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Dornentöchter

Dornentöchter

Titel: Dornentöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josephine Pennicott
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mir am Morgen die Mühe gemacht, meine Haare und Kleidung zu richten. Doch wie hätte ich ahnen können, dass dieser ganz normale, wundervolle Frühlingstag ein ganz besonderer sein würde?
    Maxwell machte einen Schritt auf mich zu. Sein Blick war voller Sehnsucht. »Birdie?«, sagte er.
    Ich hätte Maxwell gleich sagen können, dass man seinen Geistern niemals entkommt – ebenso wenig wie seinem Schicksal –, ganz gleich, wie weit man reist. Und da die Tatlows immer auf die Insel zurückkehren, hatte das Poet’s Cottage ihn schließlich heim nach Pencubitt gezogen. Am 11 . Juni 1936 , dem Tag, an dem Teddy starb, hatte mir das Meer eine Vorahnung geschickt, eine innere Gewissheit, dass Maxwell eines Tages mir gehören würde. Deshalb hatte ich nach Evas Tod Seagull Cottage nicht verkaufen können, obwohl ich einige gute Angebote bekam – und wie einsam und leer mir diese Jahre erschienen waren! Ich hatte mich um meinen Garten gekümmert und zugesehen, wie die Jahreszeiten vorüberzogen, wie die Gezeiten kamen und gingen, wie Stürme ausbrachen und Schnee fiel. Ich hatte zugesehen, wie Veränderungen ihre Spuren in unserem Fischerdorf hinterließen und das Städtchen und die Landschaft um mich herum prägten. Menschen kamen und gingen, doch alles befand sich scheinbar perfekt im Gleichgewicht und vollzog sich in einem zeitlichen Rhythmus. Ich blieb da und hörte auf mein Herz. Maxwell hatte vergessen, dass die Tatlows immer zurückkehren.
    Ich nicht.
    Und ich hatte immer auf ihn gewartet.
    Thomasina blieb in Pencubitt, doch es gelang ihr nicht, sich irgendwo in der Stadt richtig niederzulassen. Im Poet’s Cottage fühlte sie sich nicht wohl, und es wurde mehrmals vermietet, bis sie sich schließlich in einem Gebäude hinten im Garten einrichtete. Sie war immer eine eigenwillige und fordernde Person gewesen. Sie hasste sowohl ihr altes Zuhause als auch mich, und trotzdem blieb sie in unserer beider Nähe.
    Marguerite verließ Tasmanien, sobald sie die Gelegenheit dazu bekam. Ich glaube, sie ertrug es nicht, in der Stadt zu leben, in der ihre Mutter umgebracht worden war, und sosehr wir uns bemühten, konnte sie auch nicht wirklich akzeptieren, dass Maxwell und ich zusammen waren. Sie ließ sich irgendwann in Sydney nieder, wo sie einen Lehrer mit Namen Peter Parsons heiratete. Sie kehrte nur einmal nach Pencubitt zurück, mit einem nur wenige Monate alten Mädchen im Arm.
    Das Muttersein schien Marguerite nicht dabei zu helfen, sich mit Maxwell wegen seiner Beziehung mit mir zu versöhnen – eher das Gegenteil. Es brachte alte Gefühle bezüglich Pearl wieder zum Vorschein, die lange geschlummert hatten. Marguerite und ihr Vater stritten sich während dieses kurzen Besuchs heftig, und es fielen auf beiden Seiten harte Worte. Marguerite warf Maxwell und mir vor, wir hätten Pearl nicht genug unterstützt, sondern hinter ihrem Rücken irgendeine wilde Affäre am Laufen gehabt. Sie erklärte, Maxwell hätte Pearls psychische Befindlichkeit ärztlich untersuchen lassen müssen, und sie gab mir die Schuld am Auseinanderbrechen der Ehe ihrer Eltern und am psychischen Verfall ihrer Mutter im Poet’s Cottage. Ich, die tolle Tricky, hätte mich angeblich in ihrer aller Leben geschlichen, wäre zwischen den Tatlows herumgekrochen und hätte versucht, mir Maxwell zu krallen. Ich konnte den Anblick kaum ertragen, dass die schöne Marguerite – so ein braves, genügsames Kind – sich in einen Drachen verwandelte und uns beide wegen Dingen anbrüllte, die schon so lange zurücklagen! Ich konnte nicht vernünftig mit ihr reden: Sie erinnerte mich zu sehr an ihre Mutter. Ich verspürte sogar eine abergläubische Furcht, Pearl könnte in ihrer Tochter zurückgekehrt sein, um Maxwell und mich mit ihrer Verachtung und ihrem Urteil zu strafen.
    Vergeblich versuchte ich Marguerite, meine Pläne für Die Netzespinnerin zu erklären und wie sehr ich mir wünschte, dass sie die ganze Geschichte meiner Beziehung zu ihrer Mutter erfuhr – doch allein schon die Erwähnung des Projektes erzürnte sie nur noch mehr.
    »Deine Version, Tricky!«, keifte sie mich an, während ihr Mann versuchte, ihr das Baby aus dem Arm zu nehmen und sie zu beruhigen. »Egal, was du schreibst, es ist deine Version. Sie hat dir einen passenden Spitznamen gegeben, du verlogene alte Schlampe!«
    Dieser Tag brach Maxwell das Herz. Dass seine geliebte jüngere Tochter eine solche Szene machte, war für sein sanftes Wesen einfach zu viel. Er versuchte mehrmals,

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