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Dornröschens Bestrafung

Dornröschens Bestrafung

Titel: Dornröschens Bestrafung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Roquelaure
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Grund
sein könnte, dass ein starker, hochwohlgeborener Prinz zum Sklaven wird und mit
vollkommener Unterwürfigkeit gehorcht. Ich habe mir den Kopf zerbrochen, um es
zu verstehen.“
    Er blieb stehen, ging dann weiter
hin und her, die Hände lose an den Hüften.
    „All jene, die ich bislang
gefragt habe, gaben mir ängstliche, vorsichtige Antworten. Du hast aus deiner
Seele gesprochen, doch was klar ist - du akzeptierst deine Sklavenschaft
ebensoleicht, wie jene es taten. Natürlich, wie die Königin mir sagte, sind
alle Sklaven erzogen und geübt. Und nur die Besten ebenso wie die Hübschen -
werden auserwählt.“
    Er sah mich an. Ich war mir
nie bewusst gewesen, dass eine Auswahl stattgefunden hatte. Doch dann erinnerte
ich mich an die Abgesandten der Königin, zu denen ich geschickt wurde, um vor
sie zu treten im Schloss meines Vaters. Ich erinnerte mich, wie sie mir
befahlen, die Kleider abzulegen, und wie sie mich anfassten und beobachteten,
als ich dastand und ihre Finger mich betasteten. Ich hatte keine plötzliche
Erregung oder Leidenschaft gezeigt. Aber vielleicht hatten ihre geübten Augen
mehr gesehen, als mir bewusst war. Sie hatten mein Fleisch geknetet, hatten mir
Fragen gestellt und mein Gesicht studiert, als ich errötete und versuchte zu antworten.
    „Selten, wenn je überhaupt,
läuft ein Sklave davon“, sagte mein Herr. „Und die meisten von denen, die es
wagen, wollen wieder eingefangen werden, das ist nur zu klar. Trotz ist das
Motiv und Langeweile der Ansporn. Die wenigen, die sich die Zeit nehmen, ihrer
Herrin oder ihrem Herrn Kleider zu stehlen, haben Erfolg mit ihrer Flucht.“
    „Aber lässt die Königin
ihren Zorn nicht an deren Königreichen aus?“ fragte ich. „Mein Vater hat mir
selbst einmal gesagt, dass die Königin allmächtig und furchterregend sei. Ihrer
Forderung nach Sklaven als Tribut kann sich niemand entziehen!“
    „Unsinn. Die Königin wird
niemals ihre Armee indem Krieg schicken wegen eines nackten Sklaven. Alles, was
geschieht, ist, dass der Sklave sein Heimatland in Unwürde erreicht. Seine
Eltern werden aufgefordert, ihn zurückzuschicken. Tun sie es jedoch nicht,
verliert der Sklave nur seine große Belohnung. Das ist alles. Kein Sack voller
Gold. Gehorsame Sklaven werden heimgeschickt mit einem großen Vermögen in Gold
als Belohnung. Und natürlich ist es für die Eltern sehr oft eine große Schande,
dass ihr Liebling sich als weich und ohne Ausdauer erwiesen hat. Brüder und
Schwestern, die als Sklaven gedient haben, meiden den Deserteur. Doch was ist
das alles schon für einen jungen Prinzen, der es unerträglich findet zudienen?“
    Er blieb stehen und starrte
mich an.
    „Eine Sklavin ist gestern
entkommen“, sagte er. „Sie haben die Suche nach ihr jetzt so gut wie aufgegeben.
Sie ist den treu ergebenen Bewohnern dieses und anderer Dörfer entwischt,
niemand konnte sie greifen. Sie hat es wohl bis zum benachbarten Königreich von
König Lysius geschafft. Dort wird Sklaven stets sicheres Geleit gegeben.“
    Ich saß da wie gebannt vor
Erstaunen und dachte darüber nach. Aber ich war noch erstaunter über den
Umstand, dass diese Worte so wenig Wirkung auf mich ausübten. Ich war
vollkommen durcheinander. Mein Herr lief wieder auf und ab, tief in seine
Gedanken versunken.
    „Natürlich, es gibt
Sklaven, die ein solches Risiko nie auf sich nehmen würden“, sagte er plötzlich,
“Sie ertragen es nicht - die Suchmannschaften, die Gefangennahme, die
öffentliche Erniedrigung und schlimmer noch: die Bestrafung. Und so werden ihre
Leidenschaften geweckt und gestillt, erneut geweckt und wieder gestillt, bis
sie nicht mehr in der Lage sind, Bestrafung von Vergnügen zu unterscheiden. Und
eben das ist es, was die Königin will. Und diese Sklaven können wahrscheinlich
den Gedanken nicht ertragen heimzukehren, nur um einen unwissenden Vater oder eine
nichtsahnende Mutter davon zu überzeugen, dass der Dienst hier unerträglich
war. Wie sollen sie beschreiben, was geschehen ist? Wie beschreiben, dass sie
so viel ertrugen? Oder welch unvermeidliches, großes Vergnügen es in ihnen
erweckte? Und warum haben sie es so einfach hingenommen? Warum haben sie
überhaupt versucht zu gefallen? Warum sie in den Träumen und Gedanken der
Königin, der Herrinnen und Herren vorkommen?“
    Mein Kopf schwirrte. Und
daran war nicht der Wein schuld.
    „Aber du hast ein helles
Licht auf die Gedanken eines Sklaven geworfen“, sagte er und schaute mich mit
ernster Miene an.
    Er

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