Dornröschens Erlösung
hatte ich mich gesehnt, seitdem
wir das Dorf verlassen hatten. Ich hatte davon geträumt, jedes Mal wenn mich
diese köstlichen Riemen am Schwanz oder den Fußsohlen geneckt hatten. So genoss
ich die Peitsche, die in solch schnellen Schlägen auf mich niederfuhr. Nicht
einmal am Bestrafungskreuz des Dorfes hatte ich mich so hingegeben. Dort war es
nur durch den immer stärker werdenden Schmerz gekommen. Jetzt, da ich blind und
hilflos war, geschah es sofort. Mein Schwanz pochte und bewegte sich unter
seinen engen Fesseln, und die Peitsche traf währenddessen hart auf mein Gesäß. Die
Schläge kamen schnell, ohne Pausen.
Ich fragte mich, was die anderen Sklaven wohl dachten, als
sie die Schläge hörten - ob sie sich danach sehnten, so wie ich, oder es
fürchteten. Ob sie wussten, welche Schande es war, so gepeitscht zu werden. Das
Peitschen hielt an, der Riemen wurde härter und härter geschwungen. Und als mir
ein Schrei entfuhr, wurde ich mir erst bewusst, dass ich nicht geknebelt war. Ich
war gefesselt und blind, aber nicht geknebelt. Dieses kleine Versäumnis wurde
sofort behoben. Eine Rolle aus weichem Leder wurde mir zwischen die Zähne
geschoben, und weiter prasselten die Schläge auf mich nieder. Dann wurde der
Knebel weiter in meinen Rachen gedrängt und mit Bändern an meinem Hinterkopf
befestigt.
Ich weiß nicht, wieso es mich derart aus der Fassung brachte.
Es war vielleicht die letzte, endgültige Fesselung, der es bedurft hatte, und
unter all diesen Fesseln wurde ich wild und bäumte mich auf. Ich wehrte mich
gegen den Riemen und schrie laut unter dem Knebel. Die Innenseite meiner
pelzbesetzten Augenbinde war heiß und feucht von den Tränen. Ich schluchzte. Ich
begann, mich mit rhythmischen Bewegungen zu wehren. Ich konnte meinen Körper um
wenige Zentimeter anheben und dann wieder fallen lassen. Und ich wurde mir
bewusst, dass ich mich den heißen, brennenden Schlägen entgegen hob, mich ihnen
dann entzog und wieder entgegendrängte. Ja, dachte ich. Schlagt nur zu, schlagt
härter. Peitscht mich für das, was ich getan habe. Lasst das Feuer des
Schmerzes heller brennen und heißer.
An einem bestimmten Punkt wurde mir klar, dass dies das
längste Auspeitschen werden würde, dem ich je ausgesetzt war. Die Schläge waren
jetzt nicht mehr hart, und ich war so wund, dass das gar nicht mehr wichtig war.
Träge, matte Schläge brachten mich zum Weinen. Jetzt wurden viele Stimmen laut.
Die Stimmen von Männern. Ich hörte, wie sie lachten und redeten. Wenn ich genau
lauschte, konnte ich sogar hören, wie der Wein in die Kelche gegossen wurde. Und
ich roch den Wein und das Gras unter meinem Kopf, die Früchte und das starke
Aroma von geröstetem Fleisch und süßen Gewürzen. Zimt und Geflügel, Kardamom
und Rindfleisch. Also war das Bankett eröffnet. Und noch immer wurde ich
ausgepeitscht, doch die Schläge kamen nun immer langsamer. Die Musik hatte
eingesetzt. Ich hörte das Klimpern von Saiten, den Rhythmus kleiner Trommeln und
dann den schrillen Klang einer Harfe, ungewohnte Töne von Blasinstrumenten, die
ich nicht benennen konnte.
Die Musik klang unharmonisch, fremdländisch und aufregend
seltsam. Mein Gesäß brannte vor Schmerz. Und die Peitsche spielte mit ihm. Es
gab lange Pausen, in denen ich meinen glühenden Rücken nur allzu gut spürte, dann
traf die Peitsche wieder. Ich weinte. Mir wurde klar, dass es vielleicht den
ganzen Abend so weitergehen würde. Und ich konnte nichts weiter tun, als
hilflos zu weinen. Das war besser, dachte ich, als einer der anderen zu sein. Besser
so und ihre Blicke auf mich ziehen, während sie essen, trinken und zusammen
lachen, wer immer sie auch waren. . . als nur eine Dekoration zu sein. ja, wieder
einmal der in Ungnade gefallene, der Bestrafte. Derjenige, der noch einen
Willen besitzt. Ich wehrte mich heftig auf dem Kreuz, liebte seine Stärke und
war froh, dass ich es nicht zerstören konnte; und dann spürte ich, wie die
Peitsche wieder härter und schneller traf. Ich weinte lauter. Dann ließ die
Kraft der Schläge wieder nach. Sie neckten mich jetzt. Der Riemen spielte auf meinen
Wunden, meinen Striemen, die er selbst in mein Fleisch gezeichnet hatte.
Ich kannte diesen Rhythmus, der sich mit der Musik, die
meine Sinne betäubte, mischte. Mein Geist entzog sich diesem Moment, so
köstlich er auch war, und ich verband die unmittelbare Vergangenheit mit der
betäubenden Gegenwart. Das Gefühl von Lexius' Lippen wieso hatte ich ihn nicht
Lexius genannt und
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