Dornröschens Bestrafung
hölzerne
Schwänze. Ich schaute staunend zu, während mein Herr mich nun langsam führte;
und in diesem Moment erreichte die eine Prinzessin mit hochrotem Kopf und
verzerrter Miene ihren Höhepunkt vor der Menge und wurde als Gewinnerin des
Wettbewerbs begeistert beklatscht. Die andere wurde verprügelt, gezüchtigt und
gescholten von denen, die auf sie gewettet hatten.
Doch die größte
Unterhaltung bot der hohe Drehsockel, auf dem ein Sklave mit einem langen, rechteckigen
Lederpaddel verdroschen wurde. Mein Mut sank, als ich das sah. Ich erinnerte
mich an die Worte meiner Herrin, als sie mir mit dem Öffentlichen Drehsockel
drohte. Und ich wurde direkt darauf zugeführt. Wir drängten geradewegs durch
das Meer der grölenden, johlenden Zuschauer scherten dann einige Meter vor der
Plattform aus, direkt auf die knienden Sklaven zu, die ihre Hände im Nacken
gebunden hatten und von den Zuschauern verspottet wurden, während sie vor den
hölzernen Stufen warteten, um hinaufgetrieben und gezüchtigt zu werden.
Während ich die Szene noch
ungläubig anstarrte, drängte mich mein Herr direkt zum Ende dieser Schlange.
Münzen wurden einem Aufseher übergeben. Und ich wurde auf die Knie geschubst, unfähig,
meine Angst zu verbergen, Tränen schossen mir in die Augen, mein ganzer Körper schüttelte
sich. Was hatte ich denn getan? Dutzende fremder Gesichter wandten sich mir zu.
Ich konnte ihre höhnischen Bemerkungen hören:
„Oh, ist der Schlosssklave
sich etwa zu fein für den Öffentlichen Drehsockel? Schaut euch diesen Schwanz
an.“
„Ist der Schwanz ein
schlimmer Bube gewesen?“ und
„Was ist der Grund, dass er
gepeitscht wird, Meister Nicolas?“
„Sein gutes Aussehen“,
antwortete mein Herr mit einem leichten Anflug dunklen Humors.
Ich blickte voller
Entsetzen auf die Stufen und die Plattform. Ich konnte kaum die unteren Stufen
sehen - nun, da ich kniete- umringt von der Menge. Gelächter brauste auf bei
der Antwort meines Herrn, das Licht der Fackeln spiegelte sich auf feuchten
Wangen und Augen. Der Sklave vor mir mühte sich vorwärts, als ein anderer die
Treppe hinauf gescheucht wurde. Von irgendwoher ertönte das tiefe Grollen einer
Trommel, und wieder erklangen Schreie aus der Menge. Ich drehte mich, um meinen
Herrn flehentlich anzuschauen. Ich beugte mich herunter, um seine Stiefel zu
küssen. Doch die Leute zeigten auf mich und lachten.
„Armer verzweifelter Prinz“,
spottete ein Mann.
„Vermisst du dein
wohlparfümiertes Bad im Schloss?“
„Hat dich die Königin übers
Knie gelegt?“
„Schaut euch den Schwanz
an! Dieser Schwanz braucht einen guten Herrn oder eine gute Herrin.“
Ich spürte eine feste Hand
in mein Haar greifen und meinen Kopf heben, und durch meine Tränen konnte ich
das vertraute hübsche Gesicht über mir erkennen - sanft und ein wenig hart. Die
blauen Augen verengten sich langsam, und die dunklen Pupillen schienen sich
auszuweiten, als die rechte Hand erhoben wurde. Der Zeigefinger bewegte sich
steif vor und zurück, und seine Lippen formten lautlos das Wort Nein .
Mein Herzschlag stockte.
Seine Augen wurden starr und eiskalt, die linke Hand ließ mich frei. Ich
bewegte mich aus eigenem Antrieb wieder in die Schlange zurück, verschränkte
meine Hände im Nacken, fröstelte und schüttelte mich erneut, als die Menge übertriebene
„ Aaahhhs “
und „ Oooohhhs “ erklingen ließ, voll heuchlerischer
Sympathie.
„Braver Bursche!“ schrie
ein Mann in mein Ohr.
„Du willst die Leute hier
doch nicht enttäuschen, oder?“
Ich spürte, wie sein
Stiefel mein Gesäß berührte.
„Ich wette zehn Taler, dass
er heute Nacht die beste Vorstellung bieten wird.“
„Und wer soll darüber
urteilen?“ fragte ein anderer.
„Zehn Taler, dass er seinen
Hintern wirklich bewegen wird!“
Es kam mir wie eine
Ewigkeit vor, bis ich den nächsten Sklaven hinaufsteigen sah, und dann den nächsten
und den nächsten. Und schließlich war ich an der Reihe, mich durch den Staub
nach vorn zu kämpfen. Schweiß lief in Bächen an mir herunter, meine Knie
brannten, und mein Kopf schwirrte. Selbst noch in diesem Augenblick hoffte ich,
dass ich errettet würde. Mein Herr musste Gnade walten lassen, seine Meinung
ändern und einsehen, dass ich nichts getan hatte. Ich hatte dieses Leid nicht
verdient.
Und er musste ein Einsehen
haben, denn ich würde es nicht ertragen. Die Menge schubste und drängte nach
vorn. Laute Schreie erhoben sich, als die Prinzessin, die über uns
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