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Dornröschen schlief wohl hundert Jahr

Dornröschen schlief wohl hundert Jahr

Titel: Dornröschen schlief wohl hundert Jahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Staalesen
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Seiten des Schotterweges lagen gepflegte Blumenbeete. Kleine, junge Rhododendronbüsche zeigten schon Knospen, während die Rosen sich noch abwartend verhielten. Die gelbbleichen Halme des Rasens wurden langsam von dem diesjährigen Grün überdeckt.
    Die hohen Baumkronen ließen die Sonne nur an einigen Flecken durchschimmern, aber es wehte kaum eine Brise, und die Luft war drückend. Ich zog meine Jacke aus und warf sie über die Schulter.
    Die Eingangstür war breit, kastanienbraun und hatte ein Kastenmuster. Ich klingelte und hörte es drinnen irgendwo schwach schellen.
    Niemand kam, um zu öffnen. Mit dem Rücken zur Tür sah ich mich um. Eine diskrete Gegend. Obwohl die Nachbarn nicht weit entfernt waren, schafften die hohen Hecken und die üppigen Büsche doch einen deutlichen Abstand. Wenn ich normalerweise irgendwo an Türen klingele, schauen mindestens zehn Gesichter aus zehn Fenstern, um zu sehen, wer ich bin und um sich zu fragen, was ich in ihrer Gegend zu suchen habe. Hier sah ich nur einen Postboten, ganz oben in der Straße, der sich langsam entfernte.
    Noch immer keine Reaktion von drinnen.
    Der Schotterweg führte weiter um das Haus herum. Ich folgte ihm um die Ecke.
    Die Rückseite des Hauses war, wenn möglich, noch beeindruckender als die Vorderseite. Wie Jonassens Buchführung auch immer aussehen mochte, schlecht lief sein Geschäft auf gar keinen Fall.
    Das Buschwerk und der Sichtschutz waren hier noch dichter, noch beschützender. Man musste ziemlich weit den Løvstakken hinaufklettern und ein ziemlich starkes Fernglas haben, um zu sehen, was hier drinnen vor sich ging. Aber es konnte gut sein, dass es die Mühe lohnte. Mitten im Grünen lag ein rechteckiger Swimmingpool mit hellgrünem Wasser. Am Beckenrand standen ein Sonnenschirm, ein weißer Gartentisch und vier Stühle. Auf einem Liegestuhl neben dem Tisch lag eine Frau. Sie lag auf dem Rücken, hatte das Gesicht der Sonne zugewandt und die Augen geschlossen, als würde sie schlafen. Auf dem Boden neben ihr stand ein Glas mit gelbem Inhalt, daneben lagen ein breitkrempiger Sonnenhut und eine Sonnenbrille mit großen, schwarzen Gläsern.
    Ich blieb stehen, räusperte mich laut und sagte: »Entschuldigung …«
    Die Frau erwachte zum Leben.
    Sie erhob sich halb, blinzelte in meine Richtung und hielt sich die eine Hand über die Augen, um mich erkennen zu können. Fragend sah sie mich an, dann zuckte sie mit den Schultern, schwang die Füße auf den Rasen und stand auf, mit trägen, sonnensatten Bewegungen. Sie setzte sich die Sonnenbrille und den Sonnenhut auf und kam dann auf mich zu.
    Sie war nur mit einem türkisfarbenen Bikini bekleidet und der war nicht besonders groß. Besonders diskret war er auch nicht, denn durch den dünnen Stoff konnte man ihre Brustwarzen genauso deutlich sehen, als wenn sie nackt gewesen wäre. Man sah die Umrisse ihres Schamhügels, und man konnte – ja, man tat am besten daran, in eine andere Richtung zu sehen.
    Ihre Haut war wie Sahne, und es war noch früh in der Sonnensaison, deshalb war die Sahne gerade erst leicht golden. Aber unter der Haut flimmerte rot die Hitze des Tages, und man ahnte einen dünnen Schleier aus Schweiß auf ihrer Haut. Sie war nicht mehr ganz jung, ich tippte in meinem Alter, aber das war kein schlechtes Alter für sie. Sie hatte die zarte Phase und die ungelenke Phase hinter sich und wusste bei jeder Bewegung, dass sie ihren Körper lange genug kannte, um genau zu wissen, wie sie ihn einsetzen musste. Als sie auf mich zukam, schien sie direkt in mich hineinzugehen. Sie war in mir, schon auf zwanzig Meter Abstand. Sie hatte große, schöne Brüste, breite Hüften, einen runden, weichen Bauch mit einem Nabel, der sehr tief lag und mich zu beobachten schien. Um den Hals trug sie eine Kette aus Gold, die in der Schlucht zwischen ihren Brüsten wippte.
    Und das Gesicht …
    Der große Sonnenhut und die dunkle Brille machten es unzugänglich und geheimnisvoll, als wolle sie gerade auf diese Weise ihren Körper hervorheben. Ihre Nase war eher klein, eine Stupsnase. Ihr Mund war rund, ihre Lippen wirkten fest und ein kleines Lächeln spielte um ihre Mundwinkel, wie um zu unterstreichen, dass sie ganz genau wusste, wie ich mich fühlte, welchen Eindruck sie auf mich machte. Und ihr Haar war schwarz mit rotem Schimmer.
    Sie blieb auf drei bis vier Meter Abstand stehen, so nah, dass ich den Duft ihres Parfüms wahrnehmen konnte, aber nicht so nah, das ich sie berühren konnte, ohne einen

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