den Zustand ihres Körpers. Es hieß, ihr Hals sei fast durchtrennt worden, und es gäbe Dutzende von Stichwunden – ich hatte von mehr als vierzig gehört, doch eine Schwester im Krankenhaus behauptete später, es seien eher an die sechzig gewesen. Pearl hatte sich eindeutig heftig gegen ihren Mörder gewehrt. Ich konnte mir ihre Panik nur annähernd vorstellen, während sie in diesem winzigen, dunklen Keller gekämpft hatte. Wie immer lief oben ihr Grammophon, wodurch die Schreie kaum zu hören gewesen waren.
    Wie ich nun neben Mutter am Grab stand, ließ ich den Blick über die anderen Trauergäste schweifen. So viele vertraute Gesichter neben Menschen, die ich noch nie zuvor gesehen hatte. Viele, die sich auf dem Friedhof am Meer drängten, waren nur neugierige Schaulustige mit dem morbiden Bedürfnis, dem Begräbnis einer schönen und berühmten Person beizuwohnen. Einige weinten, doch die meisten hatten einen unguten Glanz in den Augen, als fänden sie das Drama faszinierend. Leute vom Ort stolzierten vor den Reportern herum, als wären sie das eigentliche Objekt des Interesses.
    Erfolglos hielt ich nach dem Mann Ausschau, den ich glaubte, auf dem Heimweg vom Poet’s Cottage auf der nebligen Straße gesehen zu haben. Was hätte ich getan, wenn ich ihn entdeckt hätte? Ich konnte den Verdacht nicht abschütteln, dass derjenige, der Pearl getötet hatte, anwesend war. Dass irgendjemand unter uns sich insgeheim den übrigen überlegen fühlte. Violet und Mrs Bydrenbaugh standen nebeneinander. Violets Gesicht war von ihrem schwarzen Schleier verdeckt, aber ich konnte sehen, dass sie weinte. Sie war vermutlich Pearls engste Freundin gewesen. Ihre Mutter schlug irgendwann ihren Schleier mit einer schwarz behandschuhten Hand zurück und starrte mich an, als wollte sie sagen: Es ist geschehen. Alles, was die Hellseherin gesagt hat, ist eingetreten.
    Klumpen dunkler Erde rieselten auf den Sarg hinab, woraufhin sich Maxwells verzweifelte Ausrufe noch steigerten. »Pearl! Verlass mich nicht! Mein Gott, verlass mich nicht, Pearl!« Entweder versuchte er, sich ins offene Grab zu stürzen, oder er war auf dem eisig-matschigen Untergrund ausgerutscht. Es war schwer nachzuvollziehen, was genau geschah, so schnell passierte alles. Die Reporter mit ihren Kameras drehten völlig durch und schubsten in ihrer Hektik, seine Trauer einzufangen, sogar die schwangere Lottie Byrnes aus dem Weg.
    Arthur Stephens und einige Fischer hielten Maxwell zurück. »Um Himmels willen! Denk an deine Kleinen!«, hörte ich Arthur sagen. »Die Mädchen sollten das nicht sehen müssen!«
    Marguerite schrie wie am Spieß, und eine Frau aus dem Ort nahm sie auf den Arm. »Ich will meine Mummy!«, heulte sie immer wieder.
    Thomasina griff nach der Hand ihres Vaters. »Ist schon in Ordnung, Daddy«, sagte sie leise und beherrscht. »Ich kümmere mich jetzt um dich. Ist schon in Ordnung. Wein doch nicht.«
    Frauen weinten beim Anblick der beiden Mädchen. Mein Herz fühlte sich an, als würde es brechen, so leid tat mir Marguerite. Thomasina sah uns alle an, als wären wir Eindringlinge in einem privaten Moment. Es war eine höchst verstörende Reaktion für ein Kind, und einige von uns bestätigten einander später, dass Thomasina »nicht ganz richtig im Kopf war«.
    Die verschneite Landschaft um uns herum war trostlos und wie eingefroren in ihrem Winterschlaf. Die Bäume hoben sich nackt und schwarz vor dem grauen Himmel ab, und der Ozean erstreckte sich unerschütterlich in seiner silbrigen Weite vor uns. Der Wind, der vom offenen Meer herein blies, trug Eissplitter mit sich. Wir waren jedoch so sehr in diesem menschlichen Drama gefangen,

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