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Double Cross. Falsches Spiel

Double Cross. Falsches Spiel

Titel: Double Cross. Falsches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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wahr?«
    Becker erwartete keine Antwort. »Mein Gott, war sie schön.
    Und verdammt groß. Sie sprach ein perfektes Englisch mit britischem Akzent. Angeblich war ihre Mutter Engländerin. Den Sommer 1936 verbrachte sie in Spanien und trieb es dort mit einem spanischen Faschisten namens Romero. Und wie es der Zufall will, ist Romero Talentspäher für die Abwehr. Er ruft in Berlin an, kassiert sein Honorar und liefert sie aus. Die Abwehr legt ihr Daumenschrauben an. Sie sagen der schönen Anna, daß das Vaterland sie braucht und daß Papa von Steiner im Konzentrationslager landet, wenn sie nicht kooperiert.«
    »Wer war ihr Führungsoffizier?«
    »Ich kenne seinen Namen nicht. Ein griesgrämiger Kerl. Ein kluger Kopf, wie Sie, aber skrupellos.«

    »Hieß er Vogel?«
    »Ich weiß nicht - könnte sein.«
    »Haben Sie sie nie wiedergesehen?«
    »Nein, nur dieses eine Mal.«
    »Was geschah mit ihr?«
    Becker bekam einen weiteren Hustenanfall, den eine neue Zigarette zu kurieren schien.
    »Ich erzähle Ihnen nur, was ich gehört habe, nicht, was ich weiß. Der Unterschied ist Ihnen doch klar?«
    »Der Unterschied ist mir klar.«
    »Wir hörten von einem Lager in Bayern, irgendwo in den Bergen. Es lag sehr abgeschieden, und alle Zufahrtsstraßen waren gesperrt. Sehr lästig für die Anwohner. Man munkelte, daß dort Spezialagenten ausgebildet wurden, Agenten, die frühzeitig nach England geschickt und eine perfekte Tarnung erhalten sollten.«
    »Und sie gehörte zu diesen Agenten?«
    »Ja, Alfred. Das hatten wir doch schon. Passen Sie bitte besser auf.«
    Er brach sich erneut ein Stück Schokolade ab. »Es war, als sei ein englisches Dorf vom Himmel gefallen und mitten in Bayern gelandet. Es gab dort einen Pub, ein kleines Hotel, Cottages, ja, sogar eine anglikanische Kirche. Jedem Agenten wurde für die Dauer von mindestens sechs Monaten ein Cottage zugewiesen.
    Morgens lasen sie bei Tee und Gebäck in einem Café die Londoner Zeitungen. Beim Einkaufen sprachen sie englisch, und sie hörten Rundfunksendungen der BBC, die zu der Zeit gerade beliebt waren.«
    »Weiter, Karl.«
    »Sie lernten spezielle Codes und spezielle Regeln für Treffs.
    Sie erhielten eine gründlichere militärische Ausbildung.
    Lautloses Töten und solche Scherze. Abends schickte man den Jungs englischsprachige Huren, damit sie auf englisch ficken konnten.«
    »Und was war mit der Frau?«
    »Angeblich trieb sie es mit ihrem Führungsoffizier - wie, sagten Sie, war sein Name? Vogel? Aber auch das war nur ein Gerücht.«
    »Sind Sie ihr jemals in Großbritannien begegnet?«
    »Nein.«
    »Ich will die Wahrheit, Karl!« bellte Vicary so laut, daß einer der Wärter den Kopf zur Tür hereinstreckte, um festzustellen, ob es Probleme gab.
    »Das ist die Wahrheit! Mein Gott, in einem Moment sind Sie Alfred Vicary und im nächsten Heinrich Himmler. Ich habe sie nie wiedergesehen.«
    Vicary sprach deutsch weiter. Er wollte verhindern, daß die Wärter ihre Unterhaltung mithörten.
    »Kennen Sie ihren Decknamen?«
    »Nein«, antwortete Becker in derselben Sprache.
    »Kennen Sie ihre Adresse?«
    »Nein.«
    »Wissen Sie, ob sie in London operiert?«
    »Nach dem, was ich weiß, könnte sie genausogut auf dem Mond operieren, Alfred.«
    Vicary stieß einen lauten Seufzer aus. All diese Informationen waren interessant, aber wie die Entdeckung des Mordes an Beatrice Pymm brachten sie ihn keinen entscheidenden Schritt weiter. »Haben Sie mir alles gesagt, was Sie wissen, Karl?«
    Becker lächelte. »Sie soll im Bett unglaublich gut sein.«
    Becker bemerkte, wie Vicarys Wangen erröteten. »Verzeihen Sie, Alfred, ich vergaß, wie prüde Sie manchmal sein können.«
    Sie sprachen immer noch deutsch. Vicary fragte: »Warum haben Sie uns das nicht früher erzählt - die Sache mit den Spezialagenten?«
    »Aber das habe ich doch, Alfred, mein Alter.«
    »Wem haben Sie es erzählt? Mir jedenfalls nicht.«
    »Boothby habe ich es erzählt.«
    Vicary spürte, wie ihm das Blut ins Gesicht schoß und sein Herz wie wild zu schlagen begann. Boothby? Warum um alles in der Welt sollte Boothby Becker verhören? Und warum in seiner Abwesenheit? Becker war sein Agent. Er hatte ihn verhaftet. Er hatte ihn umgedreht und ließ ihn für sich arbeiten.
    »Wann haben Sie es Boothby erzählt?« fragte er mit unbewegter Miene.
    »Ich weiß nicht - hier drinnen verliert man das Zeitgefühl.
    Vor ein paar Monaten. Im September vielleicht. Nein, wohl eher im Oktober. Ja, ich glaube, es war im

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