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Dornröschen schlief wohl hundert Jahr

Dornröschen schlief wohl hundert Jahr

Titel: Dornröschen schlief wohl hundert Jahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Staalesen
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ging. Wenn man Pech hatte und blinzelte, dann verpasste man es vielleicht.
    »Okay«, sagte ich. »Aber …« Es war zu heiß, um die Fragen zu oft zu wiederholen. Ich hoffte, dass sie nicht zu begeistert Pingpong spielte.
    »Was ich meinte, war – der junge Mann, der letzten Herbst hier war – und den Rasen gemäht hat.«
    »Den Rasen gemäht?« Aus ihrem Mund hörte sich das fast unanständig an, wie eine Art Jargon für Eingeweihte.
    »Ja?« Sie sah sich fröhlich um und sagte mit ihrer Puppenstimme: »Hier gibt es viel zu viel Rasen für eine – kleine Frau wie mich.« Sie hielt den Kopf kokett schief. »Und Arve ist ja so oft – unterwegs.«
    Ich konnte es mir nicht verkneifen: »Viel unterwegs? Mit einer Frau wie – dir?«
    Ihr Mund wurde rund und flirtend, und sie schnalzte mit der Zunge. »Oh, aber … nanana! Schönen Dank, der Herr, schönen Dank. Aber Arve – er ist ein richtiger Mann, verstehst du, verdient Geld, damit sein kleines Kätzchen ein schönes Haus und einen großen Garten hat, in dem – es sich tummeln kann.« Wieder klang es, als sagte sie eigentlich etwas ganz anderes. Sie konnte kein einziges Verb aussprechen, ohne dass ich an …
    »Peter Werner – hat hier den Rasen gemäht. Letzten Herbst?«, versuchte ich mich wieder zum Thema zurück zu retten.
    »Ja. Im August, September – als der Rasen noch wuchs. Arve schickt oft Leute aus der Firma für solche Arbeiten, entweder in der Arbeitszeit, wenn gerade wenig los ist, oder er bezahlt ihnen was extra dafür. Rasen mähen, Reparaturen am Haus, der neue Anbau … solche Sachen. Es gibt immer was zu tun für richtige Männer, weißt du …«
    Ich schluckte. Allerdings – das gab es immer. Ich sagte: »Und du hast ihn näher kennen gelernt?«
    Pause, eine lange, inhaltsschwere Pause. Ihr Mund war halb offen und feucht.
    Endlich sagte sie: »Näher kennen gelernt?« Jetzt war ihre Stimme noch rauer, sie wirkte etwas weniger puppenhaft, die Katze kam deutlicher zum Vorschein. »Das kommt darauf an, was du mit – näher kennen lernen meinst …«
    Ich schwitzte, und zwar ziemlich heftig, als ich sagte: »Ich meine nicht mehr, als dass – du – du hast doch sicher mit ihm gesprochen …«
    »Sicher«, sagte sie langsam, zögernd, als sei das nur der Anfang gewesen. Ich hatte den Eindruck, dass sie sich eigentlich langweilte, dass sie mit mir Katz und Maus spielte und sich nur irgendwie die Zeit vertreiben wollte.
    »Wir haben zusammen Tee getrunken. Er mochte Tee«, sagte sie. »Sicher, wir haben uns unterhalten. Er war ein ziemlich guter Typ – eigentlich. Gute Figur, breites Kreuz …« Sie zeigte es mit ihren Händen, aber die Illustration war misslungen, denn ihre Brust eignete sich nur schlecht, um sich eine muskulöse Männerbrust vorzustellen, und meine Augen blieben verwirrt daran hängen, während sie weitersprach: »… schmale Taille. Gut in Form. Aber viel zu jung für mich, natürlich.«
    »Natürlich«, wiederholte ich matt.
    Ich sah, wie sich Schweißperlen zwischen ihren Brüsten, in der Schlüsselbeingrube und auf der Oberlippe sammelten, und ich spürte, wie mein Hemd an meiner Haut klebte. Sie sagte: »Du kannst gern dein Hemd ausziehen, wenn du willst – mir macht es nichts aus.«
    Ich sagte: »Ich glaube nicht …« Das hätte die Verwirrung in meinem Körper vollkommen gemacht. Ich würde spüren … Mein Herz würde das nicht verkraften. Ich sagte: »Worüber – habt ihr gesprochen?«
    »Peter Werner und ich? Über die Firma, natürlich. Und über … Arve.«
    »Über deinen Mann?«
    »Ja.« Sie sah mich durch die schwarzen Brillengläser an, und ich brauchte ihre Augen gar nicht zu sehen, ihr Gesichtsausdruck war spöttisch genug.
    »Wann hast du ihn zuletzt gesehen?«
    »Peter Werner?«
    Ich seufzte und nickte.
    Ihre Zunge glitt langsam über ihre Lippen, und auf ihrer Stirn entstand eine nachdenkliche Furche. »Tja. Anfang November, denke ich. Er hat ein paar Zwiebeln für uns gesetzt …«
    Noch ein Verb, noch eine Doppelbedeutung. »Und seitdem hast du ihn nicht gesehen?«
    Sie schüttelte den Kopf, bedächtig, aber nachdrücklich. Dann beugte sie sich über den Tisch, legte die Ellenbogen auf die Tischplatte und ließ ihre Brüste das Bikinioberteil füllen und auf den Unterarmen ruhen. »Aber … Du hast nicht gesagt, wer du bist und warum du all diese Fragen stellst.«
    »Nein. Tut mir leid. Veum, wie gesagt – und ich bin Privatdetektiv. Peter Werner ist verschwunden.«
    Mit überzeugendem Hohn sagte

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