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Dornröschenschlaf

Dornröschenschlaf

Titel: Dornröschenschlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Gaylin
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Bild von ihm und Carol an ihrem Hochzeitstag, am 26. Mai 1995. Sie standen vor dem Rathaus in New York, Carol in einem praktischen, cremefarbenen Kleid und Nelson in dem Anzug, in dem er morgens ins Büro gefahren war. Sie hatten sich während seiner Mittagspause trauen lassen. Carol war mit dem Zug zum Standesamt gekommen und sofort nach der Zeremonie wieder nach Hause zurückgekehrt. Das Foto hatte ein Fremder auf der Straße, ein Farbiger, mit einer Einwegkamera gemacht. Nelson konnte sich noch nicht mal mehr daran erinnern, ob der Mann eher jung oder eher alt gewesen war. Doch er wusste, Carol hatte ihre Blumen selbst gekauft, in einem kleinen Laden in der Chambers Street. Ich erinnere mich an meinen Hochzeitstag, ging es Nelson durch den Kopf. Und dann klingelte erneut das Telefon.

18
    Der Cop mit dem hässlich-schönen Gesicht hatte einen Subaru Vivio gefahren. Seit ihre ältere Schwester in den Wagen gestiegen war, den sie nur als »hellblau« hatte beschreiben können, hatte Brenna es sich zur Aufgabe gemacht, so viel wie möglich über Fahrzeuge zu lernen und sich Modell und Marke der meisten Wagen, mit denen sie in Kontakt gekommen war, gemerkt. Infolge dieser Neigung in Zusammenhang mit ihrem einmaligen Gedächtnis konnte sie inzwischen beinahe jeden Wagen praktisch eindeutig identifizieren und sogar noch sagen, wann er vom Band gelaufen war.
    Dieser besondere Subaru Vivio Bistro war in den Jahren 95 und 96 am beliebtesten gewesen, denn er war ein Kleinwagen in einer Art europäischem Retro-Look, dessen gerundete Motorhaube an einen Mini Cooper erinnerte. Bevor sie sich für ihren viertürigen Volvo entschieden hatten, hatten Brenna und Jim sich 1997 selbst verschiedene Subarus angesehen, deshalb kannte sie sich damit aus. Die Produktion des Vivio, der 1992 auf den Markt gekommen war, hatte man 1998 wieder eingestellt, weshalb es das Auto, das an Nelsons Haus vorbeigefahren war, eindeutig bereits gegeben haben musste, als Iris Neff verschwunden war.
    Könnte es der blaue Wagen sein, in den Iris gestiegen war? Hatte Nick Morasco seinen Job möglicherweise dadurch in Gefahr gebracht, dass er angedeutet hatte, dass ein anderer Polizist in das Verschwinden eines kleinen Mädchens verwickelt gewesen war?
    Sicher hätte Brenna sich gesagt, dass sie übertrieben voreilige Schlüsse aus der ganzen Sache zog, spräche nicht ein besonderes Detail für ihre Theorie: Zwei der auffallendsten Eigenschaften des Bistro waren die runden Standlichter unterhalb der Scheinwerfer und die leicht gerundete Stoßstange – runde Augen und ein Lächeln. Ein fröhliches Gefährt, das wie ein Spielzeug aussah, weshalb ein dreieinhalbjähriges Kind wie M. problemlos davon ausgegangen war, dass es aus einer Elfenwerkstatt kam.
    Brenna wählte die Nummer der Polizeistation von Tarry Ridge und fragte nach Morasco, aber wieder einmal sprang nur seine Mailbox an. Warum zum Teufel ging der Kerl nicht dran?
    Sie war schon einmal auf der Polizeiwache gewesen – am 21. Oktober 1998. Damals hatte sie ganze sechs Minuten vor dem winzigen Empfangstisch gegenüber einer blutjungen Beamtin mit wild gelocktem blondem Haar, einer kräftigen Statur und einem Namensschild, auf dem Fields gestanden hatte, zugebracht.
    Â»Ich habe Informationen zum Fall Iris Neff.« Brennas Wangen glühen. Sie hat kaum genügend Luft, zu sprechen, denn ihr Wagen steht drei Häuserblocks entfernt, und sie ist den ganzen Weg hierher gejoggt. Was ist das nur für eine Polizeistation, vor der es keinen öffentlichen Parkplatz gibt?
    Â»Sie können mir auch sagen, worum es geht, Ma’am.« Fields hat ein speckig glänzendes Gesicht, und die Akne auf ihren Wangen sieht wie der Glitter auf dem Gemälde eines Kindes aus. Brenna schätzt, dass die Beamtin höchstens einundzwanzig ist.
    Â»Ich würde lieber mit Detective Morasco sprechen, wenn das für Sie in Ordnung ist.«
    Â»Er ist gerade nicht da, Ma’am. Aber, wie gesagt, Sie können auch mit mir sprechen.«
    Â»Ich … ich bin Privatdetektivin. Gestern habe ich mit Kaye im Wax Attax gesprochen, wo sonntags diese Lesestunde für Kinder abgehalten wird.«
    Die junge Polizistin sieht sie an, als hätte sie Seite 78 der Brüder Karamasow im russischen Original zitiert.
    Â»Wie dem auch sei … während einer dieser Lesestunden hat Iris Kaye erzählt, dass der Weihnachtsmann sie ab und zu

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