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Dornröschens Erlösung

Dornröschens Erlösung

Titel: Dornröschens Erlösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Roquelaure
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Kinns und die
Art, wie er sich wandeln konnte - vom Mann zum Knaben, zur Frau und zu einem
Engel. Das Klopfen an der Tür erschreckte ihn. Wieder sagte er etwas und
lauschte. Dann entriegelte er die Tür und gab ein Zeichen. Tristan kam auf
Knien herein. Lexius verriegelte die Tür.
    “Nun habe ich zwei Sklaven“, sagte ich und setzte mich auf. „Oder
du zwei Herren, Lexius.“ Tristan schaute mich an und starrte dann in
vollkommener Verwunderung auf Lexius. “ Komm her. Komm, setz dich neben mich. Ich
will mit dir reden“, forderte ich Tristan auf. „Und du, Lexius, knie dich hin
wie zuvor und sei still.“
    Damit hatte ich die Situation eigentlich geklärt, aber
Tristan brauchte einen Moment, um alles zu begreifen. Er registrierte den
nackten Körper unseres Gebieters und sah mich an. Dann erhob er sich, kam zum
Bett und setzte sich neben mich. “Küss mich“, sagte ich. Ich hob die Hand, um
sein Gesicht zu führen. Ein netter Kuss, viel rauher, aber weniger eindringlich
als die Küsse von Lexius, der dicht hinter Tristan kniete.
    „Nun dreh dich um und küsse unseren einsamen Gebieter dort.“
Tristan gehorchte, schlang seinen Arm um Lexius, und der gab sich diesem Kuss
hin, ein wenig zu sehr und zu innig für meinen Geschmack. Vielleicht wollte er
mich ärgern. Als sich Tristan wieder mir zuwandte, stand ihm eine Frage
deutlich ins Gesicht geschrieben. -Ich ignorierte sie.
    “Sag mir, was geschah, nachdem ich fortgeschickt wurde. Hast
du dem Sultan weiter zu gefallen sein müssen? “„Ja“, antwortete Tristan. „Es
war fast wie ein Traum - auserwählt zu sein und schließlich dort mit ihm zu
liegen. Er ist unser Herrscher.“
    „Wie wahr“, sagte ich lächelnd. Er wollte fortfahren, doch
dann starrte er wieder auf Lexius. „Lass ihn“, wehrte ich ab. „Er ist mein Sklave
und erwartet meine Befehle. Und gleich sollst du ihn haben, Tristan. Aber
erzähl mir zuerst, ob du zufrieden bist oder noch immer deinem früheren Herrn
nachtrauerst.“
    „Kein Trauern mehr“, gestand er und hielt plötzlich inne. „Laurent,
es tut mir so leid, dass ich dich besiegt habe . . . „ „Sei kein Narr, Tristan.
Wir mussten es tun. Und ich habe verloren, weil du besser warst. So einfach ist
das.“ Wieder sah er Lexius an. “Warum peinigst du ihn, Laurent? “ fragte er, und
in seiner Stimme klang ein leichter Ton der Anklage.
    “Ich bin froh, dass du zufrieden bist, Tristan. Ich kann dir
gar nicht sagen, wie sehr. Doch was geschieht, wenn der Sultan nie wieder nach
dir fragt? “„Das macht nichts, wirklich“, antwortete er. „Es sei denn, natürlich,
dass es Lexius schadet. Lexius würde nichts Unmögliches von uns verlangen. Wir
haben uns bewährt und sind bemerkt worden -und das wollte Lexius.“
    „Und du wirst glücklich sein? “Tristan überlegte einen
Moment, bevor er antwortete. „Etwas ist hier anders“, sagte er schließlich. “Die
ganze Atmosphäre hier ist erfüllt von einem ganz anderen Sinn der Dinge. Ich
bin nicht so verloren, wie ich es vor langer Zeit auf dem Schloss war, als ich
einem ängstlichen Herrn diente, der nicht wusste, wie er mich im Zaum halten
sollte. Ich bin nicht verdammt in Schande wie einst im Dorf, wo ich meinen
Herrn brauchte, um mich vor dem Chaos zu bewahren. Ich bin nun ein Teil einer
feineren Ordnung.“ Er musterte mich. „Verstehst du, was ich damit sagen will?“
    Ich nickte und gab ihm ein Zeichen, fortzufahren. Es war
klar, dass er noch mehr zu sagen hatte. Das Elend und die Pein, die ich seinem
Gesicht angesehen hatte, während all der Zeit auf See, waren nun vollständig
verflogen. “Der Palast ist ein Ort, der alles verschlingt“, sagte er, „ebenso
wie das Dorf. Wir sind hier keine schlechten Sklaven. Wir sind vielmehr ein
Teil dieser Welt, in der unser Leiden unserem Gebieter und seinem Hof angeboten
wird, ob er sich nun dazu herablässt, es anzuerkennen oder nicht. Darin sehe
ich etwas Erhabenes. Es ist, als hätte ich eine neue Stufe der Erkenntnis
erlangt.“
    Und wieder nickte ich; ich empfand genauso, aber mit Lexius
erlebte ich noch etwas anderes. “Ich fing an, es zu verstehen“, sagte Tristan, „als
wir das Schiff verließen und durch die Straßen getragen und vom Volk angestarrt
wurden. Und ich verstand endgültig, als ich mit verbundenen Augen und gefesselt
im Garten war. An diesem Ort war nichts als unsere Körper, nichts außer der Lust,
dem Vergnügen und unserer Fähigkeit, Empfindungen auszudrücken. Alles sonst
zählte nicht. Es

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