Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dornröschenschlaf

Dornröschenschlaf

Titel: Dornröschenschlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Gaylin
Vom Netzwerk:
sie dort sähe … Der Parkplatz des Skyline ist fast leer. Sie stellt ihren Wagen ab und geht, den Umschlag in der Hand, zur Tür des Restaurants … Sie bekam das Bild einfach nicht aus dem Kopf – das Bild von sich selbst, wie sie durch die Tür tritt, als sähe sie sich selber durch ein Teleobjektiv …
    Â»Mom?«
    Die Tür des Restaurants ist schwer. Sie drückt sie gewaltsam auf, und sofort fällt ihr Blick auf Errol, der am dritten Tisch von hinten sitzt und ihr über den Rand seiner halbgetönten Brille hinweg lächelnd wie ein Freund entgegensieht. Errol Ludlow mit dem überdimensionalen Kopf, den Gliedmaßen wie Baumstämme und den Händen wie Topfhandschuhe, viel zu groß für diesen Tisch, zu groß für dieses Restaurant, der ihr lächelnd entgegensieht, ein fast zwei Meter großes Stückchen Dreck. Errol Ludlow, dessen fleischige Pranken auf einem beigefarbenen Hefter ruhen – der Akte Iris Neff. Die Schnittwunden in ihrem Gesicht brennen wie Feuer, jeder Knochen tut ihr weh, und der Anblick dieses Kerls reißt all die Wunden wieder auf. Ich könnte jetzt auch einfach wieder gehen , denkt sie. Ich könnte einfach auf dem Absatz kehrtmachen und wieder gehen.
    Â»Hallo? Mom?«
    Brenna nähert sich dem Tisch und legt ihm einen Umschlag hin. »Hier.«
    Â»Was für eine net-te Be-grü-ßung nach vier Jah-ren.« Errols Aussprache ist übertrieben deutlich. Er spuckt die Worte einzeln, Sil-be für Sil-be, aus. Das hat er immer schon getan, und es macht Brenna wahnsinnig. Sie greift nach dem Hefter. »Im-mer mit der Ru-he. Nicht so schnell. Du kriegst deine Po-li-zei-ak-te, wenn ich mir sicher bin, dass auf die-sen Fo-tos et-was zu er-ken-nen ist.«
    Â»Mom. Hörst du mir überhaupt … erinnerst du dich wieder mal an irgendwas?«
    Brenna hörte Mayas Stimme an, wie verletzt sie war. »Nein, Schätzchen«, log sie. »Ich höre zu.« Doch noch immer spürte sie Errols öligen Blick, noch immer roch sie den grünen Tee in seinem Atem und in der cremefarbenen Tasse vor ihm auf dem Tisch.
    Â»Net-te Fo-tos«, stellt er fest. »Nicht dass mich das über-rascht. Du hast deinen Job schließ-lich schon im-mer gut ge-macht.« Sie nimmt ihm gegenüber Platz, und er schiebt ihr den Hefter hin.
    Â»Weißt du, was seltsam ist?«, fragte Maya sie.
    Brenna sieht in seine ausdruckslosen schwarzen Augen, und die schuldbewusste Hitze dehnt sich immer weiter in ihr aus, als sie die Papiere mit zitternden Händen aus dem Hefter schiebt.
    Â»Was dich in-ter-es-sieren wird«, stellt Errol fest, »ist die Vernehmung einer gewissen ›M‹.«
    Â»Mom, weißt du, was wirklich seltsam ist?« Inzwischen war Maya aufgestanden und hielt ihren Teller in der Hand.
    Â»Was … was ist seltsam?«
    Â»Damit du einen richtig wahrnimmst, muss man etwas sein, was in der Vergangenheit passiert ist.«
    Â»Das ist nicht wahr, Schätzchen.« Trotzdem hatte Brenna immer noch das Restaurant, Errols Blick, seinen schmalen, zu einem M zusammengepressten Mund im Kopf. Sie sagte ein zweites Mal: »Das ist nicht wahr«, aber Maya stellte ihren Teller bereits in der Spüle ab, kehrte aus der Küche zurück in ihr Zimmer und machte die Tür hinter sich zu.
    Brenna kannte ihre Tochter gut genug, um ihr nicht zu folgen, obwohl sie nichts lieber getan hätte als das, und obwohl sie sich nicht eingestehen wollte, dass Mayas Behauptung richtig war.
    Die Vernehmung von M. fand sich auf Seite 18 des Berichts. Brenna hatte das Gefühl, dass sie das selbst ohne Hyperthymesie nicht vergessen hätte, und als Maya schlief und sie allein an ihrem Schreibtisch saß, klappte sie den beigefarbenen Hefter auf. Seltsam, wie verschwommen die getippten Worte auf der Kopie aussahen – in ihren Gedanken war die Tinte noch ganz frisch.
    Brenna wollte gerade zu Seite 18 blättern, als ein kleiner Zettel zwischen den Blättern hervor auf den Boden segelte. GRAEME KLAVEL, hatte Carol Wentz darauf in ihrer ordentlichen Schrift notiert, zusammen mit einer Telefonnummer mit der Vorwahl des Bezirks Westchester.
    Brenna rief die Nummer an, und bereits nach dem ersten Klingeln sprang ein Anrufbeantworter an. »Sie sind verbunden mit der Detektei und dem Privatanschluss von Graeme Klavel …«
    Noch ein Detektiv. »Hallo, Mr Klavel, mein Name ist Brenna Spector. Ich

Weitere Kostenlose Bücher