Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dornröschen schlief wohl hundert Jahr

Dornröschen schlief wohl hundert Jahr

Titel: Dornröschen schlief wohl hundert Jahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Staalesen
Vom Netzwerk:
sie: »Na so was? Ein Privatdetektiv? Ein großer, starker, echter Privatdetektiv zu Besuch beim Kätzchen? Darf ich mal – deine Pistole sehen?«
    Ich fühlte mich immer unwohler und sagte: »Ich habe sie nicht dabei. Wie gesagt: Peter Werner ist verschwunden, und ich wollte wissen, ob du weißt, wo er sich eventuell aufhalten könnte.«
    »Ich?« Mit gekünstelter Unschuld fuhr sie fort: »Wie kamst du denn darauf? Woher soll denn ich wissen, wo dieser Peter Werner, der im letzten Herbst hier den Rasen gemäht hat, sich versteckt haben kann.«
    Kurz entschlossen fragte ich: »Hattest du keine Affäre mit ihm?«
    Abrupt wechselte sie den Ton und ihre Stimme wurde hart: »Sehe ich aus wie eine, die zufällige Affären mit jungen Männern hat, die den Rasen mähen?«
    Ja. Na ja … doch. Aber das konnte ich nicht sagen. Sie hatte mir den Wind aus den Segeln genommen und ich sagte: »Nein. Na ja, ich meine … Also nicht?«
    »Nein, du kleiner, cleverer Detektiv. Nein, ich hatte keine Affäre mit ihm. Abgesehen davon, dass er ziemlich gut aussah, war er nicht ganz – mein Typ.«
    »Aber er war doch so sehr dein Typ, dass du mit ihm über – deinen Mann geredet hast?«
    »Ja? Worüber sollte ich sonst reden? Arve ist schließlich – mein Ein und Alles.« Die Ironie war deutlich zu hören, aber um sie nochmals zu unterstreichen, sah sie sich um und sagte: »Arve, der all das hier für mich gekauft hat.«
    Ich sagte: »Also weißt du nichts darüber, warum Peter Werner verschwunden ist?«
    »Nein, mein Kleiner«, sagte sie mit einem Tonfall, als spräche sie mit einem kleinen Kind. »Nein, darüber weiß ich nichts. Ich hatte nicht die geringste Ahnung, dass er verschwunden ist, bis du es mir erzählt hast. Ich habe überhaupt nicht mehr an ihn gedacht, seit er damals im November, oder wann es war, durch die Pforte ging. Und weißt du, warum er nicht mein Typ war? Er war ein arroganter Idiot. Genau wie du. Er – stellte auch immer wieder die gleichen Fragen.«
    »Also bin ich wohl auch nicht dein Typ?«
    »Ist das ein Angebot?«
    »Nenn es lieber eine Schlussfolgerung.«
    Sie hatte ein hartes Lächeln um den Mund, als sie sagte: »Nein, Veum. Du bist auch nicht ganz mein Typ. Obwohl du – das richtige Alter hast …«
    Ich zeigte ihr, dass ich auch hart lächeln konnte, dass ich kräftige, weiße Zähne hatte, die zwar von der Seite betrachtet etwas schief standen, aber zubeißen konnten, wenn man darum bat.
    Wir saßen stumm da, jeder mit seinem harten Lächeln beschäftigt. Aus ihr war nicht viel herauszubekommen. Ich hatte keine Lust mehr, weitere Fragen zu stellen, und ich hatte eigentlich keinen Grund, zu glauben, dass sie log. Aber die Hitze machte mich matt, und es war noch ein Schluck Orangensaft in meinem Glas.
    Wir konnten ja auch in der Sonne sitzen bleiben, zwei Menschen um die vierzig, eine Frau und ein Mann, und lebensmüde Zynismen austauschen. Ich könnte sie zum Beispiel fragen …
    »Was hältst du von der Ehe?«
    Kurze, verblüffte Pause. Dann kam: »Von der Ehe? Meinst du so im Allgemeinen oder …?«
    »Im Allgemeinen.«
    »Na ja«, sagte sie leichthin. »Ein Mann, den ich einmal gekannt habe, sagte immer, mit Ehen ist es wie mit Flaschen, am Ende sind sie stets leer.«
    Genau. »Und deine eigene?«
    »Meine eigene? Meine und Arves? Genau das ist so ein Thema, über das ich nicht mit irgendwelchen Männern rede, und besonders nicht mit Privatdetektiven. – Sie sind selbstverständlich geschieden«, fügte sie abrupt hinzu.
    Ich sagte baff: »Ja. Aber wie …?«
    Ihr Lächeln war diesmal einen Hauch weicher. »Ich habe es dir angesehen. Frag mich nicht, warum, aber geschiedene Männer haben eine besondere Aura, etwas im Blick, wie ein Hund, der in den Regen geschickt und nicht wieder reingelassen wurde, wenn du verstehst, was ich meine.«
    »Ich …«
    »Dann kann ich die Frage ja zurückgeben: Was hältst du von Scheidungen?«
    Ich wollte ihr zeigen, dass ich auch zynisch sein konnte. »Das beste an einer Scheidung ist, dass man endlich einmal in den Schubladen aufräumt.« Aber es klang etwas halbherzig, und ich glaube, sie merkte es.
    »Seit wann?«, fragte sie.
    »Oh – so vier, fünf Jahre – ich weiß nicht mehr genau …«
    »Oh, und ob du das weißt. Sind wir jetzt fertig?«
    »Ja.«
    Und die Sonne stieg. Wie eine kreideweiße Feuerblase kletterte sie am Himmel über Løvstakken. Es war fast merkwürdig, dass sie keine Brandflecken hinterließ.
    Ich leerte mein Glas. Die Eisklumpen

Weitere Kostenlose Bücher