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Dornröschenschlaf

Dornröschenschlaf

Titel: Dornröschenschlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Gaylin
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viel billiger waren als hier. Vielleicht also hat jemand die Kiste dort gekauft und importiert.«
    Â»Gehst du noch die Unterlagen der Kfz-Zulassungsstelle durch?«
    Â»Ich werde sie so genau unter die Lupe nehmen, als wären sie Kim Kardashians Hinterteil«, erklärte er. »Oh, und vergiss nicht deinen Termin mit Sarah Stoller. Ihr seid um vier verabredet.«
    Brenna fuhr zusammen. Ihre neueste Mandantin, eine Psychiaterin, lebte in einem kleinen Haus auf dem Klinikgelände von White Plains, und sie fürchtete sich vor ihrem Besuch bei dieser Frau. Vielleicht wegen der forschenden Blicke, mit denen Psychiater sie bedachten, sobald sie von ihrem Syndrom erfuhren, oder vielleicht auch, weil ihr Hirn in ihrer Jugend allmonatlich von Dr. Lieberman durchleuchtet worden war – aus welchem Grund auch immer machte das Zusammensein mit Seelenklempnern sie nervös. Trotzdem sagte sie: »Ich werde pünktlich sein.«
    Nach Ende des Gesprächs mit Trent rief sie bei Nelson an. Wie nicht anders zu erwarten, sprang gleich nach dem ersten Klingeln der Anrufbeantworter an. Nelson hatte das Gerät also noch nicht wieder in den Normalzustand zurückversetzt, was aus ihrer Sicht durchaus verständlich war. Schließlich hatte sie in der Bibliothek den ihr von Trent geschickten Link zur New York Post in den Computer eingegeben und ein riesengroßes Bild des grinsenden Nelson neben einem vernichtenden Artikel mit dem lapidaren Titel Abgedreht über das Auffinden der Tatwaffe im Mordfall Carol Wentz entdeckt.
    Brenna rief noch mal bei Nelson an, erreichte den AB , legte wieder auf, gab erneut die Nummer ein, erreichte den AB  … und schrie in den Hörer: »Bitte, Nelson, gehen Sie dran. Ich habe eine Frage, bitte, gehen Sie dran«, als mache ihr Schreien trotz der heruntergedrehten Lautstärke des Wentz’schen Telefons auch nur den geringsten Unterschied. Gerade als sie abermals den roten Knopf von ihrem Handy drücken wollte, drang Nelsons ruhige, leise Stimme an ihr Ohr. »Ja, Miss Spector?«
    Â»Nelson, ich bin wirklich froh, dass Sie ans Telefon gegangen sind. Hören Sie, wir haben Carols Handyverbindungen der letzten beiden Wochen.«
    Â»Ms Spector, ich kann mich nicht erinnern, Ihnen jemals angeboten zu haben, mich einfach beim Vornamen zu nennen. Schließlich bin ich alt genug, um Ihr Vater zu sein. Erweisen Sie mir also bitte wenigstens so viel Respekt, mich Mr Wentz zu nennen, ja?«
    Brenna hob die Brauen. »Meiii-netwegen. Tut mir leid.«
    Â»Ich nehme Ihre Entschuldigung an.«
    Brenna starrte auf ihr Handy, als wäre es schuld an Nelsons seltsam unterkühltem Ton. Man hätte meinen können, dass er sich noch ein paar – unverdünnte – Scotch genehmigt hatte, nachdem sie gegangen war, nur dass seine Stimme statt verwaschen eher viel zu nüchtern klang.
    Â»Ich rufe an, weil ich von Ihnen wissen muss, ob Carol … Mrs Wentz sich gern Seifenopern und speziell The Day’s End angeschaut hat.«
    Nelson antwortete nicht.
    Â»Sind Sie noch da?«
    Â»Carol hat nie Seifenopern gesehen.«
    Â»Okay. Das hätte ich auch nicht gedacht, nur –«
    Â»Danke für alles, was Sie für mich getan haben, Miss Spector«, fiel er ihr ins Wort.
    Inzwischen hatte sie den Rand der Wohnanlage Waterside erreicht und hielt neben dem Marmorschild. »Wie bitte?«
    Â»Ich brauche Sie nicht mehr.«
    Â»Aber … Nel… aber, Mr Wentz –«
    Â»Bitte schicken Sie mir Ihre Abschlussrechnung. Ich werde sie ohne Abzüge begleichen.«
    Â»Ich verstehe nicht …«, setzte sie an, doch er hatte bereits aufgelegt, und lange blieb sie in ihrem Wagen sitzen, starrte aus dem Fenster und ging das seltsame Gespräch mehrere Male in Gedanken durch. Nicht was Nelson gesagt hatte, hatte sie aus dem Gleichgewicht gebracht, sondern sein Ton. Jedes Mal wenn sie die Unterhaltung in Gedanken abspulte, fiel er ihr wieder auf, und mit jedem Mal nahm ihr Gefühl der Angst noch zu. Nelsons Stimme hatte völlig flach und hohl geklungen. So, als hätte er gesprochen, während ihm jemand eine Waffe an die Schläfe hielt.

21
    Geschafft, sagte sich Nelson und legte den Hörer wieder auf. Doch das Unbehagen und der Schweiß, der ihm über den Rücken lief, ihn am Hals kitzelte, die Brust hinunterrann, sich unter seinen Hosenbeinen sammelte und über seinen Körper kroch, bis er mehr nass als

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