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Dornröschenschlaf

Dornröschenschlaf

Titel: Dornröschenschlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Gaylin
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hätte Brenna sie jetzt gern in den Arm genommen, ihr über das Haar gestrichen und gesagt: Es wird alles wieder gut, es wird alles wieder gut, Schätzchen … Aber Brenna wusste, dass die Tochter es ganz sicher nicht zu schätzen wüsste, wenn sie sie auf diese Art vor ihren Mitschülern blamierte, und so nahm sie Maya einfach ihren Rucksack ab, hängte ihn sich über die Schulter und sah sie fragend an. »Können wir?«
    Maya antwortete ihr nicht, sondern marschierte einfach los. Brenna folgte ihr, als sie wortlos in das chemisch violette, abendliche Zwielicht vor der Tür der Aula trat, und dann liefen sie den ganzen Weg zurück zu Brennas Wohnung schweigend nebeneinanderher. Was nichts Neues für sie war, aber trotzdem zog sich ihre Brust zusammen, und sie kehrte in Gedanken abermals zu dem Geburtstagsfest vom 17. Mai 2000 zurück. Sie hatten die Feier vorzeitig verlassen, waren mit dem Zug ins Serendipity gefahren, sie hatte die pinkfarbene Stoffserviette in Mayas Kragen festgesteckt, sie hatten sich mit zwei langen Löffeln einen Bananen-Split geteilt, Maya hatte ihr Scooby-Doo-Pflaster befingert und erklärt: Jetzt geht es mir viel besser, Mama. Ich liebe dich. Sie erlebte den gesamten Tag – vom Anfang bis zum Ende, jeden Anblick, jeden Geruch, jede Regung, jedes Gefühl – noch mal und wünschte sich, auch Maya könnte ihn noch mal erleben, denn sie hätte das Erlebnis liebend gern ein zweites Mal mit ihr geteilt …
    Als sie vor die Haustür traten, hielt sie sich zurück, überließ es ihrer Tochter, mit dem eigenen Schlüssel aufzusperren, und nahm schmerzlich ihre tränenfeuchten Augen und das Zittern ihrer Finger wahr. Brenna wusste, in Mayas Gehirn hatten sich auf dem Rückweg völlig andere Szenen abgespielt, und auch wenn sie sie zum Glück irgendwann wieder vergessen würde, half ihr das jetzt nichts.
    Â»Ich finde, er läuft wie ein Mädchen«, sagte sie.
    Maya drehte den Kopf und sah sie mit einem klitzekleinen Lächeln an.
    Auf dem Weg durchs Treppenhaus dachte Brenna an Morascos Abschiedsworte aus dem Krankenhaus, und so zog sie ihr Handy aus der Tasche und gab seine Nummer ein.
    Er war sofort am Apparat. »Wurde auch allmählich Zeit.«
    Â»Ich musste erst noch mein Kind vom Chor abholen.«
    Â»Sie haben ein Kind?«
    Â»Ja. Überrascht mich, dass Sie das nicht längst schon wissen.«
    Er lachte leise auf. »Mich auch.«
    Â»Also …«
    Â»Also.«
    Â»Wollten Sie mir nicht was sagen?«
    Â»Oh, richtig«, antwortete er, als Brenna um die letzte Ecke bog und ihre Tochter vor der Wohnungstür stehen sah. »Das heißt, eigentlich wollte ich Sie etwas fragen .«
    Â»Das überrascht mich nicht.«
    Â»Ist Trent noch da?«, wollte Maya von ihr wissen.
    Brenna sah auf die Uhr. Halb acht. Sie schüttelte den Kopf.
    Â»â€¦ als Detective Pomroy und ich mit Nelson gesprochen haben«, drang Morascos Stimme an ihr Ohr.
    Â»Pomroy«, sagte sie. »Einen ganz schön dicken Schlitten fährt der Kerl.«
    Â»Sie haben seine Kiste gesehen!«
    Â»Einen 1982er Pontiac Trans-am sieht man nicht. Den nimmt man mit allen Sinnen wahr«, klärte ihn Brenna auf.
    Â»Sie kennen sich offenbar mit Autos aus«, stellte Morasco lachend fest.
    Â»Ich wette, Sie und die Kollegen nennen ihn hinter seinem Rücken Knight Rider.«
    Er lachte noch heftiger, und Brenna stellte grinsend fest: »Ich habe recht, stimmt’s?«
    Â»Ich verweigere die Aussage.«
    Maya starrte sie mit großen Augen an. »Mit wem redest du denn da?«
    Brennas Lippen formten das Wort Arbeit , und die Tochter hob die Brauen.
    Was ist?
    Maya kehrte ihr den Rücken zu, zog ihren Schlüssel aus der Tasche und schob ihn ins Schloss. Himmel, manchmal konnte ihr Verhalten einem wirklich auf die Nerven gehen.
    Â»Wie dem auch sei«, drang wieder Morascos Stimme an ihr Ohr, » ich wollte Sie nach den Werkzeugen fragen, die Nelson hat.«
    Â»Nach was?«
    Maya öffnete die Tür.
    Â»Er hatte ganz schön viele Werkzeuge in seiner Garage – und ich frage mich, ob er je mit Ihnen über ein bestimmtes Gerät gesprochen hat, vielleicht weil es verschwunden war …«
    Brenna hörte Maya schreien.
    Â»Ich muss los.« Sie stürzte in die Wohnung, wo das Mädchen schreckensstarr auf jemanden zeigte, der in Trents Schreibtischsessel

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