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Dornröschen schlief wohl hundert Jahr

Dornröschen schlief wohl hundert Jahr

Titel: Dornröschen schlief wohl hundert Jahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Staalesen
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bessere Voraussetzungen, um Romanautor zu werden gab es kaum.
    »Hallo, Veum«, begrüßte er mich. Dann sah er fragend zu den beiden anderen. »Oberkommissar Vadheim, Kriminalpolizei«, sagte er. »Und Sie sind …«
    »Äh, Borge Roostrup, ich bin der Direktor dieses Hotels, und ich muss sagen …« Roostrup war klein, zirka einsfünfundsechzig, dicklich, um die fünfzig, und sein glänzendes, glattes Haar war wie mit einer Rasierklinge gescheitelt.
    »Einen Moment«, unterbrach ihn Vadheim und sah den Portier an.
    »Willy Pedersen, Hotelportier, aber ich war es nicht, der da war …«
    »Immer mit der Ruhe«, sagte Vadheim und winkte die beiden anderen Polizisten herüber.
    Ein blasser Kerl mit hellrotem Haar, wässrigen Augen und einem Kreidestrich von einem Mund sah uns alle sauer an. »Das ist Polizeiwachtmeister Isachsen«, sagte Vadheim. »Er wird von Ihnen eine vorläufige Erklärung aufnehmen, Pedersen.«
    Der andere Polizist war Bøe. Ich sagte leise zu ihm: »Wo in aller Welt hast du Ellingsen gelassen?« Ellingsen und Bøe traten zumeist als Paar auf, aber Bøe war zweifellos die besser Hälfte.
    »Hast du es nicht gehört?« Er wandte mir sein mageres Gesicht zu. »Er hat sich das Bein gebrochen. Ist zu Hause die Treppe runtergefallen.«
    »Vibeke hat ihn wohl getreten, was?«
    Er lächelte schief. »Das weiß der Henker, aber ich vermisse den Kerl, Veum, er ist ein guter Unterhalter.«
    »Er soll ein witziger Hund sein. Seine Ferien verbringt er im Zwinger, hab ich gehört.«
    »Bøe«, sagte Vadheim, »du organisierst das Verhör der anderen Gäste. Wenn es welche gibt. Wir anderen …«
    Roostrup schnaubte lautstark. »Wenn es welche gibt! Hören Sie – ich will nicht – das hier ist ein respektables …«
    Vadheim sagte mild: »Wir wissen alle, wie respektabel dieses Hotel ist, Roostrup. Ganz genau sogar. Und deine Grossistentätigkeit ist uns auch bekannt. Wenn die Pornos nur ein wenig härter wären, hätten wir sie konfisziert. Aber du weißt, wir haben mit der Zeit ein ziemlich dickes Fell entwickelt. Also lass uns hier kein Versteckspiel treiben, dann geht alles viel einfacher. Du und ich und Veum – wir gehen rauf und sehen uns die Leiche an. Und dann wird ja wohl auch der Medizinmann bald da sein.«
    Roostrup beruhigte sich langsam, und wir gingen alle zum Fahrstuhl. Wunderbarerweise brachte er uns direkt in den zweiten Stock.
    Ich sagte: »Es ist gleich hier hinten.«
    »Danke, ich kenne mich in meinem eigenen Hotel aus!«, schnauzte Roostrup.
    »Ja, er war ja auch ein fester Kunde hier, wie ich gehört habe.«
    »Ja. Was? Fester – was meinen Sie denn damit? Wer sind Sie eigentlich?«
    »Meine Freunde nennen mich den willigen Veum. Vorname Varg. Meine Feinde benutzen mich als Punchingball.«
    Roostrup schaute verwirrt zu Vadheim. »Was ist denn das für einer?«
    Vadheim lächelte sein melancholisches, leicht schiefes Lächeln. »Einer, der ein bisschen viel plappert. Aber er ist ganz harmlos.«
    Ich war mir nicht sicher, ob ich das Letztere als Kompliment auffassen sollte, oder nicht, aber es blieb keine Zeit, darüber nachzudenken, denn wir waren am Ziel.
    Ich ließ Roostrup die Tür öffnen, da es ja nun einmal sein Hotel war, und ging hinter ihm und Vadheim hinein. Ich wusste, was uns erwartete.
    Ich sah sie von hinten. Roostrup hob eine Hand in den Nacken und trocknete sich mit einem Taschentuch den Schweiß ab. Vadheim stand ganz still, einen Deut gebeugter, und ich sah, wie sein Kopf sich durch den Raum drehte, wusste, dass seine Augen alles erfassten, um nichts zu übersehen.
    »Du hast natürlich nichts angerührt«, sagte er nach hinten in meine Richtung.
    »Nein, natürlich nicht.«
    Dann trat er vor das Bett und tat, was ich nicht getan hatte. Er schlug die Decken ganz zurück.
    Roostrup drehte sich abrupt um. Sein Gesicht war leichenblass, und er hielt sich eine Hand vor den Mund, als hätte er Angst, sich übergeben zu müssen. So harte Pornos war er nicht gewohnt.
    Ich spürte, wie mein Magen sich wand, als wolle er nicht mehr mitmachen. In meinem Mund machte sich ein strenger Geschmack breit, wie von Galle.
    Der untere Teil der Decke, Peter Werner selbst und das Laken unter ihm waren schwarz von geronnenem Blut. Und es war viel Blut. Kein Wunder, dass er blass aussah. Alle Farbe war aus ihm herausgelaufen.
    Ich war froh, dass ich in der Türöffnung stand, so konnte ich mich gegen den Rahmen stützen. Ich lehnte mich schwer mit der Schulter dagegen. Auf den ersten Blick

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