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Dornröschenschlaf

Dornröschenschlaf

Titel: Dornröschenschlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Gaylin
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Handtasche und zog eine Visitenkarte daraus hervor. »Ist einer der beiden zu Hause? Ich habe den Wagen in der Einfahrt stehen sehen.«
    Die Haushälterin sah sie aus zusammengekniffenen Augen an. »Es gibt keine Mrs Garvey«, sagte sie, als wie aufs Stichwort eine lebende griechische Statue auf der Bildfläche erschien. Ihr goldenes Haar war leicht zerzaust, die leuchtend grünen Augen in dem feingemeißelten Gesicht strahlten heller als der Kronleuchter im Fenster, und das blendend weiße Polohemd hob sich vorteilhaft von den perfekt gebräunten Armen ab. So sahen im Kino immer die Bosse riesengroßer Unternehmen aus, so perfekt und strahlend, dass ihr Anblick Brenna beinahe die Tränen in die Augen trieb. Diesen Menschen hatte Carol elfmal angerufen, aber jedes Mal nach wenigen Sekunden wieder aufgelegt?
    Â»Mr Garvey?«
    Â»Ja?«
    Sein Lächeln war so hell, dass Brennas Pupillen sich zusammenzogen, wie wenn sie in die Sonne sah.
    Â»Mein Name ist Brenna Spector«, stellte sie sich vor und hielt ihm ihre Visitenkarte hin. »Ich helfe der Polizei bei ihren Ermittlungen im Mordfall Carol Wentz.«
    Â»Ja?«
    Â»Kannten Sie Carol Wentz?«
    Â»Nein. Ich meine, natürlich habe ich von dem Mord in den Nachrichten gehört. Aber davon abgesehen habe ich sie nicht gekannt.« Er runzelte die Stirn. »Warum?«
    Â»Sie kannte anscheinend Sie.«
    Sein Stirnrunzeln verstärkte sich. »Möchten Sie vielleicht reinkommen?«
    Â»Ja, bitte.«
    Garvey nickte seiner Angestellten zu, die umgehend verschwand, und als Brenna hinter ihm den großen, hohen Wohnbereich betrat, rang sie unweigerlich nach Luft. Alles in dem Raum war weiß – vom Kronleuchter über die Treppe und die Galerie, die bombastischen Sessel und den handgewebten Teppich bis hin zu den glänzenden Holzdielen und den ionischen Säulen links und rechts des aus weißem Stein gemauerten Kamins. Es sah aus, als hätte Garvey diese Farbe extra ausgewählt, damit seine Bräune möglichst vorteilhaft zur Geltung kam. Außer ihm hoben sich nur die beiden Emmys und die ausnehmend gelungenen Fotos zweier Kinder in verschiedenen Altersstufen, die auf dem Kaminsims standen, von der strahlenden Umgebung ab. Beide Kinder waren tadellos gekleidet und genauso blond und attraktiv wie der Mann, der Brenna gegenüberstand. Der Junge war anscheinend jünger und hatte auf jedem Bild ein breites Grinsen im Gesicht, das Mädchen aber hatte eine kerzengerade Haltung und schaute deutlich ernster in die Kamera.
    Â»Meine Kinder«, klärte Garvey Brenna auf. »Justin und Emily. Ich bin geschieden, aber an den meisten Wochenenden und rein zufällig auch heute Abend sind die beiden hier.«
    Â»Eigentlich hatte ich mir die Emmys angesehen.«
    Â»Serien-Emmys«, gab er lächelnd zu. »Die Dinger gibt’s wie Sand am Meer.«
    Â»Dann spielen Sie also in einer Serie mit?«
    Er nickte. »The Day’s End.«
    Â»Das ist die Lieblingsserie meiner Mom!«
    Â»Dann können Sie ihr erzählen, dass Sie Dr. Shane Kirby begegnet sind.«
    Â»Das tue ich auf jeden Fall.« Brenna blickte wieder ihre Tasche an. »Ehrlich gesagt, spreche ich nicht allzu oft mit ihr. Aber wenn wir das nächste Mal telefonieren …«
    Â»Bleibt Ihnen dank mir ein peinlicher Moment der Stille erspart.«
    Â»Auf jeden Fall.«
    Â»Dafür sind Seifenopern schließlich da.«
    Brenna hörte, dass ein Lächeln in der seidig weichen Stimme ihres Gegenübers lag. Obwohl er wusste, dass sie im Begriff stand, ihn nach einer Frau zu fragen, die ermordet worden war, grinste er sie fröhlich an. Er schien ein wirklich guter Schauspieler zu sein. Sie fragte sich, was seine Exfrau und vor allem Carol Wentz von dieser Fähigkeit gehalten hatten. Carol mit dem gequälten Blick, der unglücklichen, langweiligen Ehe und den geheimen Obsessionen, die unter ihren Nähsachen und ihrem sozialen Engagement vergraben gewesen waren … »Willis?«
    Â»Will. Eigentlich heiße ich Willis, aber immer wenn ich diesen Namen höre, denke ich an diesen Jungen aus Diff’rent Strokes. Erinnern Sie sich an die Serie?«
    Â»Na klar. Kennen Sie Lydia Neff?«
    Er blinzelte verwirrt. »Ich dachte, es ginge um diese Carol Wentz.«
    Â»Das auch.«
    Â»Nun, ich habe diese Carol nicht gekannt. Und eine … wie heißt diese andere Frau noch

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