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Dornröschenschlaf

Dornröschenschlaf

Titel: Dornröschenschlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Gaylin
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fiel sie jetzt einfach mit der Tür ins Haus. Kaum saßen sie mit ihren Kaffees (Magersojamilch-Lattes, wie sie momentan in Mode waren, waren – so das Resultat der Plauderei auch über dieses Thema – ihr wie ihm ein Greuel) an einem Tisch am Fenster, schleuderte sie ihm diese Frage ohne jedes Vorgeplänkel gnadenlos entgegen, ehe er auch nur Gelegenheit bekam, seinen Becher auf den Tisch zu stellen.
    Â»Ich schätze, die Frage, weswegen Sie mich sehen wollten, kann ich mir sparen.«
    Â»Tut mir leid. Wie ich bereits sagte, platzen mir die Dinge oft einfach heraus.«
    Brenna hatte keine Ahnung, ob der Ausdruck seiner Augen ein Zeichen von Anteilnahme oder Schmerz oder einfach der Dicke seiner Brillengläser zuzuschreiben war. Dann aber verzog er seinen Mund zu einem leichten Lächeln, nippte an seinem Kaffee, und Brenna dachte: Wenigstens steht er nicht einfach auf und geht.
    Â»Es war eine falsche Spur«, erklärte er, »weil mir gesagt wurde, es wäre eine falsche Spur.«
    Â»Und wer hat Ihnen das gesagt?«
    Â»Der Chef. Mein damaliger Chef. Der vor ein paar Jahren gestorben ist.«
    Â»Ray Griffin?«
    Â»Ja. Woher wissen Sie … egal.«
    Â»Und warum hat er das gesagt?«
    Morasco zuckte mit den Schultern. »Weil der Hinweis von einem kleinen Mädchen kam.«
    Â»Manche der besten Hinweise kommen von kleinen Mädchen.«
    Â»Das sieht nicht jeder so.« Morasco sah durchs Fenster auf die Straße, doch auch wenn er eine Zeitlang schwieg, konnte Brenna deutlich spüren, dass das noch nicht alles war, und so wartete sie einfach ab.
    Â»Mir wurde vorgehalten, ich würde McMartinizen .«
    Â»Sie würden was?«
    Â»Damals in den Achtzigern gab es mal diesen Fall an einer Vorschule, der McMartin School. Die Leute, die sie geleitet haben, wurden fälschlicherweise beschuldigt, die Kinder sexuell zu belästigen …«
    Â»Ich erinnere mich an den Fall.«
    Er lächelte. »Natürlich tun Sie das … Aber wie dem auch sei, wissen Sie auch noch, wie die Kinder dieser Schule damals durch Suggestivfragen der Ermittler dazu gebracht wurden, falsche Anschuldigungen gegen die Erwachsenen zu erheben?«
    Â»Und Ihnen wurde vorgeworfen, Sie hätten das kleine Mädchen ebenfalls durch Suggestivfragen dazu gebracht, zu behaupten, es hätte einen blauen Wagen gesehen.«
    Â»Ja.«
    Â»Aber das haben Sie nicht getan. Sie waren einfach nur sehr … nett.«
    Â»Woher wissen Sie das?«
    Â»Ich habe das Vernehmungsprotokoll gesehen.«
    Â»Ach ja?«
    Brenna nickte. »Ich habe den gesamten Polizeibericht gesehen.«
    Â»Wann?«
    Â»Vor elf Jahren.«
    Er lächelte erneut.
    Â»Aber, äh … gestern Abend noch einmal.« Brenna zog den kleinen Stapel Unterlagen, den ihr Nelson überlassen hatte, aus der Tasche und schob ihn über den Tisch. »Ich habe Nelson gesagt, dass ich diese Papiere nur Ihnen zeigen würde. Er misstraut der Polizei. Oder vielleicht misstraut er auch nur mittelalterlichen Typen in Trans-ams …«
    Morasco blätterte zwischen den vergilbten Zeitungsausschnitten, den Kindergartenfotos, den Familienporträts und schließlich der Polizeiakte herum. »Woher hat er dieses Zeug?«
    Â»Carol hatte es auf dem Boden einer Truhe mit Handarbeitssachen versteckt.«
    Â»Ein interessantes Hobby.«
    Â»Sie hat Iris gesucht.«
    Morasco sah sie reglos an. »Haben wir das nicht alle?«
    Brenna trank einen Schluck Kaffee und verbrannte sich die Zunge. Man konnte in diesen Kaffeehausketten endlos warten, aber trotzdem blieb der Kaffee siedend heiß. Sie nahm den Deckel ab und blies auf die Flüssigkeit. »Ich glaube, dass es vielleicht eine direkte Verbindung
gibt.«
    Â»Zwischen Carol und Iris?«
    Â»Nein«, erklärte sie. »Zwischen dem Mord an Carol Wentz und dem Fall Iris Neff.« Sie erzählte ihm davon, dass sich Carol als Lydia ausgegeben und ihren Freundinnen im Chatroom erzählt hatte, ihre vermisste Tochter wäre wiederaufgetaucht, dass ein junges Mädchen Nelson angerufen und behauptet hatte, alles wäre seine Schuld …
    â€¦ zählte aber nicht zwei und zwei zusammen. Weil er dazu schließlich selber in der Lage war.
    Â»Sie denken, Iris Neff ist zurückgekommen und hat Carol umgebracht.«
    Â»Nein«, widersprach sie ihm. »Aber ich denke, dass die beiden möglicherweise Kontakt

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