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Dornröschenschlaf

Dornröschenschlaf

Titel: Dornröschenschlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Gaylin
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er sich ein wenig zu beruhigen, aber auf dem Weg zur Tür spannte er sich wieder sichtlich an. »Ich hasse es, zurück in dieses Haus zu fahren.«
    Â»Ich weiß. Das ist bestimmt nicht leicht für Sie.«
    Â»Das meine ich nicht. Ich meine, es ist schrecklich, dorthin zurückzukehren und zu wissen, was mit Carol geschehen ist … aber am schlimmsten sind die Anrufe.«
    Â»Von den Reportern?«
    Â»Ja, aber vor allem die von irgendwelchen Leuten, die denken, ich hätte sie umgebracht. Diese Leute hassen mich. Sie denken, ich hätte ein Verhältnis mit Lydia gehabt, sie wäre nach all den Jahren dahintergekommen, hätte mich zur Rede gestellt, und ich … ich kann einfach nicht glauben, dass sie so was denken. Leute, die ich nicht mal kenne …«
    Â»Nelson?«
    Â»Ja?«
    Â»Gibt es irgendetwas in Zusammenhang mit Ihrem Werkzeug, was ich wissen sollte?«
    Er presste die Lippen aufeinander, und sein Gesicht wurde so bleich wie Magermilch, doch er fragte kopfschüttelnd zurück: »Warum fragen Sie mich das?«
    Â»Nun … sämtliche Werkzeuge aus Ihrer Garage wurden zur Kriminaltechnik geschickt. Ich frage mich nur, ob Ihnen vielleicht in den letzten Tagen aufgefallen ist, dass ein Werkzeug fehlt.«
    Â»Nein.« Er drehte sich um, trat in den Flur hinaus und zog geräuschvoll die Tür hinter sich zu.
    Einen Moment später hörte Brenna, wie Mayas Zimmertür geöffnet wurde und sie mit leicht schlurfenden Schritten näher kam. »Ist er weg?«
    Â»Ja.«
    Maya atmete erleichtert auf. »Komischer Kauz.«
    Â»Seine Frau wurde ermordet«, nahm Brenna ihren Mandanten halbherzig in Schutz, sah dann aber Maya an. »Aber du hast recht. Er ist wirklich ein komischer Kauz.«

14
    Zum Abendessen kochte sie Spaghetti Bolognese, schloss ihren MP 3-Player an die Lautsprecherboxen an, klickte Songs von Rachael Yamagata an – einer der wenigen Künstlerinnen, die sie und ihre Tochter liebten –, sie setzten sich einander gegenüber an den Tisch, aßen, lauschten Rachaels trauriger, sehnsuchtsvoller Stimme und sprachen kein Wort. Was, auch wenn es das nicht besser machte, typisch für sie beide war. Sie und ihre Tochter erinnerten Brenna mehr und mehr an diese Zombie-Paare, denen man manchmal im Restaurant begegnete und die ganze Mahlzeiten hinter sich brachten, ohne auch nur ein Wort zu wechseln, ohne einander anzusehen und ohne auch nur im gleichen Takt zu kauen.
    Maya schien der Mangel an Gesprächen nicht zu stören, aber woher wollte Brenna eigentlich wissen, ob dem tatsächlich so war? Perfektes Gedächtnis oder nicht, betrachtete auch sie die Welt durch ihre eigenen Augen, nicht durch die der anderen. Sie hatte jahrelang gedacht, Maya wäre ein eher introvertierter Mensch und stünde nicht gern im Mittelpunkt – aber war das wirklich ihre Persönlichkeit, oder hatte vielleicht einfach sie diese Wirkung auf das Kind?
    Â»Und, wie heißt er?«
    Maya sah von ihrem Teller auf. »Wer?«
    Â»Du weißt schon. Letzte Reihe Mitte. Mr Vibrato.«
    Maya legte ihre Gabel fort und sah Brenna aus Cleas babyblauen, aber so wissenden Augen an, dass man das Gefühl hatte, sie blicke einem direkt hinter die Stirn. »Miles.«
    Â» Miles, wie die Meilen, die er noch zurücklegen muss, bis er erwachsen wird?«
    Maya musste schlucken. »So sieht’s aus.«
    Â»Wird ihm noch leidtun.«
    Â»Glaubst du?«
    Â»Wenn er nicht ganz blöd ist.«
    Maya verdrehte die Augen und wandte sich wieder ihrem Teller zu. Brenna dachte, ich habe es wenigstens versucht, und während sie erneut auf das Klappern der Bestecke und Rachaels Stimme hörte, die von ihrer Sehnsucht, Sehnsucht nach Liebe sang, wünschte sie sich zurück in eine Zeit, in der ihr immer die richtigen Worte eingefallen waren.
    Â»Mom?«
    Brenna war nicht sicher, ob Maya dieses Wort in ihren Gedanken oder hier am Tisch gesagt hatte. Sie legte ihre Gabel weg und wartete darauf, dass ihre Tochter weitersprach.
    Â»Als du in meinem Alter warst …«
    Â»Ja?«
    Â»Ist dir da auch jemals so was wie mir mit Miles passiert?«
    Brenna nickte. »Nur dass der Typ Dave Handly hieß. Aber ich war damals nicht so alt wie du. Sondern sechzehn. Und zwei Monate.«
    Â»Und wie alt war er?«
    Â»Ein ganzes Stückchen älter. Er war einer dieser Typen, wie sie jeder kennt. Neunzehn, aber trotzdem

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